Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.mann nicht übel nehmen, wenn er die Ehr hat sie nicht zu kennen; es ist, dächt ich, immer ein gutes Zeichen, wenn man mit der hochlöblichen Polizey nit viel zu schaffen hat -- Fiskal. Keine Komplimenten, mein Freund! es steht euch gar nicht -- Humbrecht. Jch heiß Martin Humbrecht, Metz- ger und Burger allhier, und für mein Geld, das ich der Stadt abgeben muß, heißt mich Jhre Gna- den, der Herr Ammeister selbst Er. Fiskal. Jch versteh schon, Herr Humbrecht; Er, Sie, mir gilts gleich, -- Jch schickte vor- her den Mann zu ihnen -- er ist ein Diener der Polizey, wenn sie es noch nicht wissen, und wer ihn beleidigt, der greift das ganze Amt an, doch davon sollen sie schon sonst wo Red und Antwort geben. -- Jetzt kam ich nur im Vorbeygehn zu hören, ob sie eine gewisse Dose, die ihn der Mann vorzeigte, für die ihrige agnosciren? -- Humbrecht. Jch weiß kein Wort von Dosen; -- hat er mir eine Dose gewiesen? -- da muß ich blind gewesen seyn. Fausthammer. Jo! vor Zorn; min Buckel hats empfunden. Fr. Humbrecht Ja, Martin, da ist sie: -- sie lag da auf der Erde. (will sie ihm hingeben.) Humbrecht. Die? das ist ja die Deine: -- wie käm denn die hochlöbliche Polizey dazu? Fr. Humbrecht. Jch verlohr sie -- Fiskal.
mann nicht uͤbel nehmen, wenn er die Ehr hat ſie nicht zu kennen; es iſt, daͤcht ich, immer ein gutes Zeichen, wenn man mit der hochloͤblichen Polizey nit viel zu ſchaffen hat — Fiskal. Keine Komplimenten, mein Freund! es ſteht euch gar nicht — Humbrecht. Jch heiß Martin Humbrecht, Metz- ger und Burger allhier, und fuͤr mein Geld, das ich der Stadt abgeben muß, heißt mich Jhre Gna- den, der Herr Ammeiſter ſelbſt Er. Fiskal. Jch verſteh ſchon, Herr Humbrecht; Er, Sie, mir gilts gleich, — Jch ſchickte vor- her den Mann zu ihnen — er iſt ein Diener der Polizey, wenn ſie es noch nicht wiſſen, und wer ihn beleidigt, der greift das ganze Amt an, doch davon ſollen ſie ſchon ſonſt wo Red und Antwort geben. — Jetzt kam ich nur im Vorbeygehn zu hoͤren, ob ſie eine gewiſſe Doſe, die ihn der Mann vorzeigte, fuͤr die ihrige agnoſciren? — Humbrecht. Jch weiß kein Wort von Doſen; — hat er mir eine Doſe gewieſen? — da muß ich blind geweſen ſeyn. Fauſthammer. Jo! vor Zorn; min Buckel hats empfunden. Fr. Humbrecht Ja, Martin, da iſt ſie: — ſie lag da auf der Erde. (will ſie ihm hingeben.) Humbrecht. Die? das iſt ja die Deine: — wie kaͤm denn die hochloͤbliche Polizey dazu? Fr. Humbrecht. Jch verlohr ſie — Fiskal.
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nicht zu kennen; es iſt, daͤcht ich, immer ein gutes
Zeichen, wenn man mit der hochloͤblichen Polizey
nit viel zu ſchaffen hat —
Fiskal. Keine Komplimenten, mein Freund!
es ſteht euch gar nicht —
Humbrecht. Jch heiß Martin Humbrecht, Metz-
ger und Burger allhier, und fuͤr mein Geld, das
ich der Stadt abgeben muß, heißt mich Jhre Gna-
den, der Herr Ammeiſter ſelbſt Er.
Fiskal. Jch verſteh ſchon, Herr Humbrecht;
Er, Sie, mir gilts gleich, — Jch ſchickte vor-
her den Mann zu ihnen — er iſt ein Diener der
Polizey, wenn ſie es noch nicht wiſſen, und wer
ihn beleidigt, der greift das ganze Amt an, doch
davon ſollen ſie ſchon ſonſt wo Red und Antwort
geben. — Jetzt kam ich nur im Vorbeygehn zu
hoͤren, ob ſie eine gewiſſe Doſe, die ihn der Mann
vorzeigte, fuͤr die ihrige agnoſciren? —
Humbrecht. Jch weiß kein Wort von Doſen;
— hat er mir eine Doſe gewieſen? — da muß
ich blind geweſen ſeyn.
Fauſthammer. Jo! vor Zorn; min Buckel
hats empfunden.
Fr. Humbrecht Ja, Martin, da iſt ſie: —
ſie lag da auf der Erde. (will ſie ihm hingeben.)
Humbrecht. Die? das iſt ja die Deine: —
wie kaͤm denn die hochloͤbliche Polizey dazu?
Fr. Humbrecht. Jch verlohr ſie —
Fiskal.
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