malerei; denn hier findet es unerschöpflichen Gegenstand und durch ihn unerschöpfliches Vermögen, während er nach anderen Richtungen hin als Darsteller der Natur nur mit willkürlichem Sichten, Sondern und Wählen verfahren kann, um unsrem durchaus unkünstlerischen Leben irgend kunst¬ würdige Gegenstände abzugewinnen. Je mehr die soge¬ nannte Historienmalerei durch Dichten und Deuten den schönen wahren Menschen und das schöne wahre Leben aus den, der Gegenwart entlegensten Erinnerungen uns vorzuführen sich bemüht, je mehr sie, bei dem ungeheuren Aufwande von Vermittelungen hierbei, die zwangvoll auf ihr lastende Aufgabe bekennt, mehr und etwas anderes sein zu müssen als dem Wesen einer Kunstart zu sein gebührt, -- desto mehr hat auch sie sich nach einer Erlösung zu sehnen, die, wie die einzig noth¬ wendige der Bildhauerei, eigentlich nur in ihrem Auf¬ gehen darin ausgesprochen sein könnte, woher sie ursprünglich die Kraft zum künstlerischen Leben ge¬ wonnen hatte, und dieß war eben das lebendige mensch¬ liche Kunstwerk selbst, dessen Erstehen aus dem Leben die Bedingungen vollkommen aufheben müßte, die ihr Dasein und Gedeihen als selbstständige Kunstart nothwendig machen konnten. Ein gesundes, nothwendiges Leben vermag die menschendarstellende Malerkunst unmöglich da zu füh¬ ren, wo, ohne Pinsel und Leinwand, im lebendigsten künst¬
malerei; denn hier findet es unerſchöpflichen Gegenſtand und durch ihn unerſchöpfliches Vermögen, während er nach anderen Richtungen hin als Darſteller der Natur nur mit willkürlichem Sichten, Sondern und Wählen verfahren kann, um unſrem durchaus unkünſtleriſchen Leben irgend kunſt¬ würdige Gegenſtände abzugewinnen. Je mehr die ſoge¬ nannte Hiſtorienmalerei durch Dichten und Deuten den ſchönen wahren Menſchen und das ſchöne wahre Leben aus den, der Gegenwart entlegenſten Erinnerungen uns vorzuführen ſich bemüht, je mehr ſie, bei dem ungeheuren Aufwande von Vermittelungen hierbei, die zwangvoll auf ihr laſtende Aufgabe bekennt, mehr und etwas anderes ſein zu müſſen als dem Weſen einer Kunſtart zu ſein gebührt, — deſto mehr hat auch ſie ſich nach einer Erlöſung zu ſehnen, die, wie die einzig noth¬ wendige der Bildhauerei, eigentlich nur in ihrem Auf¬ gehen darin ausgeſprochen ſein könnte, woher ſie urſprünglich die Kraft zum künſtleriſchen Leben ge¬ wonnen hatte, und dieß war eben das lebendige menſch¬ liche Kunſtwerk ſelbſt, deſſen Erſtehen aus dem Leben die Bedingungen vollkommen aufheben müßte, die ihr Daſein und Gedeihen als ſelbſtſtändige Kunſtart nothwendig machen konnten. Ein geſundes, nothwendiges Leben vermag die menſchendarſtellende Malerkunſt unmöglich da zu füh¬ ren, wo, ohne Pinſel und Leinwand, im lebendigſten künſt¬
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malerei; denn hier findet es unerſchöpflichen Gegenſtand
und durch ihn unerſchöpfliches Vermögen, während er nach
anderen Richtungen hin als Darſteller der Natur nur mit
willkürlichem Sichten, Sondern und Wählen verfahren kann,
um unſrem durchaus unkünſtleriſchen Leben irgend kunſt¬
würdige Gegenſtände abzugewinnen. Je mehr die ſoge¬
nannte Hiſtorienmalerei durch Dichten und Deuten den
ſchönen wahren Menſchen und das ſchöne wahre Leben
aus den, der Gegenwart entlegenſten Erinnerungen uns
vorzuführen ſich bemüht, je mehr ſie, bei dem ungeheuren
Aufwande von Vermittelungen hierbei, die zwangvoll auf
ihr laſtende Aufgabe bekennt, mehr und etwas anderes
ſein zu müſſen als dem Weſen einer Kunſtart zu
ſein gebührt, — deſto mehr hat auch ſie ſich nach
einer Erlöſung zu ſehnen, die, wie die einzig noth¬
wendige der Bildhauerei, eigentlich nur in ihrem Auf¬
gehen darin ausgeſprochen ſein könnte, woher ſie
urſprünglich die Kraft zum künſtleriſchen Leben ge¬
wonnen hatte, und dieß war eben das lebendige menſch¬
liche Kunſtwerk ſelbſt, deſſen Erſtehen aus dem Leben die
Bedingungen vollkommen aufheben müßte, die ihr Daſein
und Gedeihen als ſelbſtſtändige Kunſtart nothwendig machen
konnten. Ein geſundes, nothwendiges Leben vermag die
menſchendarſtellende Malerkunſt unmöglich da zu füh¬
ren, wo, ohne Pinſel und Leinwand, im lebendigſten künſt¬
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Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_zukunft_1850/197>, abgerufen am 22.07.2024.
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