Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.gebrochen hat, war, daß er das Scheermesser, da- mit es nit zurückschnappen sollt, hinten am Stiel mit Bindfaden zusammen gebunden hatte. -- Wie er denn nun trapirt war, und alles eingestanden hatte, und wies schon drauf und dran war, daß ihm sein Urtheil sollt gesprochen und sein Recht an- gethan werden, so ließ er sich zwey Tag vorher noch gar vom Satan, Gott sey bey uns! blenden, und that sich im Thurn mit eigner Hand ein Leids an. -- Da gings ihm dann wie ich gesagt habe. -- Sein Vetter, der Rathsherr, ein grundreicher Mann dort in der langen Straß, hätt tausend Tha- ler darum gegeben, wenn ers dahin hätt bringen können, daß er in der Still wär begraben wor- den. So mußt er aber den Spektakel selbst mit ansehn, wie er vor dem Haus durch den Schinder vorbeygeschleift wurde. Der Kopf plozte hinten auf den Steinen auf, daß mans nit mit ansehn konnte. -- Es war greulich, wie ich ihr sage. -- Aber so Leuten geschichts ganz recht, warum be- ten sie nicht? -- -- (mit vielbedeutender Miene.) Jch förcht, ich förcht, es möcht ihrer Mamsell, bey der sie war, auch nicht besser gehn. Sie ist so gut eine Muttermörderinn, als -- Evchen (die während obiger Erzählung, wie sinn- los auf dem Bett saß, und nur ihr Kind ansturte, auf- fahrend.) Muttermörderinn! -- ich eine Mutter- mörderinn? Fr. Marthan. Sie! wer sagt denn von ihr? von
gebrochen hat, war, daß er das Scheermeſſer, da- mit es nit zuruͤckſchnappen ſollt, hinten am Stiel mit Bindfaden zuſammen gebunden hatte. — Wie er denn nun trapirt war, und alles eingeſtanden hatte, und wies ſchon drauf und dran war, daß ihm ſein Urtheil ſollt geſprochen und ſein Recht an- gethan werden, ſo ließ er ſich zwey Tag vorher noch gar vom Satan, Gott ſey bey uns! blenden, und that ſich im Thurn mit eigner Hand ein Leids an. — Da gings ihm dann wie ich geſagt habe. — Sein Vetter, der Rathsherr, ein grundreicher Mann dort in der langen Straß, haͤtt tauſend Tha- ler darum gegeben, wenn ers dahin haͤtt bringen koͤnnen, daß er in der Still waͤr begraben wor- den. So mußt er aber den Spektakel ſelbſt mit anſehn, wie er vor dem Haus durch den Schinder vorbeygeſchleift wurde. Der Kopf plozte hinten auf den Steinen auf, daß mans nit mit anſehn konnte. — Es war greulich, wie ich ihr ſage. — Aber ſo Leuten geſchichts ganz recht, warum be- ten ſie nicht? — — (mit vielbedeutender Miene.) Jch foͤrcht, ich foͤrcht, es moͤcht ihrer Mamſell, bey der ſie war, auch nicht beſſer gehn. Sie iſt ſo gut eine Muttermoͤrderinn, als — Evchen (die waͤhrend obiger Erzaͤhlung, wie ſinn- los auf dem Bett ſaß, und nur ihr Kind anſturte, auf- fahrend.) Muttermoͤrderinn! — ich eine Mutter- moͤrderinn? Fr. Marthan. Sie! wer ſagt denn von ihr? von
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Und ſieht ſie, was ihm noch am meiſten den Hals
gebrochen hat, war, daß er das Scheermeſſer, da-
mit es nit zuruͤckſchnappen ſollt, hinten am Stiel
mit Bindfaden zuſammen gebunden hatte. — Wie
er denn nun trapirt war, und alles eingeſtanden
hatte, und wies ſchon drauf und dran war, daß
ihm ſein Urtheil ſollt geſprochen und ſein Recht an-
gethan werden, ſo ließ er ſich zwey Tag vorher
noch gar vom Satan, Gott ſey bey uns! blenden,
und that ſich im Thurn mit eigner Hand ein Leids
an. — Da gings ihm dann wie ich geſagt habe.
— Sein Vetter, der Rathsherr, ein grundreicher
Mann dort in der langen Straß, haͤtt tauſend Tha-
ler darum gegeben, wenn ers dahin haͤtt bringen
koͤnnen, daß er in der Still waͤr begraben wor-
den. So mußt er aber den Spektakel ſelbſt mit
anſehn, wie er vor dem Haus durch den Schinder
vorbeygeſchleift wurde. Der Kopf plozte hinten
auf den Steinen auf, daß mans nit mit anſehn
konnte. — Es war greulich, wie ich ihr ſage. —
Aber ſo Leuten geſchichts ganz recht, warum be-
ten ſie nicht? — — (mit vielbedeutender Miene.)
Jch foͤrcht, ich foͤrcht, es moͤcht ihrer Mamſell,
bey der ſie war, auch nicht beſſer gehn. Sie iſt
ſo gut eine Muttermoͤrderinn, als —
Evchen (die waͤhrend obiger Erzaͤhlung, wie ſinn-
los auf dem Bett ſaß, und nur ihr Kind anſturte, auf-
fahrend.) Muttermoͤrderinn! — ich eine Mutter-
moͤrderinn?
Fr. Marthan. Sie! wer ſagt denn von ihr?
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