Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.samen menschlichen Kunstblüthe, zu dem Theater der Zu¬ Auf dem weiten Wege von der Bühne Shakespeares zu ſamen menſchlichen Kunſtblüthe, zu dem Theater der Zu¬ Auf dem weiten Wege von der Bühne Shakeſpeares zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0133" n="117"/> ſamen menſchlichen Kunſtblüthe, zu dem Theater der Zu¬<lb/> kunft. Die That des alleinigen Shakeſpeare, die ihn zu<lb/> einem allgemeinen Menſchen, zum Gott machte, iſt doch<lb/> nur die That des einſamen Beethoven, die ihn die Sprache<lb/> der künſtleriſchen Menſchen der Zukunft finden ließ: erſt<lb/> wo dieſe beiden Prometheus' — Shakſpeare und Beet¬<lb/> hoven — ſich die Hand reichen; wo die marmornen<lb/> Schöpfungen des Phidias in Fleiſch und Blut ſich bewe¬<lb/> gen werden, wo die nachgebildete Natur, aus dem engen<lb/> Rahmen an der Zimmerwand des Egoiſten, in dem wei¬<lb/> ten, von warmen Leben durchwehten, Rahmen der Bühne<lb/> der Zukunft üppig ſich ausdehnen wird, — erſt da wird,<lb/> in der Gemeinſchaft aller ſeiner Kunſtgenoſſen, auch der<lb/><hi rendition="#g">Dichter</hi> ſeine Erlöſung finden. —</p><lb/> <p>Auf dem weiten Wege von der Bühne Shakeſpeares zu<lb/> dem Kunſtwerke der Zukunft ſollte der Dichter ſeiner einſamen<lb/> Unſeligkeit erſt noch recht inne werden. Aus der Genoſſen¬<lb/> ſchaft der Darſteller war der <hi rendition="#g">dramatiſche Dichter</hi> natur¬<lb/> gemäß hervorgegangen; in thörigem Hochmuthe wollte er<lb/> ſich nun über die Genoſſen erheben, und <hi rendition="#g">ohne</hi> ihre Liebe,<lb/> ohne ihren Drang, ganz für ſich hinter dem Gelehrten¬<lb/> pulte das Drama <hi rendition="#g">Denen</hi> dictiren, aus deren freiem Dar¬<lb/> ſtellungstriebe es doch einzig nur unwillkürlich erwachſen,<lb/> und deren gemeinſamem Wollen er nur die bindende,<lb/> einigende Abſicht zuweiſen konnte. So verſtummten dem<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0133]
ſamen menſchlichen Kunſtblüthe, zu dem Theater der Zu¬
kunft. Die That des alleinigen Shakeſpeare, die ihn zu
einem allgemeinen Menſchen, zum Gott machte, iſt doch
nur die That des einſamen Beethoven, die ihn die Sprache
der künſtleriſchen Menſchen der Zukunft finden ließ: erſt
wo dieſe beiden Prometheus' — Shakſpeare und Beet¬
hoven — ſich die Hand reichen; wo die marmornen
Schöpfungen des Phidias in Fleiſch und Blut ſich bewe¬
gen werden, wo die nachgebildete Natur, aus dem engen
Rahmen an der Zimmerwand des Egoiſten, in dem wei¬
ten, von warmen Leben durchwehten, Rahmen der Bühne
der Zukunft üppig ſich ausdehnen wird, — erſt da wird,
in der Gemeinſchaft aller ſeiner Kunſtgenoſſen, auch der
Dichter ſeine Erlöſung finden. —
Auf dem weiten Wege von der Bühne Shakeſpeares zu
dem Kunſtwerke der Zukunft ſollte der Dichter ſeiner einſamen
Unſeligkeit erſt noch recht inne werden. Aus der Genoſſen¬
ſchaft der Darſteller war der dramatiſche Dichter natur¬
gemäß hervorgegangen; in thörigem Hochmuthe wollte er
ſich nun über die Genoſſen erheben, und ohne ihre Liebe,
ohne ihren Drang, ganz für ſich hinter dem Gelehrten¬
pulte das Drama Denen dictiren, aus deren freiem Dar¬
ſtellungstriebe es doch einzig nur unwillkürlich erwachſen,
und deren gemeinſamem Wollen er nur die bindende,
einigende Abſicht zuweiſen konnte. So verſtummten dem
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