Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.Ein Brief des jungen Florentinischen Mahlers Antonio an seinen Freund Jacobo in Rom. Geliebter Bruder, Wundre Dich nicht, daß ich Dir so lange Ein Brief des jungen Florentiniſchen Mahlers Antonio an ſeinen Freund Jacobo in Rom. Geliebter Bruder, Wundre Dich nicht, daß ich Dir ſo lange <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0060" n="52"/> </div> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Ein Brief</hi><lb/> des<lb/> jungen Florentiniſchen Mahlers<lb/><hi rendition="#b #g">Antonio</hi><lb/> an ſeinen Freund Jacobo in Rom.<lb/></head> <p rendition="#et"><hi rendition="#g">Geliebter Bruder</hi>,</p><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>undre Dich nicht, daß ich Dir ſo lange<lb/> nicht geſchrieben, denn allerhand Beſchäfti¬<lb/> gungen haben mir meine Zeit unglaublich<lb/> verkürzt. Aber jetzt will ich Dir öfter ſchrei¬<lb/> ben, weil ich Dir als meinem liebſten Freunde<lb/> meine Gedanken und Empfindungen mitzu¬<lb/> theilen wünſche. Du kennſt meine Klagen,<lb/> daß ich mich ſonſt immer als ein ganz un¬<lb/> würdiger, verlorner Schüler der edlen Mah¬<lb/> lerkunſt fühlte; jetzt aber hat meine Seele<lb/> einen wunderbaren, unbegreiflichen Schwung<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [52/0060]
Ein Brief
des
jungen Florentiniſchen Mahlers
Antonio
an ſeinen Freund Jacobo in Rom.
Geliebter Bruder,
Wundre Dich nicht, daß ich Dir ſo lange
nicht geſchrieben, denn allerhand Beſchäfti¬
gungen haben mir meine Zeit unglaublich
verkürzt. Aber jetzt will ich Dir öfter ſchrei¬
ben, weil ich Dir als meinem liebſten Freunde
meine Gedanken und Empfindungen mitzu¬
theilen wünſche. Du kennſt meine Klagen,
daß ich mich ſonſt immer als ein ganz un¬
würdiger, verlorner Schüler der edlen Mah¬
lerkunſt fühlte; jetzt aber hat meine Seele
einen wunderbaren, unbegreiflichen Schwung
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