pwa_346.001 häufig genug werden zwei Hauptsätze so mit einander verbunden, dass pwa_346.002 der eine den logischen Werth eines Nebensatzes hat. Wir nennen es pwa_346.003 mithin eine Periode, wenn sich eine Mehrheit einzelner Sätze grammaticalisch pwa_346.004 zu einem Ganzen vereinigt. Einfach heisst die Periode, wenn pwa_346.005 sie aus zwei Hauptsätzen oder aus einem Hauptsatz und einem Nebensatz pwa_346.006 besteht; zusammengesetzt, wenn mehrere Hauptsätze unter einander pwa_346.007 oder mehrere Nebensätze mit einem Hauptsatze verknüpft sind.
pwa_346.008 Von einer Periode ist zweierlei zu verlangen: einmal, mit Rücksicht pwa_346.009 auf den Inhalt, Ueberschaulichkeit des Gedankens; sodann, mit pwa_346.010 Rücksicht auf die äussere, sprachliche Gestaltung, Wohlklang im pwa_346.011 Ganzen der Worte und in der Stellung und Verbindung der Satzglieder.
pwa_346.012
pwa_346.013 Es wird Ueberschaulichkeit verlangt, damit der Leser alle Glieder pwa_346.014 in ihrer Bedeutsamkeit erkenne, damit er sehe, welche Glieder eine pwa_346.015 höhere, welche eine geringere, welche gleiche Bedeutung haben. Dieser pwa_346.016 Zweck wird durch zwei Hauptmittel erreicht, erstens durch die pwa_346.017 Hervorhebung eines einzelnen Gliedes der Periode, als des Gipfelpunctes, pwa_346.018 und zweitens durch das Ebenmass der Glieder, wo es keiner pwa_346.019 Hervorhebung bedarf.
pwa_346.020 Was der Sprechende hervorhebt, kann schon an sich selbst, pwa_346.021 logisch betrachtet, der Hervorhebung werth sein, so dass sich die pwa_346.022 grammatische Hervorhebung von selbst versteht: so ist z. B. bei pwa_346.023 einem Causalsatze die Wirkung das Vorzüglichere und wird deshalb pwa_346.024 als Hauptsatz hervorgehoben. Oder aber der Sprechende legt subjectiv pwa_346.025 einem an und für sich weniger wichtigen Satze eine höhere Bedeutung pwa_346.026 bei1: in einem Conditionalsatze z. B. kann für den Sprechenden pwa_346.027 die Bedingung die Hauptsache sein; er wird deshalb einen Hauptsatz pwa_346.028 in der Form der Frage daraus bilden. Meistens jedoch werden pwa_346.029 in der reinen Prosa die subjectiven Gründe mit den objectiven, logischen pwa_346.030 zusammen fallen. Die Hervorhebung aber kann auf dreierlei pwa_346.031 Weise bewerkstelligt werden, entweder durch die Form des Hauptgliedes, pwa_346.032 oder durch die Stellung desselben andern Gliedern gegenüber, pwa_346.033 oder endlich durch die Verknüpfung mit den andern Gliedern.
pwa_346.034 a) Das hauptsächliche Mittel der Hervorhebung durch die Formpwa_346.035 besteht darin, dass Glieder des Gedankens, die eigentlich als Nebensätze pwa_346.036 erscheinen sollten, zu selbständigen Hauptsätzen erhoben werden, pwa_346.037 dass also z. B. bedingende Sätze nicht mit wenn, causale nicht mit dapwa_346.038 oder weil gebildet werden, sondern dass man der Bedingung die Form
1pwa_346.039 Z. B. um ein Bild verständlicher zu machen, gestaltet er eine Vergleichung pwa_346.040 zu einem eigenen Satze, statt sie in einen Nebensatz mit wie zu bringen.
pwa_346.001 häufig genug werden zwei Hauptsätze so mit einander verbunden, dass pwa_346.002 der eine den logischen Werth eines Nebensatzes hat. Wir nennen es pwa_346.003 mithin eine Periode, wenn sich eine Mehrheit einzelner Sätze grammaticalisch pwa_346.004 zu einem Ganzen vereinigt. Einfach heisst die Periode, wenn pwa_346.005 sie aus zwei Hauptsätzen oder aus einem Hauptsatz und einem Nebensatz pwa_346.006 besteht; zusammengesetzt, wenn mehrere Hauptsätze unter einander pwa_346.007 oder mehrere Nebensätze mit einem Hauptsatze verknüpft sind.
pwa_346.008 Von einer Periode ist zweierlei zu verlangen: einmal, mit Rücksicht pwa_346.009 auf den Inhalt, Ueberschaulichkeit des Gedankens; sodann, mit pwa_346.010 Rücksicht auf die äussere, sprachliche Gestaltung, Wohlklang im pwa_346.011 Ganzen der Worte und in der Stellung und Verbindung der Satzglieder.
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pwa_346.013 Es wird Ueberschaulichkeit verlangt, damit der Leser alle Glieder pwa_346.014 in ihrer Bedeutsamkeit erkenne, damit er sehe, welche Glieder eine pwa_346.015 höhere, welche eine geringere, welche gleiche Bedeutung haben. Dieser pwa_346.016 Zweck wird durch zwei Hauptmittel erreicht, erstens durch die pwa_346.017 Hervorhebung eines einzelnen Gliedes der Periode, als des Gipfelpunctes, pwa_346.018 und zweitens durch das Ebenmass der Glieder, wo es keiner pwa_346.019 Hervorhebung bedarf.
pwa_346.020 Was der Sprechende hervorhebt, kann schon an sich selbst, pwa_346.021 logisch betrachtet, der Hervorhebung werth sein, so dass sich die pwa_346.022 grammatische Hervorhebung von selbst versteht: so ist z. B. bei pwa_346.023 einem Causalsatze die Wirkung das Vorzüglichere und wird deshalb pwa_346.024 als Hauptsatz hervorgehoben. Oder aber der Sprechende legt subjectiv pwa_346.025 einem an und für sich weniger wichtigen Satze eine höhere Bedeutung pwa_346.026 bei1: in einem Conditionalsatze z. B. kann für den Sprechenden pwa_346.027 die Bedingung die Hauptsache sein; er wird deshalb einen Hauptsatz pwa_346.028 in der Form der Frage daraus bilden. Meistens jedoch werden pwa_346.029 in der reinen Prosa die subjectiven Gründe mit den objectiven, logischen pwa_346.030 zusammen fallen. Die Hervorhebung aber kann auf dreierlei pwa_346.031 Weise bewerkstelligt werden, entweder durch die Form des Hauptgliedes, pwa_346.032 oder durch die Stellung desselben andern Gliedern gegenüber, pwa_346.033 oder endlich durch die Verknüpfung mit den andern Gliedern.
pwa_346.034 a) Das hauptsächliche Mittel der Hervorhebung durch die Formpwa_346.035 besteht darin, dass Glieder des Gedankens, die eigentlich als Nebensätze pwa_346.036 erscheinen sollten, zu selbständigen Hauptsätzen erhoben werden, pwa_346.037 dass also z. B. bedingende Sätze nicht mit wenn, causale nicht mit dapwa_346.038 oder weil gebildet werden, sondern dass man der Bedingung die Form
1pwa_346.039 Z. B. um ein Bild verständlicher zu machen, gestaltet er eine Vergleichung pwa_346.040 zu einem eigenen Satze, statt sie in einen Nebensatz mit wie zu bringen.
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häufig genug werden zwei Hauptsätze so mit einander verbunden, dass pwa_346.002
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mithin eine Periode, wenn sich eine Mehrheit einzelner Sätze grammaticalisch pwa_346.004
zu einem Ganzen vereinigt. Einfach heisst die Periode, wenn pwa_346.005
sie aus zwei Hauptsätzen oder aus einem Hauptsatz und einem Nebensatz pwa_346.006
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oder mehrere Nebensätze mit einem Hauptsatze verknüpft sind.
pwa_346.008
Von einer Periode ist zweierlei zu verlangen: einmal, mit Rücksicht pwa_346.009
auf den Inhalt, Ueberschaulichkeit des Gedankens; sodann, mit pwa_346.010
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Es wird Ueberschaulichkeit verlangt, damit der Leser alle Glieder pwa_346.014
in ihrer Bedeutsamkeit erkenne, damit er sehe, welche Glieder eine pwa_346.015
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Was der Sprechende hervorhebt, kann schon an sich selbst, pwa_346.021
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oder endlich durch die Verknüpfung mit den andern Gliedern.
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a) Das hauptsächliche Mittel der Hervorhebung durch die Form pwa_346.035
besteht darin, dass Glieder des Gedankens, die eigentlich als Nebensätze pwa_346.036
erscheinen sollten, zu selbständigen Hauptsätzen erhoben werden, pwa_346.037
dass also z. B. bedingende Sätze nicht mit wenn, causale nicht mit da pwa_346.038
oder weil gebildet werden, sondern dass man der Bedingung die Form
1 pwa_346.039
Z. B. um ein Bild verständlicher zu machen, gestaltet er eine Vergleichung pwa_346.040
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Wackernagel, Wilhelm: Poetik, Rhetorik und Stilistik: Academische Vorlesungen. Hrsg. v. L. Sieber. Halle, 1873, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackernagel_poetik_1873/364>, abgerufen am 27.07.2024.
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