eine der Seele. An einigen Orten in seinem Buche giebt er Anleitung, wie man eine Schlacht, einen Seesturm, eine große Ver¬ sammlung mahlen solle; und da ist seine Einbildung so thätig und wirksam, daß sie schnell die deutlichsten und sprechendsten Züge in Worten zu einem, auffallenden Ganzen zusammenträgt.
Leonardo wußte, daß der Kunstgeist eine Flamme von ganz anderer Natur ist, als der Enthusiasmus der Dichter. Es ist nicht darauf angesehen, etwas ganz aus eigenem Sinne zu gebähren; der Kunstsinn soll viel¬ mehr ämsig außer sich herumschweifen, und sich um alle Gestalten der Schöpfung mit behender Geschicklichkeit herumlegen, und die Formen und Abdrücke davon in der Schatz¬ kammer des Geistes aufbewahren; so daß der Künstler, wenn er die Hand zur Arbeit ansetzt, schon eine Welt von allen Dingen
eine der Seele. An einigen Orten in ſeinem Buche giebt er Anleitung, wie man eine Schlacht, einen Seeſturm, eine große Ver¬ ſammlung mahlen ſolle; und da iſt ſeine Einbildung ſo thätig und wirkſam, daß ſie ſchnell die deutlichſten und ſprechendſten Züge in Worten zu einem, auffallenden Ganzen zuſammenträgt.
Leonardo wußte, daß der Kunſtgeiſt eine Flamme von ganz anderer Natur iſt, als der Enthuſiasmus der Dichter. Es iſt nicht darauf angeſehen, etwas ganz aus eigenem Sinne zu gebähren; der Kunſtſinn ſoll viel¬ mehr ämſig außer ſich herumſchweifen, und ſich um alle Geſtalten der Schöpfung mit behender Geſchicklichkeit herumlegen, und die Formen und Abdrücke davon in der Schatz¬ kammer des Geiſtes aufbewahren; ſo daß der Künſtler, wenn er die Hand zur Arbeit anſetzt, ſchon eine Welt von allen Dingen
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eine der Seele. An einigen Orten in ſeinem
Buche giebt er Anleitung, wie man eine
Schlacht, einen Seeſturm, eine große Ver¬
ſammlung mahlen ſolle; und da iſt ſeine
Einbildung ſo thätig und wirkſam, daß ſie
ſchnell die deutlichſten und ſprechendſten Züge
in Worten zu einem, auffallenden Ganzen
zuſammenträgt.
Leonardo wußte, daß der Kunſtgeiſt eine
Flamme von ganz anderer Natur iſt, als
der Enthuſiasmus der Dichter. Es iſt nicht
darauf angeſehen, etwas ganz aus eigenem
Sinne zu gebähren; der Kunſtſinn ſoll viel¬
mehr ämſig außer ſich herumſchweifen, und
ſich um alle Geſtalten der Schöpfung mit
behender Geſchicklichkeit herumlegen, und die
Formen und Abdrücke davon in der Schatz¬
kammer des Geiſtes aufbewahren; ſo daß
der Künſtler, wenn er die Hand zur Arbeit
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/79>, abgerufen am 25.11.2024.
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