den: Geschirr, Zeug und Waffen, mit denen der König sein Reich mehrte. Da Neiding zu solcher Arbeit dem Schmiede die Bande lösen und ihm die freie Bewegung seines Leibes lassen mußte, so hatte er doch zu sorgen, wie er ihm die Flucht hindern möchte: und erfindungsvoll verfiel er darauf, ihm die Fußsehnen zu durchschneiden, da er weislich erwog, daß der Schmied nicht die Füße sondern nur die Hände zu seiner Arbeit gebrauchte.
So saß er nun da in seinem Jammer, der kunstreiche Wiland, der frohe Wunderschmied, gelähmt hinter der Esse, an der er arbeiten mußte seines Herrn Reichthum zu meh¬ ren; hinkend, verkrüppelt und häßlich, wenn er sich erhob! Wer mochte das Maß seines Elendes ermessen, wenn er zurückdachte an seine Freiheit, an seine Kunst, -- an sein schönes Weib! Wer die Größe seines Grimmes gegen die¬ sen König, der ihm so ungeheure Schmach angethan!
Durch die Esse blickte er sehnend auf zu dem blauen Himmel, durch den die Schwanenmaid einst geflogen kam; diese Luft war ihr seliges Reich, durch das sie wonnig frei dahinschwebte, während er den Qualm und Dunst des Schmiedeheerdes zum Nutzen Neidings einathmen mußte! Der schmälige, an sich selbst gekettete Mann, nie sollte er sein Weib wiederfinden können!
Ach! da er doch unselig sein soll auf immer, da ihm doch kein Trost, keine Freude mehr erblühen soll, -- wenn
den: Geſchirr, Zeug und Waffen, mit denen der König ſein Reich mehrte. Da Neiding zu ſolcher Arbeit dem Schmiede die Bande löſen und ihm die freie Bewegung ſeines Leibes laſſen mußte, ſo hatte er doch zu ſorgen, wie er ihm die Flucht hindern möchte: und erfindungsvoll verfiel er darauf, ihm die Fußſehnen zu durchſchneiden, da er weislich erwog, daß der Schmied nicht die Füße ſondern nur die Hände zu ſeiner Arbeit gebrauchte.
So ſaß er nun da in ſeinem Jammer, der kunſtreiche Wiland, der frohe Wunderſchmied, gelähmt hinter der Eſſe, an der er arbeiten mußte ſeines Herrn Reichthum zu meh¬ ren; hinkend, verkrüppelt und häßlich, wenn er ſich erhob! Wer mochte das Maß ſeines Elendes ermeſſen, wenn er zurückdachte an ſeine Freiheit, an ſeine Kunſt, — an ſein ſchönes Weib! Wer die Größe ſeines Grimmes gegen die¬ ſen König, der ihm ſo ungeheure Schmach angethan!
Durch die Eſſe blickte er ſehnend auf zu dem blauen Himmel, durch den die Schwanenmaid einſt geflogen kam; dieſe Luft war ihr ſeliges Reich, durch das ſie wonnig frei dahinſchwebte, während er den Qualm und Dunſt des Schmiedeheerdes zum Nutzen Neidings einathmen mußte! Der ſchmälige, an ſich ſelbſt gekettete Mann, nie ſollte er ſein Weib wiederfinden können!
Ach! da er doch unſelig ſein ſoll auf immer, da ihm doch kein Troſt, keine Freude mehr erblühen ſoll, — wenn
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den: Geſchirr, Zeug und Waffen, mit denen der König ſein
Reich mehrte. Da Neiding zu ſolcher Arbeit dem Schmiede
die Bande löſen und ihm die freie Bewegung ſeines Leibes
laſſen mußte, ſo hatte er doch zu ſorgen, wie er ihm die
Flucht hindern möchte: und erfindungsvoll verfiel er darauf,
ihm die Fußſehnen zu durchſchneiden, da er weislich erwog,
daß der Schmied nicht die Füße ſondern nur die Hände
zu ſeiner Arbeit gebrauchte.
So ſaß er nun da in ſeinem Jammer, der kunſtreiche
Wiland, der frohe Wunderſchmied, gelähmt hinter der Eſſe,
an der er arbeiten mußte ſeines Herrn Reichthum zu meh¬
ren; hinkend, verkrüppelt und häßlich, wenn er ſich erhob!
Wer mochte das Maß ſeines Elendes ermeſſen, wenn er
zurückdachte an ſeine Freiheit, an ſeine Kunſt, — an ſein
ſchönes Weib! Wer die Größe ſeines Grimmes gegen die¬
ſen König, der ihm ſo ungeheure Schmach angethan!
Durch die Eſſe blickte er ſehnend auf zu dem blauen
Himmel, durch den die Schwanenmaid einſt geflogen kam;
dieſe Luft war ihr ſeliges Reich, durch das ſie wonnig frei
dahinſchwebte, während er den Qualm und Dunſt des
Schmiedeheerdes zum Nutzen Neidings einathmen mußte!
Der ſchmälige, an ſich ſelbſt gekettete Mann, nie ſollte er
ſein Weib wiederfinden können!
Ach! da er doch unſelig ſein ſoll auf immer, da ihm
doch kein Troſt, keine Freude mehr erblühen ſoll, — wenn
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Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_zukunft_1850/247>, abgerufen am 16.02.2025.
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