kürliche Staatsgesetze sein Leben gestalten und ordnen; die wirkliche Kunst aber wird nicht eher leben, als bis ihre Gestaltungen nur den Gesetzen der Natur, nicht der despo¬ tischen Laune der Mode unterworfen zu sein brauchen. Denn wie der Mensch nur frei wird, wenn er sich seines Zusammenhanges mit der Natur freudig bewußt wird, so wird die Kunst nur frei, wenn sie sich ihres Zusammen¬ hanges mit dem Leben nicht mehr zu schämen hat. Nur im freudigen Bewußtsein seines Zusammenhanges mit der Natur überwindet der Mensch aber seine Abhängigkeit von ihr; ihre Abhängigkeit vom Leben überwindet die Kunst aber nur im Zusammenhange mit dem Leben wahrhafter, freier Menschen.
2. Leben, Wissenschaft und Kunst.
Gestaltet der Mensch das Leben unwillkürlich nach den Begriffen, welche sich aus seinen willkürlichen Anschau¬ ungen der Natur ergeben, und hält er den unwillkürlichen Ausdruck dieser Begriffe in der Religion fest, so werden sie ihm in der Wissenschaft Gegenstand willkürlicher, be¬ wußter Anschauung und Untersuchung.
Der Weg der Wissenschaft ist der vom Irrthum zur Erkenntniß, von der Vorstellung zur Wirklichkeit, von der
kürliche Staatsgeſetze ſein Leben geſtalten und ordnen; die wirkliche Kunſt aber wird nicht eher leben, als bis ihre Geſtaltungen nur den Geſetzen der Natur, nicht der deſpo¬ tiſchen Laune der Mode unterworfen zu ſein brauchen. Denn wie der Menſch nur frei wird, wenn er ſich ſeines Zuſammenhanges mit der Natur freudig bewußt wird, ſo wird die Kunſt nur frei, wenn ſie ſich ihres Zuſammen¬ hanges mit dem Leben nicht mehr zu ſchämen hat. Nur im freudigen Bewußtſein ſeines Zuſammenhanges mit der Natur überwindet der Menſch aber ſeine Abhängigkeit von ihr; ihre Abhängigkeit vom Leben überwindet die Kunſt aber nur im Zuſammenhange mit dem Leben wahrhafter, freier Menſchen.
2. Leben, Wiſſenſchaft und Kunſt.
Geſtaltet der Menſch das Leben unwillkürlich nach den Begriffen, welche ſich aus ſeinen willkürlichen Anſchau¬ ungen der Natur ergeben, und hält er den unwillkürlichen Ausdruck dieſer Begriffe in der Religion feſt, ſo werden ſie ihm in der Wiſſenſchaft Gegenſtand willkürlicher, be¬ wußter Anſchauung und Unterſuchung.
Der Weg der Wiſſenſchaft iſt der vom Irrthum zur Erkenntniß, von der Vorſtellung zur Wirklichkeit, von der
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kürliche Staatsgeſetze ſein Leben geſtalten und ordnen; die
wirkliche Kunſt aber wird nicht eher leben, als bis ihre
Geſtaltungen nur den Geſetzen der Natur, nicht der deſpo¬
tiſchen Laune der Mode unterworfen zu ſein brauchen.
Denn wie der Menſch nur frei wird, wenn er ſich ſeines
Zuſammenhanges mit der Natur freudig bewußt wird, ſo
wird die Kunſt nur frei, wenn ſie ſich ihres Zuſammen¬
hanges mit dem Leben nicht mehr zu ſchämen hat. Nur
im freudigen Bewußtſein ſeines Zuſammenhanges mit der
Natur überwindet der Menſch aber ſeine Abhängigkeit von
ihr; ihre Abhängigkeit vom Leben überwindet die Kunſt
aber nur im Zuſammenhange mit dem Leben wahrhafter,
freier Menſchen.
2.
Leben, Wiſſenſchaft und Kunſt.
Geſtaltet der Menſch das Leben unwillkürlich nach
den Begriffen, welche ſich aus ſeinen willkürlichen Anſchau¬
ungen der Natur ergeben, und hält er den unwillkürlichen
Ausdruck dieſer Begriffe in der Religion feſt, ſo werden
ſie ihm in der Wiſſenſchaft Gegenſtand willkürlicher, be¬
wußter Anſchauung und Unterſuchung.
Der Weg der Wiſſenſchaft iſt der vom Irrthum zur
Erkenntniß, von der Vorſtellung zur Wirklichkeit, von der
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Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_zukunft_1850/21>, abgerufen am 22.07.2024.
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