Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.blickte. Lange blieb ich stehen und wunderbare Ge- Da bemerkt' ich, daß das dichte Rosenlaub Jch stieg auf ihr hinab. Da stand ich plötz- Und wieder blieb ich stehen, und bedachte mich, Da gewahrt' ich eine Thüre. Ein junger Ge- blickte. Lange blieb ich ſtehen und wunderbare Ge- Da bemerkt’ ich, daß das dichte Roſenlaub Jch ſtieg auf ihr hinab. Da ſtand ich ploͤtz- Und wieder blieb ich ſtehen, und bedachte mich, Da gewahrt’ ich eine Thuͤre. Ein junger Ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0127" n="117"/> blickte. Lange blieb ich ſtehen und wunderbare Ge-<lb/> danken erweckten ſich in meiner Seele.</p><lb/> <p>Da bemerkt’ ich, daß das dichte Roſenlaub<lb/> auseinandergeſchoben war und eine kleine Oeffnung<lb/> ſich zeigte durch das getheilte Gezweige. Jch weiß<lb/> nicht, wie’s mir einfiel, durchzuſchluͤpfen, und<lb/> wunderbar! ich ſtand an einer Treppe, die in die<lb/> Tiefe ſich hinunterſenkte.</p><lb/> <p>Jch ſtieg auf ihr hinab. Da ſtand ich ploͤtz-<lb/> lich vor einer Sphinx, aus dunkelm Baſalt gehauen.<lb/> Ein tiefer Schauer uͤberlief mich, und eine inn’re<lb/> Stimme rief mir zu: fuͤrchte, fuͤrchte das Geheim-<lb/> niß, Juͤnger!</p><lb/> <p>Und wieder blieb ich ſtehen, und bedachte mich,<lb/> ob ich die Treppe wollte hinabſteigen.</p><lb/> <p>Da gewahrt’ ich eine Thuͤre. Ein junger Ge-<lb/> nius war auf ihr gebildet, der mit der einen Hand<lb/> eine Fackel ſenkte, und mit der andern eine Tafel<lb/> hielt, worauf die Worte ſtanden mit der Schrift<lb/> des Griechen: Vaterland und Liebe. Und wie ich<lb/> leiſe an die Thuͤre ſtieß, da gieng ſie auf mit einem<lb/> dumpfen Droͤhnen.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0127]
blickte. Lange blieb ich ſtehen und wunderbare Ge-
danken erweckten ſich in meiner Seele.
Da bemerkt’ ich, daß das dichte Roſenlaub
auseinandergeſchoben war und eine kleine Oeffnung
ſich zeigte durch das getheilte Gezweige. Jch weiß
nicht, wie’s mir einfiel, durchzuſchluͤpfen, und
wunderbar! ich ſtand an einer Treppe, die in die
Tiefe ſich hinunterſenkte.
Jch ſtieg auf ihr hinab. Da ſtand ich ploͤtz-
lich vor einer Sphinx, aus dunkelm Baſalt gehauen.
Ein tiefer Schauer uͤberlief mich, und eine inn’re
Stimme rief mir zu: fuͤrchte, fuͤrchte das Geheim-
niß, Juͤnger!
Und wieder blieb ich ſtehen, und bedachte mich,
ob ich die Treppe wollte hinabſteigen.
Da gewahrt’ ich eine Thuͤre. Ein junger Ge-
nius war auf ihr gebildet, der mit der einen Hand
eine Fackel ſenkte, und mit der andern eine Tafel
hielt, worauf die Worte ſtanden mit der Schrift
des Griechen: Vaterland und Liebe. Und wie ich
leiſe an die Thuͤre ſtieß, da gieng ſie auf mit einem
dumpfen Droͤhnen.
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