gene, Empfindung-athmende, zauberhafte Gesicht der Jungfrau?
Allein bey dieser bildlichen Vorstellung möchte mir jemand sagen: Wenn aber das Losungswort Schönheit ertönt, drängt sich dir da nicht unwillkührlich aus innerer Seele das letztere Bild, das Bild der Venus Ura¬ nia in deinem Busen hervor?
Und hierauf weiß ich freylich nichts zu antworten.
Wer bey meinem zwiefachen Bilde, wie ich, an den Geist des Mannes, den wir eben geschildert haben, und an den Geist desjenigen, den ich den Göttlichen zu nen¬ nen pflege, gedenkt, wird in dieser Gleich¬ nißrede vielleicht Stoff zum Nachsinnen fin¬ den. Dergleichen Phantaseyen, die uns in den Sinn kommen, verbreiten oftmals auf wunderbare Weise ein helleres Licht über ei¬ nen Gegenstand, als die Schlußreden der
gene, Empfindung-athmende, zauberhafte Geſicht der Jungfrau?
Allein bey dieſer bildlichen Vorſtellung möchte mir jemand ſagen: Wenn aber das Loſungswort Schönheit ertönt, drängt ſich dir da nicht unwillkührlich aus innerer Seele das letztere Bild, das Bild der Venus Ura¬ nia in deinem Buſen hervor?
Und hierauf weiß ich freylich nichts zu antworten.
Wer bey meinem zwiefachen Bilde, wie ich, an den Geiſt des Mannes, den wir eben geſchildert haben, und an den Geiſt desjenigen, den ich den Göttlichen zu nen¬ nen pflege, gedenkt, wird in dieſer Gleich¬ nißrede vielleicht Stoff zum Nachſinnen fin¬ den. Dergleichen Phantaſeyen, die uns in den Sinn kommen, verbreiten oftmals auf wunderbare Weiſe ein helleres Licht über ei¬ nen Gegenſtand, als die Schlußreden der
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gene, Empfindung-athmende, zauberhafte
Geſicht der Jungfrau?
Allein bey dieſer bildlichen Vorſtellung
möchte mir jemand ſagen: Wenn aber das
Loſungswort Schönheit ertönt, drängt ſich
dir da nicht unwillkührlich aus innerer Seele
das letztere Bild, das Bild der Venus Ura¬
nia in deinem Buſen hervor?
Und hierauf weiß ich freylich nichts zu
antworten.
Wer bey meinem zwiefachen Bilde, wie
ich, an den Geiſt des Mannes, den wir
eben geſchildert haben, und an den Geiſt
desjenigen, den ich den Göttlichen zu nen¬
nen pflege, gedenkt, wird in dieſer Gleich¬
nißrede vielleicht Stoff zum Nachſinnen fin¬
den. Dergleichen Phantaſeyen, die uns in
den Sinn kommen, verbreiten oftmals auf
wunderbare Weiſe ein helleres Licht über ei¬
nen Gegenſtand, als die Schlußreden der
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/96>, abgerufen am 16.02.2025.
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