Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


ich kenn ihn am Gang. -- Daß du dich ja nichts
verlauten läßest! -- noch weiß Er, kein Mensch was
darum. -- (Magister kommt herein) Bravo! Herr
Magister, das ist brav! sie gehn mich doch nicht
vorbey, wenn sie ihre Verwandten besuchen.
Magister. Gewiß nicht, das wissen sie schon.
Wenn ich sie ein paar Tage nicht gesehn habe, so
meyn ich, es fehlt mir was.
v. Gröningseck (drückt ihm die Hand.) Jch lieb
sie darum. Wie stehts unten?
Magister. Das fragen sie mich, und wohnen
im Hauß?
v. Hasenpoth. Das war recht! -- Sich nach
seinen eignen Hausleuten bey Fremden zu erkundi-
gen, das geht in Paris oder London schon an --
aber hier! -- Wenn der Herr Lieutenant keine
Nachteule so wäre, und nicht alle Lebensart bey-
seit setzte, so guckte er selbst nach -- und --
v. Gröningseck. Und! -- wenn ich nun mei-
ne Ursachen habe? -- Ja, Magister! sie frag
ich, weil sie als Vetter schon eher einen vertrau-
ten Zutritt haben. -- So gut mein Hauswirth
im Grund auch seyn mag, so taugen wir doch nicht
für einander: -- Er hat seine besondre Grillen,
das wissen sie selbst; und ich bin auch hitzig vor
der Stirn: -- das möcht in die Länge nicht gut
thun.
Magister. So warten sie die Zeit ab, da er
nicht zu Haus ist; -- meine Baasen --
v. Gröningseck. Sind mir werth und lieb,
Herr
D


ich kenn ihn am Gang. — Daß du dich ja nichts
verlauten laͤßeſt! — noch weiß Er, kein Menſch was
darum. — (Magiſter kommt herein) Bravo! Herr
Magiſter, das iſt brav! ſie gehn mich doch nicht
vorbey, wenn ſie ihre Verwandten beſuchen.
Magiſter. Gewiß nicht, das wiſſen ſie ſchon.
Wenn ich ſie ein paar Tage nicht geſehn habe, ſo
meyn ich, es fehlt mir was.
v. Groͤningseck (druͤckt ihm die Hand.) Jch lieb
ſie darum. Wie ſtehts unten?
Magiſter. Das fragen ſie mich, und wohnen
im Hauß?
v. Haſenpoth. Das war recht! — Sich nach
ſeinen eignen Hausleuten bey Fremden zu erkundi-
gen, das geht in Paris oder London ſchon an —
aber hier! — Wenn der Herr Lieutenant keine
Nachteule ſo waͤre, und nicht alle Lebensart bey-
ſeit ſetzte, ſo guckte er ſelbſt nach — und —
v. Groͤningseck. Und! — wenn ich nun mei-
ne Urſachen habe? — Ja, Magiſter! ſie frag
ich, weil ſie als Vetter ſchon eher einen vertrau-
ten Zutritt haben. — So gut mein Hauswirth
im Grund auch ſeyn mag, ſo taugen wir doch nicht
fuͤr einander: — Er hat ſeine beſondre Grillen,
das wiſſen ſie ſelbſt; und ich bin auch hitzig vor
der Stirn: — das moͤcht in die Laͤnge nicht gut
thun.
Magiſter. So warten ſie die Zeit ab, da er
nicht zu Haus iſt; — meine Baaſen —
v. Groͤningseck. Sind mir werth und lieb,
Herr
D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#GRN">
          <p><pb facs="#f0051" n="49"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> ich kenn ihn am Gang. &#x2014; Daß du dich ja nichts<lb/>
verlauten la&#x0364;ße&#x017F;t! &#x2014; noch weiß Er, kein Men&#x017F;ch was<lb/>
darum. &#x2014; <stage>(Magi&#x017F;ter kommt herein)</stage> Bravo! Herr<lb/>
Magi&#x017F;ter, das i&#x017F;t brav! &#x017F;ie gehn mich doch nicht<lb/>
vorbey, wenn &#x017F;ie ihre Verwandten be&#x017F;uchen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MHUM">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Magi&#x017F;ter.</hi> </speaker>
          <p>Gewiß nicht, das wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;chon.<lb/>
Wenn ich &#x017F;ie ein paar Tage nicht ge&#x017F;ehn habe, &#x017F;o<lb/>
meyn ich, es fehlt mir was.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GRN">
          <speaker> <hi rendition="#fr">v. Gro&#x0364;ningseck</hi> </speaker>
          <stage>(dru&#x0364;ckt ihm die Hand.)</stage>
          <p>Jch lieb<lb/>
&#x017F;ie darum. Wie &#x017F;tehts unten?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MHUM">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Magi&#x017F;ter.</hi> </speaker>
          <p>Das fragen &#x017F;ie <hi rendition="#fr">mich,</hi> und wohnen<lb/>
im Hauß?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HAS">
          <speaker> <hi rendition="#fr">v. Ha&#x017F;enpoth.</hi> </speaker>
          <p>Das war recht! &#x2014; Sich nach<lb/>
&#x017F;einen eignen Hausleuten bey Fremden zu erkundi-<lb/>
gen, das geht in Paris oder London &#x017F;chon an &#x2014;<lb/>
aber hier! &#x2014; Wenn der Herr Lieutenant keine<lb/>
Nachteule &#x017F;o wa&#x0364;re, und nicht alle Lebensart bey-<lb/>
&#x017F;eit &#x017F;etzte, &#x017F;o guckte er &#x017F;elb&#x017F;t nach &#x2014; und &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GRN">
          <speaker> <hi rendition="#fr">v. Gro&#x0364;ningseck.</hi> </speaker>
          <p>Und! &#x2014; wenn ich nun mei-<lb/>
ne Ur&#x017F;achen habe? &#x2014; Ja, Magi&#x017F;ter! <hi rendition="#fr">&#x017F;ie</hi> frag<lb/>
ich, weil &#x017F;ie als Vetter &#x017F;chon eher einen vertrau-<lb/>
ten Zutritt haben. &#x2014; So gut mein Hauswirth<lb/>
im Grund auch &#x017F;eyn mag, &#x017F;o taugen wir doch nicht<lb/>
fu&#x0364;r einander: &#x2014; <hi rendition="#fr">Er</hi> hat &#x017F;eine be&#x017F;ondre Grillen,<lb/>
das wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t; und <hi rendition="#fr">ich</hi> bin auch hitzig vor<lb/>
der Stirn: &#x2014; das mo&#x0364;cht in die La&#x0364;nge nicht gut<lb/>
thun.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MHUM">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Magi&#x017F;ter.</hi> </speaker>
          <p>So warten &#x017F;ie die Zeit ab, da er<lb/>
nicht zu Haus i&#x017F;t; &#x2014; meine Baa&#x017F;en &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GRN">
          <speaker> <hi rendition="#fr">v. Gro&#x0364;ningseck.</hi> </speaker>
          <p>Sind mir werth und lieb,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D</fw><fw place="bottom" type="catch">Herr</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0051] ich kenn ihn am Gang. — Daß du dich ja nichts verlauten laͤßeſt! — noch weiß Er, kein Menſch was darum. — (Magiſter kommt herein) Bravo! Herr Magiſter, das iſt brav! ſie gehn mich doch nicht vorbey, wenn ſie ihre Verwandten beſuchen. Magiſter. Gewiß nicht, das wiſſen ſie ſchon. Wenn ich ſie ein paar Tage nicht geſehn habe, ſo meyn ich, es fehlt mir was. v. Groͤningseck (druͤckt ihm die Hand.) Jch lieb ſie darum. Wie ſtehts unten? Magiſter. Das fragen ſie mich, und wohnen im Hauß? v. Haſenpoth. Das war recht! — Sich nach ſeinen eignen Hausleuten bey Fremden zu erkundi- gen, das geht in Paris oder London ſchon an — aber hier! — Wenn der Herr Lieutenant keine Nachteule ſo waͤre, und nicht alle Lebensart bey- ſeit ſetzte, ſo guckte er ſelbſt nach — und — v. Groͤningseck. Und! — wenn ich nun mei- ne Urſachen habe? — Ja, Magiſter! ſie frag ich, weil ſie als Vetter ſchon eher einen vertrau- ten Zutritt haben. — So gut mein Hauswirth im Grund auch ſeyn mag, ſo taugen wir doch nicht fuͤr einander: — Er hat ſeine beſondre Grillen, das wiſſen ſie ſelbſt; und ich bin auch hitzig vor der Stirn: — das moͤcht in die Laͤnge nicht gut thun. Magiſter. So warten ſie die Zeit ab, da er nicht zu Haus iſt; — meine Baaſen — v. Groͤningseck. Sind mir werth und lieb, Herr D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/51
Zitationshilfe: Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/51>, abgerufen am 27.11.2024.