Quelle, welche nachher zum mächtigen und bewunderten Strohme wird. Wer es kennt, hält das Gewässer in seinem Laufe nicht zu¬ rück, weil es sonst durch Wall und Dämme bricht; sondern läßt ihm seinen freyen Wil¬ len. So that Leonardo's Vater, indem er den Knaben seiner ihm von Natur einge¬ pflanzten Neigung überließ, und ihn der Lehre des sehr berühmten und verdienten Mannes, Andrea Verocchio zu Florenz, übergab.
Aber ach! wer kennt und wer nennt un¬ ter uns noch diese Namen, die damals wie funkelnde Sterne am Himmel glänzten? Sie sind untergegangen, und es wird nichts mehr von ihnen gehört, -- man weiß nicht ob sie jemals waren.
Und dieser Andrea Verocchio war keiner der gemeinsten. Er war dem heiligen Tri¬ folium aller bildenden Künste, der Mahler¬
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Quelle, welche nachher zum mächtigen und bewunderten Strohme wird. Wer es kennt, hält das Gewäſſer in ſeinem Laufe nicht zu¬ rück, weil es ſonſt durch Wall und Dämme bricht; ſondern läßt ihm ſeinen freyen Wil¬ len. So that Leonardo's Vater, indem er den Knaben ſeiner ihm von Natur einge¬ pflanzten Neigung überließ, und ihn der Lehre des ſehr berühmten und verdienten Mannes, Andrea Verocchio zu Florenz, übergab.
Aber ach! wer kennt und wer nennt un¬ ter uns noch dieſe Namen, die damals wie funkelnde Sterne am Himmel glänzten? Sie ſind untergegangen, und es wird nichts mehr von ihnen gehört, — man weiß nicht ob ſie jemals waren.
Und dieſer Andrea Verocchio war keiner der gemeinſten. Er war dem heiligen Tri¬ folium aller bildenden Künſte, der Mahler¬
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Quelle, welche nachher zum mächtigen und
bewunderten Strohme wird. Wer es kennt,
hält das Gewäſſer in ſeinem Laufe nicht zu¬
rück, weil es ſonſt durch Wall und Dämme
bricht; ſondern läßt ihm ſeinen freyen Wil¬
len. So that Leonardo's Vater, indem er
den Knaben ſeiner ihm von Natur einge¬
pflanzten Neigung überließ, und ihn der
Lehre des ſehr berühmten und verdienten
Mannes, Andrea Verocchio zu Florenz,
übergab.
Aber ach! wer kennt und wer nennt un¬
ter uns noch dieſe Namen, die damals wie
funkelnde Sterne am Himmel glänzten? Sie
ſind untergegangen, und es wird nichts mehr
von ihnen gehört, — man weiß nicht ob ſie
jemals waren.
Und dieſer Andrea Verocchio war keiner
der gemeinſten. Er war dem heiligen Tri¬
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/72>, abgerufen am 25.11.2024.
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