pwa_282.001 gleich viel Antheil und Recht; wenn auch der Redner der pwa_282.002 Berichterstattende und der Zuhörer in so fern auch schon hier der pwa_282.003 Belehrte ist, so führt das doch auf keiner von beiden Seiten eine pwa_282.004 Ueberordnung oder Unterordnung mit sich. Es ist also aus diesen pwa_282.005 Gründen und zu diesen Zwecken das zweite Glied des Exordiums die pwa_282.006 narratio facti, und es wird mit ihr die zweite Wirkung, die Cicero pwa_282.007 von dem Exordium fordert, die attentio, das nächste Ergebniss der pwa_282.008 benevolentia erreicht, und um so gewisser erreicht, als die Aufmerksamkeit pwa_282.009 nicht bloss ins Unbestimmte hinein aufgefordert, sondern gleich pwa_282.010 in thätigen Anspruch genommen und befriedigt wird.
pwa_282.011 Nun endlich kann der Redner zu der dritten und letzten Stufe pwa_282.012 aufsteigen, die ihm zugleich den Uebergang bildet zu dem zweiten pwa_282.013 Haupttheil, zu der disputatio. Sie bildet aber dazu den Uebergang, pwa_282.014 weil auch sie schon sich dem Verstande zuwendet, weil sie selber pwa_282.015 gleich der disputatio rein didactischer Natur ist, nur dass die Puncte, pwa_282.016 um welche sich die disputatio drehen soll, hier eben nur noch als pwa_282.017 Puncte gegeben, und die Grenzen, innerhalb deren die disputatio sich pwa_282.018 bewegen soll, hier nur noch als unerfüllte Linien gezogen und entworfen pwa_282.019 werden. Somit entspricht diess dritte Glied des rednerischen pwa_282.020 Exordiums für sich allein dem gesammten ganzen Exordium einer pwa_282.021 Abhandlung. Es verkündigt gleich diesem zum ersten Male, welche pwa_282.022 Grundsätze, welche allgemeinen Wahrheiten sollen abgehandelt werden, pwa_282.023 und weist gleich diesem auf ein Theoretisches hin, das in der rechten pwa_282.024 Ausführlichkeit erst noch bevorsteht. Aber diese hier angekündigten pwa_282.025 allgemeinen Sätze haben, und das gebricht dem Exordium der Abhandlung, pwa_282.026 ihre Veranlassung in einer historischen Wirklichkeit; dieses pwa_282.027 theoretische dritte Glied ist das Ergebniss des factischen zweiten; das pwa_282.028 theoretisch lehrhafte Object, das wir hier haben, ist nur das geistige pwa_282.029 und abstracte Gegenbild zu dem thatsächlich historischen des zweiten pwa_282.030 Gliedes. Also hier beginnt die eigentliche Lehre: nach dem neutralen pwa_282.031 Zwischengliede der narratio facti fängt nun der Redner selber an, in pwa_282.032 activer Weise ein Recht auszuüben und die thätigste Wirksamkeit zu pwa_282.033 entfalten. Er kann es aber auch: denn der Zuhörer, nachdem er auf pwa_282.034 der ersten Stufe benevolus geworden, und sich auf der zweiten attentus pwa_282.035 erwiesen hat, wird nun in der nothwendigen weiteren Folge docilis, pwa_282.036 und der Redner beschäftigt und lenkt auch alsbald diese Gelehrigkeit, pwa_282.037 indem er ihr zeigt, worauf es von nun an ankommen werde, und auf pwa_282.038 welchem Wege er sie noch länger in Anspruch zu nehmen gedenke. pwa_282.039 Die umfassende Benennung dieses dritten Theiles ist expositio. Die pwa_282.040 expositio kann aber auch wieder zweigliedrig geschehen, sie kann pwa_282.041 zuerst den Hauptgedanken einheitlich darlegen, der sich aus jenem
pwa_282.001 gleich viel Antheil und Recht; wenn auch der Redner der pwa_282.002 Berichterstattende und der Zuhörer in so fern auch schon hier der pwa_282.003 Belehrte ist, so führt das doch auf keiner von beiden Seiten eine pwa_282.004 Ueberordnung oder Unterordnung mit sich. Es ist also aus diesen pwa_282.005 Gründen und zu diesen Zwecken das zweite Glied des Exordiums die pwa_282.006 narratio facti, und es wird mit ihr die zweite Wirkung, die Cicero pwa_282.007 von dem Exordium fordert, die attentio, das nächste Ergebniss der pwa_282.008 benevolentia erreicht, und um so gewisser erreicht, als die Aufmerksamkeit pwa_282.009 nicht bloss ins Unbestimmte hinein aufgefordert, sondern gleich pwa_282.010 in thätigen Anspruch genommen und befriedigt wird.
pwa_282.011 Nun endlich kann der Redner zu der dritten und letzten Stufe pwa_282.012 aufsteigen, die ihm zugleich den Uebergang bildet zu dem zweiten pwa_282.013 Haupttheil, zu der disputatio. Sie bildet aber dazu den Uebergang, pwa_282.014 weil auch sie schon sich dem Verstande zuwendet, weil sie selber pwa_282.015 gleich der disputatio rein didactischer Natur ist, nur dass die Puncte, pwa_282.016 um welche sich die disputatio drehen soll, hier eben nur noch als pwa_282.017 Puncte gegeben, und die Grenzen, innerhalb deren die disputatio sich pwa_282.018 bewegen soll, hier nur noch als unerfüllte Linien gezogen und entworfen pwa_282.019 werden. Somit entspricht diess dritte Glied des rednerischen pwa_282.020 Exordiums für sich allein dem gesammten ganzen Exordium einer pwa_282.021 Abhandlung. Es verkündigt gleich diesem zum ersten Male, welche pwa_282.022 Grundsätze, welche allgemeinen Wahrheiten sollen abgehandelt werden, pwa_282.023 und weist gleich diesem auf ein Theoretisches hin, das in der rechten pwa_282.024 Ausführlichkeit erst noch bevorsteht. Aber diese hier angekündigten pwa_282.025 allgemeinen Sätze haben, und das gebricht dem Exordium der Abhandlung, pwa_282.026 ihre Veranlassung in einer historischen Wirklichkeit; dieses pwa_282.027 theoretische dritte Glied ist das Ergebniss des factischen zweiten; das pwa_282.028 theoretisch lehrhafte Object, das wir hier haben, ist nur das geistige pwa_282.029 und abstracte Gegenbild zu dem thatsächlich historischen des zweiten pwa_282.030 Gliedes. Also hier beginnt die eigentliche Lehre: nach dem neutralen pwa_282.031 Zwischengliede der narratio facti fängt nun der Redner selber an, in pwa_282.032 activer Weise ein Recht auszuüben und die thätigste Wirksamkeit zu pwa_282.033 entfalten. Er kann es aber auch: denn der Zuhörer, nachdem er auf pwa_282.034 der ersten Stufe benevolus geworden, und sich auf der zweiten attentus pwa_282.035 erwiesen hat, wird nun in der nothwendigen weiteren Folge docilis, pwa_282.036 und der Redner beschäftigt und lenkt auch alsbald diese Gelehrigkeit, pwa_282.037 indem er ihr zeigt, worauf es von nun an ankommen werde, und auf pwa_282.038 welchem Wege er sie noch länger in Anspruch zu nehmen gedenke. pwa_282.039 Die umfassende Benennung dieses dritten Theiles ist expositio. Die pwa_282.040 expositio kann aber auch wieder zweigliedrig geschehen, sie kann pwa_282.041 zuerst den Hauptgedanken einheitlich darlegen, der sich aus jenem
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gleich viel Antheil und Recht; wenn auch der Redner der pwa_282.002
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Nun endlich kann der Redner zu der dritten und letzten Stufe pwa_282.012
aufsteigen, die ihm zugleich den Uebergang bildet zu dem zweiten pwa_282.013
Haupttheil, zu der disputatio. Sie bildet aber dazu den Uebergang, pwa_282.014
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entfalten. Er kann es aber auch: denn der Zuhörer, nachdem er auf pwa_282.034
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Die umfassende Benennung dieses dritten Theiles ist expositio. Die pwa_282.040
expositio kann aber auch wieder zweigliedrig geschehen, sie kann pwa_282.041
zuerst den Hauptgedanken einheitlich darlegen, der sich aus jenem
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Wackernagel, Wilhelm: Poetik, Rhetorik und Stilistik: Academische Vorlesungen. Hrsg. v. L. Sieber. Halle, 1873, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackernagel_poetik_1873/300>, abgerufen am 22.11.2024.
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