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Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.

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hundert Thaler! er ist auch sehr geizig, warum
nicht fünf, sechshundert! -- da könnt ich doch
etwas zu ihrem Glück beytragen, Frau Marthan!
-- geizig, sagt ich! habs auch Ursache, fürwahr!
bin ich doch keine --
Fr. Marthan. Schon wieder ich!
Evchen. Ja, ja! Jch -- Jch! ich bin
die Muttermörderinn, die keinen guten Bluts-
tropfen in sich hat, die sich im Bordel herum-
wälzte, die von einem Ehrenschänder sich hin-
tergehn ließ, die hier ein säugendes Kind hat,
das kaum gebohren schon Vater- und Mutter-
loß ist, -- denn wenn ich Mutter wär, müßt
ichs auch nähren können, das kann ich nicht.
-- Jch bins, die, die -- kurz, ich bin des Hum-
brechts eigne Tochter; die, wie sie sagte, sich er-
säuft soll haben: -- sie sieht, es ist eine Lüge,
wollt daß andre wär auch eine; 's ist aber leider!
nur zu wahr. -- Was mich freut, ist, daß ich
jetzt ein Mittel weiß euch die viele Müh, die ich
euch gemacht habe, wenigstens zum Theil zu ver-
gelten. -- Geh sie so gleich zu meinem Vater, Frau
Marthan, sag sie nur, ich, die Eve schickte sie, er sollte
ihr die hundert Thaler auszahlen. -- Es wird
ihm wenig Freud machen -- aber -- geh sie, Frau
Marthan, geh sie gleich --
Fr. Marthan. Ach, du lieber Herr Gott! nein!
das hab ich wärli nit um sie verdient, -- so gut
und so unglücklich -- verzeih sie mir ja alles, was
ich


hundert Thaler! er iſt auch ſehr geizig, warum
nicht fuͤnf, ſechshundert! — da koͤnnt ich doch
etwas zu ihrem Gluͤck beytragen, Frau Marthan!
— geizig, ſagt ich! habs auch Urſache, fuͤrwahr!
bin ich doch keine —
Fr. Marthan. Schon wieder ich!
Evchen. Ja, ja! Jch — Jch! ich bin
die Muttermoͤrderinn, die keinen guten Bluts-
tropfen in ſich hat, die ſich im Bordel herum-
waͤlzte, die von einem Ehrenſchaͤnder ſich hin-
tergehn ließ, die hier ein ſaͤugendes Kind hat,
das kaum gebohren ſchon Vater- und Mutter-
loß iſt, — denn wenn ich Mutter waͤr, muͤßt
ichs auch naͤhren koͤnnen, das kann ich nicht.
Jch bins, die, die — kurz, ich bin des Hum-
brechts eigne Tochter; die, wie ſie ſagte, ſich er-
ſaͤuft ſoll haben: — ſie ſieht, es iſt eine Luͤge,
wollt daß andre waͤr auch eine; ’s iſt aber leider!
nur zu wahr. — Was mich freut, iſt, daß ich
jetzt ein Mittel weiß euch die viele Muͤh, die ich
euch gemacht habe, wenigſtens zum Theil zu ver-
gelten. — Geh ſie ſo gleich zu meinem Vater, Frau
Marthan, ſag ſie nur, ich, die Eve ſchickte ſie, er ſollte
ihr die hundert Thaler auszahlen. — Es wird
ihm wenig Freud machen — aber — geh ſie, Frau
Marthan, geh ſie gleich —
Fr. Marthan. Ach, du lieber Herr Gott! nein!
das hab ich waͤrli nit um ſie verdient, — ſo gut
und ſo ungluͤcklich — verzeih ſie mir ja alles, was
ich
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[109/0111] hundert Thaler! er iſt auch ſehr geizig, warum nicht fuͤnf, ſechshundert! — da koͤnnt ich doch etwas zu ihrem Gluͤck beytragen, Frau Marthan! — geizig, ſagt ich! habs auch Urſache, fuͤrwahr! bin ich doch keine — Fr. Marthan. Schon wieder ich! Evchen. Ja, ja! Jch — Jch! ich bin die Muttermoͤrderinn, die keinen guten Bluts- tropfen in ſich hat, die ſich im Bordel herum- waͤlzte, die von einem Ehrenſchaͤnder ſich hin- tergehn ließ, die hier ein ſaͤugendes Kind hat, das kaum gebohren ſchon Vater- und Mutter- loß iſt, — denn wenn ich Mutter waͤr, muͤßt ichs auch naͤhren koͤnnen, das kann ich nicht. — Jch bins, die, die — kurz, ich bin des Hum- brechts eigne Tochter; die, wie ſie ſagte, ſich er- ſaͤuft ſoll haben: — ſie ſieht, es iſt eine Luͤge, wollt daß andre waͤr auch eine; ’s iſt aber leider! nur zu wahr. — Was mich freut, iſt, daß ich jetzt ein Mittel weiß euch die viele Muͤh, die ich euch gemacht habe, wenigſtens zum Theil zu ver- gelten. — Geh ſie ſo gleich zu meinem Vater, Frau Marthan, ſag ſie nur, ich, die Eve ſchickte ſie, er ſollte ihr die hundert Thaler auszahlen. — Es wird ihm wenig Freud machen — aber — geh ſie, Frau Marthan, geh ſie gleich — Fr. Marthan. Ach, du lieber Herr Gott! nein! das hab ich waͤrli nit um ſie verdient, — ſo gut und ſo ungluͤcklich — verzeih ſie mir ja alles, was ich

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/111>, abgerufen am 27.11.2024.