pfindung sich veranschaulicht, -- das Maß, durch welches sie erst zur verständnißfähigen Anschauung gelangt. Als selbstgegebenes Gesetz der Bewegung ist aber sein Stoff, durch den er äußerlich erkennbar und maßgebend wird, nothwendig aus einem anderen, als dem der Leibesbe¬ wegung, entnommen; nur durch ein von mir Unterschie¬ denes kann ich mich selbst erkennen; das von der Leibes¬ bewegung Unterschiedene ist aber das, was sich einem von dem Sinne dem die Leibesbewegung sich kundgiebt, unter¬ schiedenen Sinne mittheilt, und dieser ist das Ohr. Der Rhythmus, wie er aus der Nothwendigkeit der nach Ver¬ ständigung strebenden Leibesbewegung hervorgegangen, theilt sich als äußerlich dargestellte, maßgebende Nothwen¬ digkeit, als Gesetz, dem Tanzenden zunächst durch den nur dem Ohre wahrnehmbaren Schall mit, -- gerade wie in der Musik das abstrahirte Maß des Rhythmus, der Takt, durch eine wiederum dem Auge erkenntliche Bewegung mit¬ getheilt wird; die, in der Nothwendigkeit der Bewegung selbst bedingte, gleichmäßige Wiederholung stellt sich dem Tanzenden als auffordernde, bedingende Leitung seiner Bewegungen in der gleichmäßigen Wiederholung des Schalles dar, wie er am einfachsten zunächst durch Zusam¬ menschlagen der Hände, dann hölzerner, metallener oder sonstiger schallgebender Gegenstände erzeugt wird.
Dem Tänzer, der sich die Anordnung seiner Bewe¬
pfindung ſich veranſchaulicht, — das Maß, durch welches ſie erſt zur verſtändnißfähigen Anſchauung gelangt. Als ſelbſtgegebenes Geſetz der Bewegung iſt aber ſein Stoff, durch den er äußerlich erkennbar und maßgebend wird, nothwendig aus einem anderen, als dem der Leibesbe¬ wegung, entnommen; nur durch ein von mir Unterſchie¬ denes kann ich mich ſelbſt erkennen; das von der Leibes¬ bewegung Unterſchiedene iſt aber das, was ſich einem von dem Sinne dem die Leibesbewegung ſich kundgiebt, unter¬ ſchiedenen Sinne mittheilt, und dieſer iſt das Ohr. Der Rhythmus, wie er aus der Nothwendigkeit der nach Ver¬ ſtändigung ſtrebenden Leibesbewegung hervorgegangen, theilt ſich als äußerlich dargeſtellte, maßgebende Nothwen¬ digkeit, als Geſetz, dem Tanzenden zunächſt durch den nur dem Ohre wahrnehmbaren Schall mit, — gerade wie in der Muſik das abſtrahirte Maß des Rhythmus, der Takt, durch eine wiederum dem Auge erkenntliche Bewegung mit¬ getheilt wird; die, in der Nothwendigkeit der Bewegung ſelbſt bedingte, gleichmäßige Wiederholung ſtellt ſich dem Tanzenden als auffordernde, bedingende Leitung ſeiner Bewegungen in der gleichmäßigen Wiederholung des Schalles dar, wie er am einfachſten zunächſt durch Zuſam¬ menſchlagen der Hände, dann hölzerner, metallener oder ſonſtiger ſchallgebender Gegenſtände erzeugt wird.
Dem Tänzer, der ſich die Anordnung ſeiner Bewe¬
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pfindung ſich veranſchaulicht, — das Maß, durch welches
ſie erſt zur verſtändnißfähigen Anſchauung gelangt. Als
ſelbſtgegebenes Geſetz der Bewegung iſt aber ſein Stoff,
durch den er äußerlich erkennbar und maßgebend wird,
nothwendig aus einem anderen, als dem der Leibesbe¬
wegung, entnommen; nur durch ein von mir Unterſchie¬
denes kann ich mich ſelbſt erkennen; das von der Leibes¬
bewegung Unterſchiedene iſt aber das, was ſich einem von
dem Sinne dem die Leibesbewegung ſich kundgiebt, unter¬
ſchiedenen Sinne mittheilt, und dieſer iſt das Ohr. Der
Rhythmus, wie er aus der Nothwendigkeit der nach Ver¬
ſtändigung ſtrebenden Leibesbewegung hervorgegangen,
theilt ſich als äußerlich dargeſtellte, maßgebende Nothwen¬
digkeit, als Geſetz, dem Tanzenden zunächſt durch den nur
dem Ohre wahrnehmbaren Schall mit, — gerade wie in
der Muſik das abſtrahirte Maß des Rhythmus, der Takt,
durch eine wiederum dem Auge erkenntliche Bewegung mit¬
getheilt wird; die, in der Nothwendigkeit der Bewegung
ſelbſt bedingte, gleichmäßige Wiederholung ſtellt ſich dem
Tanzenden als auffordernde, bedingende Leitung ſeiner
Bewegungen in der gleichmäßigen Wiederholung des
Schalles dar, wie er am einfachſten zunächſt durch Zuſam¬
menſchlagen der Hände, dann hölzerner, metallener oder
ſonſtiger ſchallgebender Gegenſtände erzeugt wird.
Dem Tänzer, der ſich die Anordnung ſeiner Bewe¬
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Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_zukunft_1850/70>, abgerufen am 16.02.2025.
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