pwa_323.001 Poesie sich in der didactischen Prosa vorfinden: aber wohl haben in pwa_323.002 umgekehrter, aufsteigender Reihenfolge die Regeln der didactischen pwa_323.003 Prosa ihre Bedeutung auch noch für die epische Poesie, und die Regeln pwa_323.004 der epischen Poesie äussern sich auch noch auf dem Gebiete der pwa_323.005 Lyrik. Solch ein Verhältniss ist auch ganz natürlich, da der Verstand pwa_323.006 an epischen Schöpfungen immer noch seinen Antheil hat, und da die pwa_323.007 lyrische Poesie hervorgegangen ist aus der epischen. Und so ist in pwa_323.008 den Umfang der zweiten Gattung zugleich die erste, in den Umfang pwa_323.009 der dritten zugleich die erste und die zweite mit einbegriffen. Die pwa_323.010 verständige prosaische Darstellung ist nur durch sich selbst bedingt; pwa_323.011 der Stil der Einbildung aber unterliegt neben seinen eigenen Gesetzen pwa_323.012 auch noch den Gesetzen des prosaischen Stils, und beiderlei Gesetze pwa_323.013 zugleich stellen sich endlich auf dem Gebiete der dritten Gattung, pwa_323.014 dem des leidenschaftlichen Stils, neben diejenigen, welche hier ihre pwa_323.015 besondere Geltung haben. Natürlich ist diese sich fortpflanzende Wirksamkeit pwa_323.016 immer nur eine untergeordnete, und namentlich machen sich pwa_323.017 die Regeln des Prosastiles in der poetischen Darstellung mehr nur pwa_323.018 von ihrer negativen Seite bemerkbar, mehr insofern sie verbieten, als pwa_323.019 insofern sie fordern, wie ja überhaupt an den Schöpfungen der Poesie pwa_323.020 der Verstand nur einen negativen Antheil hat, keinen positiven.
pwa_323.021 So viel war nöthig im Allgemeinen und einleitungsweise zu bemerken. pwa_323.022 Wir gehn von hier an zur näheren Besprechung der einzelnen pwa_323.023 drei Hauptgattungen über; da wird denn auch Manches, was bisher pwa_323.024 nur konnte angedeutet werden, seine auch beweisende und deutlicher pwa_323.025 machende Erörterung finden.
pwa_323.026 II. VOM STIL IM BESONDERN.
pwa_323.027 1. DER STIL DES VERSTANDES.
pwa_323.028 Wir haben es hier, allgemein betrachtet und ausgedrückt, mit pwa_323.029 dem Prosastile zu thun. Bei den Griechen hiess alle und jede Prosa pwa_323.030 psilos logos, die nackte, kahle Rede, d. i. entweder s. v. a. die unumwundene, pwa_323.031 ungeschmückte, oder auch s. v. a. die leichtgewaffnete, die pwa_323.032 nicht mit den schweren Waffen der Hopliten kämpft: für letztere pwa_323.033 Erklärung spricht der Umstand, dass neben psilos logos die Prosa pwa_323.034 auch pezos logos heisst, die zu Fuss gehende, im Gegensatze der
pwa_323.001 Poesie sich in der didactischen Prosa vorfinden: aber wohl haben in pwa_323.002 umgekehrter, aufsteigender Reihenfolge die Regeln der didactischen pwa_323.003 Prosa ihre Bedeutung auch noch für die epische Poesie, und die Regeln pwa_323.004 der epischen Poesie äussern sich auch noch auf dem Gebiete der pwa_323.005 Lyrik. Solch ein Verhältniss ist auch ganz natürlich, da der Verstand pwa_323.006 an epischen Schöpfungen immer noch seinen Antheil hat, und da die pwa_323.007 lyrische Poesie hervorgegangen ist aus der epischen. Und so ist in pwa_323.008 den Umfang der zweiten Gattung zugleich die erste, in den Umfang pwa_323.009 der dritten zugleich die erste und die zweite mit einbegriffen. Die pwa_323.010 verständige prosaische Darstellung ist nur durch sich selbst bedingt; pwa_323.011 der Stil der Einbildung aber unterliegt neben seinen eigenen Gesetzen pwa_323.012 auch noch den Gesetzen des prosaischen Stils, und beiderlei Gesetze pwa_323.013 zugleich stellen sich endlich auf dem Gebiete der dritten Gattung, pwa_323.014 dem des leidenschaftlichen Stils, neben diejenigen, welche hier ihre pwa_323.015 besondere Geltung haben. Natürlich ist diese sich fortpflanzende Wirksamkeit pwa_323.016 immer nur eine untergeordnete, und namentlich machen sich pwa_323.017 die Regeln des Prosastiles in der poetischen Darstellung mehr nur pwa_323.018 von ihrer negativen Seite bemerkbar, mehr insofern sie verbieten, als pwa_323.019 insofern sie fordern, wie ja überhaupt an den Schöpfungen der Poesie pwa_323.020 der Verstand nur einen negativen Antheil hat, keinen positiven.
pwa_323.021 So viel war nöthig im Allgemeinen und einleitungsweise zu bemerken. pwa_323.022 Wir gehn von hier an zur näheren Besprechung der einzelnen pwa_323.023 drei Hauptgattungen über; da wird denn auch Manches, was bisher pwa_323.024 nur konnte angedeutet werden, seine auch beweisende und deutlicher pwa_323.025 machende Erörterung finden.
pwa_323.026 II. VOM STIL IM BESONDERN.
pwa_323.027 1. DER STIL DES VERSTANDES.
pwa_323.028 Wir haben es hier, allgemein betrachtet und ausgedrückt, mit pwa_323.029 dem Prosastile zu thun. Bei den Griechen hiess alle und jede Prosa pwa_323.030 ψιλὸς λόγος, die nackte, kahle Rede, d. i. entweder s. v. a. die unumwundene, pwa_323.031 ungeschmückte, oder auch s. v. a. die leichtgewaffnete, die pwa_323.032 nicht mit den schweren Waffen der Hopliten kämpft: für letztere pwa_323.033 Erklärung spricht der Umstand, dass neben ψιλὸς λόγος die Prosa pwa_323.034 auch πεζὸς λόγος heisst, die zu Fuss gehende, im Gegensatze der
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Poesie sich in der didactischen Prosa vorfinden: aber wohl haben in pwa_323.002
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II. VOM STIL IM BESONDERN. pwa_323.027
1. DER STIL DES VERSTANDES. pwa_323.028
Wir haben es hier, allgemein betrachtet und ausgedrückt, mit pwa_323.029
dem Prosastile zu thun. Bei den Griechen hiess alle und jede Prosa pwa_323.030
ψιλὸς λόγος, die nackte, kahle Rede, d. i. entweder s. v. a. die unumwundene, pwa_323.031
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auch πεζὸς λόγος heisst, die zu Fuss gehende, im Gegensatze der
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Wackernagel, Wilhelm: Poetik, Rhetorik und Stilistik: Academische Vorlesungen. Hrsg. v. L. Sieber. Halle, 1873, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackernagel_poetik_1873/341>, abgerufen am 27.07.2024.
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