Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.
lichkeit hervorgehend: jede einzelne Kunstart vermag der Die Architektur kann keine höhere Absicht haben,
lichkeit hervorgehend: jede einzelne Kunſtart vermag der Die Architektur kann keine höhere Abſicht haben, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0203" n="187"/> lichkeit</hi> hervorgehend: jede einzelne Kunſtart vermag der<lb/> gemeinſamen Oeffentlichkeit zum <hi rendition="#g">vollen Verſtändniſſe</hi><lb/> nur durch gemeinſame Mittheilung mit den übrigen Kunſt¬<lb/> arten im Drama ſich zu erſchließen, denn die Abſicht jeder<lb/> einzelnen Kunſtart wird nur im gegenſeitig ſich verſtändi¬<lb/> genden und verſtändnißgebenden Zuſammenwirken aller<lb/> Kunſtarten vollſtändig erreicht. —</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Architektur</hi> kann keine höhere Abſicht haben,<lb/> als einer Genoſſenſchaft künſtleriſch ſich durch ſich ſelbſt dar¬<lb/> ſtellender Menſchen die räumliche Umgebung zu ſchaffen, die<lb/> dem menſchlichen Kunſtwerke zu ſeiner Kundgebung nothwen¬<lb/> dig iſt. Nur dasjenige Bauwerk iſt nach Nothwendigkeit er¬<lb/> richtet, das einem Zwecke des Menſchen am Dienlichſten<lb/> entſpricht: der höchſte Zweck des Menſchen iſt der künſt¬<lb/> leriſche, der höchſte künſtleriſche das Drama. Im gewöhn¬<lb/> lichem Nutzgebäude hat der Baukünſtler nur dem niedrig¬<lb/> ſten Zwecke der Menſchheit zu entſprechen: Schönheit iſt<lb/> in ihm Luxus. Im Luxusgebäude hat er einem unnöthigen<lb/> und unnatürlichen Bedürfniſſe zu entſprechen: ſein Schaf¬<lb/> fen iſt daher willkührlich, unproduktiv, unſchön. Bei der<lb/> Conſtruction desjenigen Gebäudes hingegen, das in allen<lb/> ſeinen Theilen einzig einem gemeinſamen künſtleriſchen<lb/> Zwecke entſprechen ſoll, — alſo des <hi rendition="#g">Theaters</hi>, hat der<lb/> Baumeiſter einzig als <hi rendition="#g">Künſtler</hi> und nach den Rückſichts¬<lb/> nahmen auf das <hi rendition="#g">Kunſtwerk</hi> zu verfahren. In einem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0203]
lichkeit hervorgehend: jede einzelne Kunſtart vermag der
gemeinſamen Oeffentlichkeit zum vollen Verſtändniſſe
nur durch gemeinſame Mittheilung mit den übrigen Kunſt¬
arten im Drama ſich zu erſchließen, denn die Abſicht jeder
einzelnen Kunſtart wird nur im gegenſeitig ſich verſtändi¬
genden und verſtändnißgebenden Zuſammenwirken aller
Kunſtarten vollſtändig erreicht. —
Die Architektur kann keine höhere Abſicht haben,
als einer Genoſſenſchaft künſtleriſch ſich durch ſich ſelbſt dar¬
ſtellender Menſchen die räumliche Umgebung zu ſchaffen, die
dem menſchlichen Kunſtwerke zu ſeiner Kundgebung nothwen¬
dig iſt. Nur dasjenige Bauwerk iſt nach Nothwendigkeit er¬
richtet, das einem Zwecke des Menſchen am Dienlichſten
entſpricht: der höchſte Zweck des Menſchen iſt der künſt¬
leriſche, der höchſte künſtleriſche das Drama. Im gewöhn¬
lichem Nutzgebäude hat der Baukünſtler nur dem niedrig¬
ſten Zwecke der Menſchheit zu entſprechen: Schönheit iſt
in ihm Luxus. Im Luxusgebäude hat er einem unnöthigen
und unnatürlichen Bedürfniſſe zu entſprechen: ſein Schaf¬
fen iſt daher willkührlich, unproduktiv, unſchön. Bei der
Conſtruction desjenigen Gebäudes hingegen, das in allen
ſeinen Theilen einzig einem gemeinſamen künſtleriſchen
Zwecke entſprechen ſoll, — alſo des Theaters, hat der
Baumeiſter einzig als Künſtler und nach den Rückſichts¬
nahmen auf das Kunſtwerk zu verfahren. In einem
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Zitationshilfe: | Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_zukunft_1850/203>, abgerufen am 16.02.2025. |