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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

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ren, daß der Genius der Kunst sich nicht
unwillig mit der ernsthaften Minerva zusam¬
men paart; und daß in einer großen und
offenen Seele, wenn sie auch auf Ein Haupt¬
bestreben gerichtet ist, doch das ganze, viel¬
fachzusammengesetzte Bild menschlicher Wis¬
senschaft sich in schöner und vollkommener
Harmonie abspiegelt. --

Der Mann, von dem wir reden, erblickte
das Licht der Welt in dem Flecken Vinci,
welcher unten im Arno-Thale, unweit der
prächtigen Stadt Florenz, belegen ist. Seine
Geschicklichkeit und sein Witz, die er von der
Natur zum Erbtheil bekommen hatte, ver¬
riethen sich, wie es bey solchen auserlesenen
Geistern zu geschehen pflegt, schon in seiner
zarten Jugend, und sahen durch die bunten
Figuren, die seine kindische Hand spielend
herausbrachte, deutlich hervor. Dies ist wie
das erste Sprudeln einer kleinen, muntern

ren, daß der Genius der Kunſt ſich nicht
unwillig mit der ernſthaften Minerva zuſam¬
men paart; und daß in einer großen und
offenen Seele, wenn ſie auch auf Ein Haupt¬
beſtreben gerichtet iſt, doch das ganze, viel¬
fachzuſammengeſetzte Bild menſchlicher Wiſ¬
ſenſchaft ſich in ſchöner und vollkommener
Harmonie abſpiegelt. —

Der Mann, von dem wir reden, erblickte
das Licht der Welt in dem Flecken Vinci,
welcher unten im Arno-Thale, unweit der
prächtigen Stadt Florenz, belegen iſt. Seine
Geſchicklichkeit und ſein Witz, die er von der
Natur zum Erbtheil bekommen hatte, ver¬
riethen ſich, wie es bey ſolchen auserleſenen
Geiſtern zu geſchehen pflegt, ſchon in ſeiner
zarten Jugend, und ſahen durch die bunten
Figuren, die ſeine kindiſche Hand ſpielend
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[63/0071] ren, daß der Genius der Kunſt ſich nicht unwillig mit der ernſthaften Minerva zuſam¬ men paart; und daß in einer großen und offenen Seele, wenn ſie auch auf Ein Haupt¬ beſtreben gerichtet iſt, doch das ganze, viel¬ fachzuſammengeſetzte Bild menſchlicher Wiſ¬ ſenſchaft ſich in ſchöner und vollkommener Harmonie abſpiegelt. — Der Mann, von dem wir reden, erblickte das Licht der Welt in dem Flecken Vinci, welcher unten im Arno-Thale, unweit der prächtigen Stadt Florenz, belegen iſt. Seine Geſchicklichkeit und ſein Witz, die er von der Natur zum Erbtheil bekommen hatte, ver¬ riethen ſich, wie es bey ſolchen auserleſenen Geiſtern zu geſchehen pflegt, ſchon in ſeiner zarten Jugend, und ſahen durch die bunten Figuren, die ſeine kindiſche Hand ſpielend herausbrachte, deutlich hervor. Dies iſt wie das erſte Sprudeln einer kleinen, muntern

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Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/71>, abgerufen am 25.11.2024.