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Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.

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ists doch, als hättens die Hüner zusammengekrazt!

(giebts zurück.)
Magister. Geben sie her: ich wills ihnen Wort
für Wort vorlesen; sehn sie aber ja mit hinein,
daß sie mich nicht hernach wieder beschuldigen --
Fr. Humbrecht (stampft mit dem Fuß.) Nun,
so leß er, leß er nur!
Magister (ließt, und deutet Sylbe für Sylbe mit
dem Finger, Martin Humbrecht und seine Frau sehn auf
beyden Seiten hinein.)

"Mein Herr!"
"Sie heißen Humbrecht, und mögen leicht mehr
"Verstand haben, als alle in ihrer Familie, die
"diesen Nahmen führen. Fragen sie doch Evchen
"Humbrecht, ihre Baase, ob sie dumm genug ist zu
"glauben, daß ich sie würklich heyrathen wollte.
"Wenn sie zurückdenken, und sich des Orts erin-
"nern will, wo wir unsre Bekanntschaft gemacht,
"so kann sie mirs nicht zumuthen. Wenn ihr Va-
"ter die hundert Thaler nicht hergeben will um ihr
"Kind ins Findlinghaus zu thun, so will ich al-
"lenfalls davor Rath schaffen. Es liegt ihnen
"selbst daran dieses zu wissen."

v. Gröningseck."
"N. S. Es bedarf keiner Antwort, sie trifft mich
doch nicht."
(Magister guckt sie wechselsweis, das Papier in der Hand
haltend, an.)
Hum-


iſts doch, als haͤttens die Huͤner zuſammengekrazt!

(giebts zuruͤck.)
Magiſter. Geben ſie her: ich wills ihnen Wort
fuͤr Wort vorleſen; ſehn ſie aber ja mit hinein,
daß ſie mich nicht hernach wieder beſchuldigen —
Fr. Humbrecht (ſtampft mit dem Fuß.) Nun,
ſo leß er, leß er nur!
Magiſter (ließt, und deutet Sylbe fuͤr Sylbe mit
dem Finger, Martin Humbrecht und ſeine Frau ſehn auf
beyden Seiten hinein.)

„Mein Herr!„
„Sie heißen Humbrecht, und moͤgen leicht mehr
„Verſtand haben, als alle in ihrer Familie, die
„dieſen Nahmen fuͤhren. Fragen ſie doch Evchen
„Humbrecht, ihre Baaſe, ob ſie dumm genug iſt zu
„glauben, daß ich ſie wuͤrklich heyrathen wollte.
„Wenn ſie zuruͤckdenken, und ſich des Orts erin-
„nern will, wo wir unſre Bekanntſchaft gemacht,
„ſo kann ſie mirs nicht zumuthen. Wenn ihr Va-
„ter die hundert Thaler nicht hergeben will um ihr
„Kind ins Findlinghaus zu thun, ſo will ich al-
„lenfalls davor Rath ſchaffen. Es liegt ihnen
„ſelbſt daran dieſes zu wiſſen.„

v. Groͤningseck.„
„N. S. Es bedarf keiner Antwort, ſie trifft mich
doch nicht.„
(Magiſter guckt ſie wechſelsweis, das Papier in der Hand
haltend, an.)
Hum-
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[86/0088] iſts doch, als haͤttens die Huͤner zuſammengekrazt! (giebts zuruͤck.) Magiſter. Geben ſie her: ich wills ihnen Wort fuͤr Wort vorleſen; ſehn ſie aber ja mit hinein, daß ſie mich nicht hernach wieder beſchuldigen — Fr. Humbrecht (ſtampft mit dem Fuß.) Nun, ſo leß er, leß er nur! Magiſter (ließt, und deutet Sylbe fuͤr Sylbe mit dem Finger, Martin Humbrecht und ſeine Frau ſehn auf beyden Seiten hinein.) „Mein Herr!„ „Sie heißen Humbrecht, und moͤgen leicht mehr „Verſtand haben, als alle in ihrer Familie, die „dieſen Nahmen fuͤhren. Fragen ſie doch Evchen „Humbrecht, ihre Baaſe, ob ſie dumm genug iſt zu „glauben, daß ich ſie wuͤrklich heyrathen wollte. „Wenn ſie zuruͤckdenken, und ſich des Orts erin- „nern will, wo wir unſre Bekanntſchaft gemacht, „ſo kann ſie mirs nicht zumuthen. Wenn ihr Va- „ter die hundert Thaler nicht hergeben will um ihr „Kind ins Findlinghaus zu thun, ſo will ich al- „lenfalls davor Rath ſchaffen. Es liegt ihnen „ſelbſt daran dieſes zu wiſſen.„ v. Groͤningseck.„ „N. S. Es bedarf keiner Antwort, ſie trifft mich doch nicht.„ (Magiſter guckt ſie wechſelsweis, das Papier in der Hand haltend, an.) Hum-

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Zitationshilfe: Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/88>, abgerufen am 27.11.2024.