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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.

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trachtung der einzelnen Schönheit des Geliebten zur
Allgemeinen, wenn er allmählich die Schönheit der
Seele versteht wie die Schönheit des Körpers, und
diese ihm wird wie eine bald erlöschende Flamme,
und jene, wie die große, ewige Sonne, und er
aufsteigt von der Stufe der sittlichen Schönheit zur
Stufe der Allumfassenden des Geistigen, wenn der
Himmelstrunk'ne dann der höchsten Stufe sich nä-
hert, und urplötzlich der Schleyer des Göttlichsten
der Geheimnisse verschwindet, wie die Wolke vor
dem blendend wallenden Licht der heiligen Sonne,
und der Selige anschaut die ewige, weder Anfang
und Wachsen, noch Abnehmen und Vergehen ken-
nende, in allen Theilen vollkommene, von aller
Hülle befreyte, reine und lautere, sich gleichblei-
bende Urschönheit, und alle blosen Abbilder, wie
matte bläuliche Funken, vor seinem Geiste zusam-
menschweben mit dem Urlicht, und er unsterblich
sich siehet, und der Gottheit befreundet ........

Atalanta .... Geliebte .... Engel .... du
bist's, die mich hinanhebt auf den Sprossen der ge-
heimnißvollen Leiter der Schönheit! du bist's, rief
ich wie wahnsinnig, und umfaßte die Weinende
mit meinen Armen, ihr weicher Busen schlug an
dem meinen, ihr Mund bebte auf dem meinen,

trachtung der einzelnen Schoͤnheit des Geliebten zur
Allgemeinen, wenn er allmaͤhlich die Schoͤnheit der
Seele verſteht wie die Schoͤnheit des Koͤrpers, und
dieſe ihm wird wie eine bald erloͤſchende Flamme,
und jene, wie die große, ewige Sonne, und er
aufſteigt von der Stufe der ſittlichen Schoͤnheit zur
Stufe der Allumfaſſenden des Geiſtigen, wenn der
Himmelstrunk’ne dann der hoͤchſten Stufe ſich naͤ-
hert, und urploͤtzlich der Schleyer des Goͤttlichſten
der Geheimniſſe verſchwindet, wie die Wolke vor
dem blendend wallenden Licht der heiligen Sonne,
und der Selige anſchaut die ewige, weder Anfang
und Wachſen, noch Abnehmen und Vergehen ken-
nende, in allen Theilen vollkommene, von aller
Huͤlle befreyte, reine und lautere, ſich gleichblei-
bende Urſchoͤnheit, und alle bloſen Abbilder, wie
matte blaͤuliche Funken, vor ſeinem Geiſte zuſam-
menſchweben mit dem Urlicht, und er unſterblich
ſich ſiehet, und der Gottheit befreundet ........

Atalanta .... Geliebte .... Engel .... du
biſt’s, die mich hinanhebt auf den Sproſſen der ge-
heimnißvollen Leiter der Schoͤnheit! du biſt’s, rief
ich wie wahnſinnig, und umfaßte die Weinende
mit meinen Armen, ihr weicher Buſen ſchlug an
dem meinen, ihr Mund bebte auf dem meinen,

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[114/0124] trachtung der einzelnen Schoͤnheit des Geliebten zur Allgemeinen, wenn er allmaͤhlich die Schoͤnheit der Seele verſteht wie die Schoͤnheit des Koͤrpers, und dieſe ihm wird wie eine bald erloͤſchende Flamme, und jene, wie die große, ewige Sonne, und er aufſteigt von der Stufe der ſittlichen Schoͤnheit zur Stufe der Allumfaſſenden des Geiſtigen, wenn der Himmelstrunk’ne dann der hoͤchſten Stufe ſich naͤ- hert, und urploͤtzlich der Schleyer des Goͤttlichſten der Geheimniſſe verſchwindet, wie die Wolke vor dem blendend wallenden Licht der heiligen Sonne, und der Selige anſchaut die ewige, weder Anfang und Wachſen, noch Abnehmen und Vergehen ken- nende, in allen Theilen vollkommene, von aller Huͤlle befreyte, reine und lautere, ſich gleichblei- bende Urſchoͤnheit, und alle bloſen Abbilder, wie matte blaͤuliche Funken, vor ſeinem Geiſte zuſam- menſchweben mit dem Urlicht, und er unſterblich ſich ſiehet, und der Gottheit befreundet ........ Atalanta .... Geliebte .... Engel .... du biſt’s, die mich hinanhebt auf den Sproſſen der ge- heimnißvollen Leiter der Schoͤnheit! du biſt’s, rief ich wie wahnſinnig, und umfaßte die Weinende mit meinen Armen, ihr weicher Buſen ſchlug an dem meinen, ihr Mund bebte auf dem meinen,

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton01_1823/124>, abgerufen am 25.11.2024.