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Wackernagel, Wilhelm: Poetik, Rhetorik und Stilistik: Academische Vorlesungen. Hrsg. v. L. Sieber. Halle, 1873

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Die Uebereinstimmung des Tropus der Metapher mit der Figur der pwa_396.002
Vergleichung geht aber noch hinaus über den so eben berührten Punct. pwa_396.003
Wir haben gesehen (S. 387), dass aus der Vergleichung, so wie man pwa_396.004
sie noch weiter, zu einer noch sinnlicheren Anschaulichkeit entwickelt pwa_396.005
und ausführt, das Gleichniss hervorgehe: grade so giebt es auch eine pwa_396.006
weitere, noch sinnlichere Ausführung der Metapher; man nennt dieselbe pwa_396.007
Allegorie, von allegoreo d. h. etwas anderes sagen, als zu verstehen ist. [Annotation]

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Es ist diess wieder eine sehr allgemein gehaltene Benennung und darin pwa_396.009
liegt auch der Grund zu mannigfachen Irrthümern, worein alte und pwa_396.010
neue Rhetoren bei der Allegorie gerathen sind; selbst Quintilian (8, 6), pwa_396.011
der es eine Allegorie nennt, dass [Annotation] Virgil Eclog. 9 seinen Namen gegen pwa_396.012
den Namen Menalcas vertausche. [Annotation] Der Tropus der Allegorie steht pwa_396.013
ebenso der Figur des Gleichnisses gegenüber, wie der Tropus der pwa_396.014
Metapher der Figur der Vergleichung gegenübersteht. Nämlich die pwa_396.015
Allegorie veranschaulicht nicht nur Einen Begriff durch Versinnlichung pwa_396.016
desselben, sondern eine ganze, eng zusammengehörige Reihe von pwa_396.017
Begriffen, indem sie einen Gegenstand nebst den Eigenschaften, die pwa_396.018
ihm anhangen, und den Wirkungen, die er ausübt, in einem fortgeführten, pwa_396.019
umfangreicheren, in sich einigen Bilde ausmalt. Ein Beispiel pwa_396.020
wird hinreichen, um diess Verhältniss der Allegorie zur Metapher pwa_396.021
klar zu machen. [Annotation] Es wäre also eine blosse Vergleichung, wenn man pwa_396.022
sagte: "Die Dichtkunst der Römer war wie eine ausländische Blume." [Annotation] pwa_396.023
Daraus entsteht eine Metapher, wenn man sagt: "Die Dichtkunst war pwa_396.024
zu Rom eine ausländische Blume." [Annotation] Sobald man nun mit Herder diese pwa_396.025
Metapher in folgender Weise noch sinnlicher ausführt: "Die römische pwa_396.026
Dichtkunst war aus griechischem Samen in den Garten eines Kaisers pwa_396.027
verpflanzt, wo sie als schöne Blume da stand und blühte," sobald man pwa_396.028
also dem einfachen sinnlichen Begriffe Blume noch die weitere sinnliche pwa_396.029
Beziehung auf Samen, auf Garten, auf die Person eines Kaisers, pwa_396.030
auf die Thätigkeit des Blühens beifügt, so ergiebt sich die Allegorie. [Annotation] pwa_396.031
Einen vorwaltenden Hang zur Allegorie hat die morgenländische Dichtkunst: pwa_396.032
man begegnet in den poetischen Büchern des Alten Testamentes pwa_396.033
zahlreichen Beispielen. [Annotation] Statt vieler möge hier eines angeführt werden, pwa_396.034
Psalm 80, 9-17, wo das Volk Israel mit einem Weinstock verglichen pwa_396.035
und nun diese Vergleichung eben zur Allegorie ausgeführt wird. [Annotation] Räthsel pwa_396.036
und Allegorie finden sich vereinigt bei Hesekiel 17, 2 fgg. [Annotation]

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Gewöhnlich verbindet sich mit dem Tropus der Allegorie noch der pwa_396.038
der Personification, und dann ist erst die volle poetische Schönheit pwa_396.039
erreicht, insofern erst dann sinnliche Anschaulichkeit in ihrer ganzen pwa_396.040
Fülle vorhanden ist. Wir handeln demnach gleich auch von diesem pwa_396.041
Tropus. Bei der Prosopopöie (prosopopoiia) oder Personification sind

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Die Uebereinstimmung des Tropus der Metapher mit der Figur der pwa_396.002
Vergleichung geht aber noch hinaus über den so eben berührten Punct. pwa_396.003
Wir haben gesehen (S. 387), dass aus der Vergleichung, so wie man pwa_396.004
sie noch weiter, zu einer noch sinnlicheren Anschaulichkeit entwickelt pwa_396.005
und ausführt, das Gleichniss hervorgehe: grade so giebt es auch eine pwa_396.006
weitere, noch sinnlichere Ausführung der Metapher; man nennt dieselbe pwa_396.007
Allegorie, von ἀλληγορέω d. h. etwas anderes sagen, als zu verstehen ist. [Annotation]

pwa_396.008
Es ist diess wieder eine sehr allgemein gehaltene Benennung und darin pwa_396.009
liegt auch der Grund zu mannigfachen Irrthümern, worein alte und pwa_396.010
neue Rhetoren bei der Allegorie gerathen sind; selbst Quintilian (8, 6), pwa_396.011
der es eine Allegorie nennt, dass [Annotation] Virgil Eclog. 9 seinen Namen gegen pwa_396.012
den Namen Menalcas vertausche. [Annotation] Der Tropus der Allegorie steht pwa_396.013
ebenso der Figur des Gleichnisses gegenüber, wie der Tropus der pwa_396.014
Metapher der Figur der Vergleichung gegenübersteht. Nämlich die pwa_396.015
Allegorie veranschaulicht nicht nur Einen Begriff durch Versinnlichung pwa_396.016
desselben, sondern eine ganze, eng zusammengehörige Reihe von pwa_396.017
Begriffen, indem sie einen Gegenstand nebst den Eigenschaften, die pwa_396.018
ihm anhangen, und den Wirkungen, die er ausübt, in einem fortgeführten, pwa_396.019
umfangreicheren, in sich einigen Bilde ausmalt. Ein Beispiel pwa_396.020
wird hinreichen, um diess Verhältniss der Allegorie zur Metapher pwa_396.021
klar zu machen. [Annotation] Es wäre also eine blosse Vergleichung, wenn man pwa_396.022
sagte: „Die Dichtkunst der Römer war wie eine ausländische Blume.“ [Annotation] pwa_396.023
Daraus entsteht eine Metapher, wenn man sagt: „Die Dichtkunst war pwa_396.024
zu Rom eine ausländische Blume.“ [Annotation] Sobald man nun mit Herder diese pwa_396.025
Metapher in folgender Weise noch sinnlicher ausführt: „Die römische pwa_396.026
Dichtkunst war aus griechischem Samen in den Garten eines Kaisers pwa_396.027
verpflanzt, wo sie als schöne Blume da stand und blühte,“ sobald man pwa_396.028
also dem einfachen sinnlichen Begriffe Blume noch die weitere sinnliche pwa_396.029
Beziehung auf Samen, auf Garten, auf die Person eines Kaisers, pwa_396.030
auf die Thätigkeit des Blühens beifügt, so ergiebt sich die Allegorie. [Annotation] pwa_396.031
Einen vorwaltenden Hang zur Allegorie hat die morgenländische Dichtkunst: pwa_396.032
man begegnet in den poetischen Büchern des Alten Testamentes pwa_396.033
zahlreichen Beispielen. [Annotation] Statt vieler möge hier eines angeführt werden, pwa_396.034
Psalm 80, 9–17, wo das Volk Israel mit einem Weinstock verglichen pwa_396.035
und nun diese Vergleichung eben zur Allegorie ausgeführt wird. [Annotation] Räthsel pwa_396.036
und Allegorie finden sich vereinigt bei Hesekiel 17, 2 fgg. [Annotation]

pwa_396.037
Gewöhnlich verbindet sich mit dem Tropus der Allegorie noch der pwa_396.038
der Personification, und dann ist erst die volle poetische Schönheit pwa_396.039
erreicht, insofern erst dann sinnliche Anschaulichkeit in ihrer ganzen pwa_396.040
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[396/0414] pwa_396.001 Die Uebereinstimmung des Tropus der Metapher mit der Figur der pwa_396.002 Vergleichung geht aber noch hinaus über den so eben berührten Punct. pwa_396.003 Wir haben gesehen (S. 387), dass aus der Vergleichung, so wie man pwa_396.004 sie noch weiter, zu einer noch sinnlicheren Anschaulichkeit entwickelt pwa_396.005 und ausführt, das Gleichniss hervorgehe: grade so giebt es auch eine pwa_396.006 weitere, noch sinnlichere Ausführung der Metapher; man nennt dieselbe pwa_396.007 Allegorie, von ἀλληγορέω d. h. etwas anderes sagen, als zu verstehen ist. pwa_396.008 Es ist diess wieder eine sehr allgemein gehaltene Benennung und darin pwa_396.009 liegt auch der Grund zu mannigfachen Irrthümern, worein alte und pwa_396.010 neue Rhetoren bei der Allegorie gerathen sind; selbst Quintilian (8, 6), pwa_396.011 der es eine Allegorie nennt, dass Quintilian Institutio Oratoria 8,6 http://data.perseus.org/citations/urn:cts:latinLit:phi1002.phi0018.perseus-lat1:6.1 Virgil Eclog. 9 seinen Namen gegen pwa_396.012 den Namen Menalcas vertausche. Quelle zitiert nach Quintilian Virgil Eclogues 9 http://data.perseus.org/citations/urn:cts:latinLit:phi0690.phi001.perseus-lat1:9 Der Tropus der Allegorie steht pwa_396.013 ebenso der Figur des Gleichnisses gegenüber, wie der Tropus der pwa_396.014 Metapher der Figur der Vergleichung gegenübersteht. Nämlich die pwa_396.015 Allegorie veranschaulicht nicht nur Einen Begriff durch Versinnlichung pwa_396.016 desselben, sondern eine ganze, eng zusammengehörige Reihe von pwa_396.017 Begriffen, indem sie einen Gegenstand nebst den Eigenschaften, die pwa_396.018 ihm anhangen, und den Wirkungen, die er ausübt, in einem fortgeführten, pwa_396.019 umfangreicheren, in sich einigen Bilde ausmalt. Ein Beispiel pwa_396.020 wird hinreichen, um diess Verhältniss der Allegorie zur Metapher pwa_396.021 klar zu machen. Allegorie als erweiterte Metapher Es wäre also eine blosse Vergleichung, wenn man pwa_396.022 sagte: „Die Dichtkunst der Römer war wie eine ausländische Blume.“ pwa_396.023 Daraus entsteht eine Metapher, wenn man sagt: „Die Dichtkunst war pwa_396.024 zu Rom eine ausländische Blume.“ Sobald man nun mit Herder diese pwa_396.025 Metapher in folgender Weise noch sinnlicher ausführt: „Die römische pwa_396.026 Dichtkunst war aus griechischem Samen in den Garten eines Kaisers pwa_396.027 verpflanzt, wo sie als schöne Blume da stand und blühte,“ sobald man pwa_396.028 also dem einfachen sinnlichen Begriffe Blume noch die weitere sinnliche pwa_396.029 Beziehung auf Samen, auf Garten, auf die Person eines Kaisers, pwa_396.030 auf die Thätigkeit des Blühens beifügt, so ergiebt sich die Allegorie. Allegorie als erweiterte Metapher pwa_396.031 Einen vorwaltenden Hang zur Allegorie hat die morgenländische Dichtkunst: pwa_396.032 man begegnet in den poetischen Büchern des Alten Testamentes pwa_396.033 zahlreichen Beispielen. poetische Bücher des alten Testaments Statt vieler möge hier eines angeführt werden, pwa_396.034 Psalm 80, 9–17, wo das Volk Israel mit einem Weinstock verglichen pwa_396.035 und nun diese Vergleichung eben zur Allegorie ausgeführt wird. Bibel Psalm 80, 9-17 http://www.die-bibel.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/bibeltext/bibel/text/lesen/?tx_buhbibelmodul_bibletext%5Bscripture%5D=Psalm+80%2C+9 Räthsel pwa_396.036 und Allegorie finden sich vereinigt bei Hesekiel 17, 2 fgg. Bibel Hesekiel 17, 2fgg. http://www.die-bibel.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/26/170001/179999/ch/32b36f22f31369ecfe18e8ccb02da49c/ pwa_396.037 Gewöhnlich verbindet sich mit dem Tropus der Allegorie noch der pwa_396.038 der Personification, und dann ist erst die volle poetische Schönheit pwa_396.039 erreicht, insofern erst dann sinnliche Anschaulichkeit in ihrer ganzen pwa_396.040 Fülle vorhanden ist. Wir handeln demnach gleich auch von diesem pwa_396.041 Tropus. Bei der Prosopopöie (προσωποποιία) oder Personification sind

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Zitationshilfe: Wackernagel, Wilhelm: Poetik, Rhetorik und Stilistik: Academische Vorlesungen. Hrsg. v. L. Sieber. Halle, 1873, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackernagel_poetik_1873/414>, abgerufen am 22.11.2024.