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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

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wunderbar in immer trüberen Windungen
fortschleppt, und endlich in heftig-lautes
Schluchzen ausbricht, oder wie durch wilde
Klippen mit ängstigendem Getöse daher¬
rauscht. -- Alle diese mannigfaltigen Em¬
pfindungen nun drängten in seiner Seele
immer entsprechende sinnliche Bilder und
neue Gedanken hervor: -- eine wunderbare
Gabe der Musik, -- welche Kunst wohl
überhaupt um so mächtiger auf uns wirkt,
und alle Kräfte unsers Wesens um so allge¬
meiner in Aufruhr setzt, je dunkler und ge¬
heimnißvoller ihre Sprache ist. --

Die schönen Tage, die Joseph in der
bischöflichen Residenz verlebt hatte, waren
endlich vorüber, und er mußte wieder nach
seiner Vaterstadt in das Haus seines Vaters
zurückkehren. Wie traurig war der Rück¬
weg! Wie kläglich und niedergedrückt fühl¬
te er sich wieder in einer Familie, deren

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wunderbar in immer trüberen Windungen
fortſchleppt, und endlich in heftig-lautes
Schluchzen ausbricht, oder wie durch wilde
Klippen mit ängſtigendem Getöſe daher¬
rauſcht. — Alle dieſe mannigfaltigen Em¬
pfindungen nun drängten in ſeiner Seele
immer entſprechende ſinnliche Bilder und
neue Gedanken hervor: — eine wunderbare
Gabe der Muſik, — welche Kunſt wohl
überhaupt um ſo mächtiger auf uns wirkt,
und alle Kräfte unſers Weſens um ſo allge¬
meiner in Aufruhr ſetzt, je dunkler und ge¬
heimnißvoller ihre Sprache iſt. —

Die ſchönen Tage, die Joſeph in der
biſchöflichen Reſidenz verlebt hatte, waren
endlich vorüber, und er mußte wieder nach
ſeiner Vaterſtadt in das Haus ſeines Vaters
zurückkehren. Wie traurig war der Rück¬
weg! Wie kläglich und niedergedrückt fühl¬
te er ſich wieder in einer Familie, deren

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[241/0249] wunderbar in immer trüberen Windungen fortſchleppt, und endlich in heftig-lautes Schluchzen ausbricht, oder wie durch wilde Klippen mit ängſtigendem Getöſe daher¬ rauſcht. — Alle dieſe mannigfaltigen Em¬ pfindungen nun drängten in ſeiner Seele immer entſprechende ſinnliche Bilder und neue Gedanken hervor: — eine wunderbare Gabe der Muſik, — welche Kunſt wohl überhaupt um ſo mächtiger auf uns wirkt, und alle Kräfte unſers Weſens um ſo allge¬ meiner in Aufruhr ſetzt, je dunkler und ge¬ heimnißvoller ihre Sprache iſt. — Die ſchönen Tage, die Joſeph in der biſchöflichen Reſidenz verlebt hatte, waren endlich vorüber, und er mußte wieder nach ſeiner Vaterſtadt in das Haus ſeines Vaters zurückkehren. Wie traurig war der Rück¬ weg! Wie kläglich und niedergedrückt fühl¬ te er ſich wieder in einer Familie, deren Q

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Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/249>, abgerufen am 24.11.2024.