Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.sein Wohlseyn! (Fr. Humbrecht und er trinken) -- aber, comment diable kamen sie an den Sauveur? der hat ja immer so viel mit Grafen und Baro- nen zu thun -- Evchen. Es waren auch drey Baronen und ein reicher Schweitzer, die beym Herr Schaffner neben uns logirten, und weil sie noch Frauenzim- mer brauchten, so luden sie mich auch ein. v. Gröningseck. Die Kerls hatten, hohl mich der Teufel! keinen übeln Geschmack. -- Wie lang ist es? Fr. Humbrecht (gähnend.) Schon fünf Jahr, glaub ich -- Evchen. Ja so lang ists gewiß, wenns nicht gar sechse sind. v. Gröningseck. Das laß ich gelten: -- da warst du zwölf Jahr alt, und stachst doch schon den Barons in die Augen -- Evchen. Ey Mutter! sie wird doch, hoff ich, nicht einschlafen wollen? v. Gröningseck (faßt sie mit der einen Hand um den Hals, und hält ihr mit der andern das Glas an Mund.) -- Das Restchen noch, Frau Hum- brecht! Fr. Humbrecht (stößt das Glas von sich.) Kein Tropfen mehr. (er setzt es weg.) Jch kann die Au- gen nicht mehr aufhal -- -- (fällt schlafend den Lieutenant an die Brust.) Evchen. Gerechter Gott! was soll das denn seyn? --
ſein Wohlſeyn! (Fr. Humbrecht und er trinken) — aber, comment diable kamen ſie an den Sauveur? der hat ja immer ſo viel mit Grafen und Baro- nen zu thun — Evchen. Es waren auch drey Baronen und ein reicher Schweitzer, die beym Herr Schaffner neben uns logirten, und weil ſie noch Frauenzim- mer brauchten, ſo luden ſie mich auch ein. v. Groͤningseck. Die Kerls hatten, hohl mich der Teufel! keinen uͤbeln Geſchmack. — Wie lang iſt es? Fr. Humbrecht (gaͤhnend.) Schon fuͤnf Jahr, glaub ich — Evchen. Ja ſo lang iſts gewiß, wenns nicht gar ſechſe ſind. v. Groͤningseck. Das laß ich gelten: — da warſt du zwoͤlf Jahr alt, und ſtachſt doch ſchon den Barons in die Augen — Evchen. Ey Mutter! ſie wird doch, hoff ich, nicht einſchlafen wollen? v. Groͤningseck (faßt ſie mit der einen Hand um den Hals, und haͤlt ihr mit der andern das Glas an Mund.) — Das Reſtchen noch, Frau Hum- brecht! Fr. Humbrecht (ſtoͤßt das Glas von ſich.) Kein Tropfen mehr. (er ſetzt es weg.) Jch kann die Au- gen nicht mehr aufhal — — (faͤllt ſchlafend den Lieutenant an die Bruſt.) Evchen. Gerechter Gott! was ſoll das denn ſeyn? —
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ſein Wohlſeyn! (Fr. Humbrecht und er trinken) —
aber, comment diable kamen ſie an den Sauveur?
der hat ja immer ſo viel mit Grafen und Baro-
nen zu thun —
Evchen. Es waren auch drey Baronen und
ein reicher Schweitzer, die beym Herr Schaffner
neben uns logirten, und weil ſie noch Frauenzim-
mer brauchten, ſo luden ſie mich auch ein.
v. Groͤningseck. Die Kerls hatten, hohl mich
der Teufel! keinen uͤbeln Geſchmack. — Wie lang
iſt es?
Fr. Humbrecht (gaͤhnend.) Schon fuͤnf Jahr,
glaub ich —
Evchen. Ja ſo lang iſts gewiß, wenns nicht
gar ſechſe ſind.
v. Groͤningseck. Das laß ich gelten: — da
warſt du zwoͤlf Jahr alt, und ſtachſt doch ſchon
den Barons in die Augen —
Evchen. Ey Mutter! ſie wird doch, hoff ich,
nicht einſchlafen wollen?
v. Groͤningseck (faßt ſie mit der einen Hand um
den Hals, und haͤlt ihr mit der andern das Glas an
Mund.) — Das Reſtchen noch, Frau Hum-
brecht!
Fr. Humbrecht (ſtoͤßt das Glas von ſich.) Kein
Tropfen mehr. (er ſetzt es weg.) Jch kann die Au-
gen nicht mehr aufhal — — (faͤllt ſchlafend den
Lieutenant an die Bruſt.)
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Zitationshilfe: | Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/20>, abgerufen am 16.07.2024. |