Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.O verdien' ich dieses Schweigen? erwiedert' ich Es verschwebten an seiner Stirne die Runzeln Er warf mir einen Blick zu, der mir auf ewig Und auch Cäcilie kann ich nicht enträthseln. Jch trat gestern Abend die Treppen herauf. Phaethon, rief sie ängstlich, nicht diesen Unge- O verdien’ ich dieſes Schweigen? erwiedert’ ich Es verſchwebten an ſeiner Stirne die Runzeln Er warf mir einen Blick zu, der mir auf ewig Und auch Caͤcilie kann ich nicht entraͤthſeln. Jch trat geſtern Abend die Treppen herauf. Phaethon, rief ſie aͤngſtlich, nicht dieſen Unge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0148" n="138"/> <p>O verdien’ ich dieſes Schweigen? erwiedert’ ich<lb/> heftiger und eine Thraͤne rollte mir aus dem Auge.</p><lb/> <p>Es verſchwebten an ſeiner Stirne die Runzeln<lb/> und er ſagte, halb finſter, halb wehmuͤthig, mit<lb/> einem unerklaͤrbaren Blick: Auch ich trag’ etwas<lb/> auf der Bruſt, aber frage mich nicht — er ward<lb/> ernſter — ich darf nicht weiter davon ſprechen.</p><lb/> <p>Er warf mir einen Blick zu, der mir auf ewig<lb/> die Zunge laͤhmte. Dann ſagt’ er noch einmal:<lb/> frage nie mehr, und gieng fort.</p><lb/> <p>Und auch Caͤcilie kann ich nicht entraͤthſeln.<lb/> Sie iſt geheimnißvoll wie die ſtille Nachtviole.<lb/> Nur Atalanta iſt, wie eine off’ne Roſe, der man<lb/> bis in des Kelches Tiefe ſchaut.</p><lb/> <p>Jch trat geſtern Abend die Treppen herauf.<lb/> Es war ſchon dunkel. Atalanta flog durch eine<lb/> Thuͤre; ich kannte ihren Tritt. Schnell folgt’ ich<lb/> ihr. Jch erreichte ſie, ſank ihr wild um den Hals<lb/> und rief wie raſend: Ewig, ewig dein ....</p><lb/> <p>Phaethon, rief ſie aͤngſtlich, nicht dieſen Unge-<lb/> ſtuͤm, und wand ſich los aus meinen Armen. Jch<lb/> wollte ſie halten, blickte hinter mich, da ſtand ....<lb/> Caͤcilie vor mir. Atalanta flog mit einem Schrey<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [138/0148]
O verdien’ ich dieſes Schweigen? erwiedert’ ich
heftiger und eine Thraͤne rollte mir aus dem Auge.
Es verſchwebten an ſeiner Stirne die Runzeln
und er ſagte, halb finſter, halb wehmuͤthig, mit
einem unerklaͤrbaren Blick: Auch ich trag’ etwas
auf der Bruſt, aber frage mich nicht — er ward
ernſter — ich darf nicht weiter davon ſprechen.
Er warf mir einen Blick zu, der mir auf ewig
die Zunge laͤhmte. Dann ſagt’ er noch einmal:
frage nie mehr, und gieng fort.
Und auch Caͤcilie kann ich nicht entraͤthſeln.
Sie iſt geheimnißvoll wie die ſtille Nachtviole.
Nur Atalanta iſt, wie eine off’ne Roſe, der man
bis in des Kelches Tiefe ſchaut.
Jch trat geſtern Abend die Treppen herauf.
Es war ſchon dunkel. Atalanta flog durch eine
Thuͤre; ich kannte ihren Tritt. Schnell folgt’ ich
ihr. Jch erreichte ſie, ſank ihr wild um den Hals
und rief wie raſend: Ewig, ewig dein ....
Phaethon, rief ſie aͤngſtlich, nicht dieſen Unge-
ſtuͤm, und wand ſich los aus meinen Armen. Jch
wollte ſie halten, blickte hinter mich, da ſtand ....
Caͤcilie vor mir. Atalanta flog mit einem Schrey
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