immer mit rechter Gottesfurcht gemahlt ha¬ ben? Mehrere Leute, die ich darum be¬ fragte, lachten mich aus, und sagten, das sey eitel Einbildung und ein artig-erfunde¬ nes Mährchen."
"Nein, mein Sohn," versetzte der liebe Mann zu meinem Trost, "das ist keine poe¬ tische Erfindung, sondern, wie ich Dir aus den alten Büchern bezeugen kann, die lau¬ tere Wahrheit. Diese ehrwürdigen Männer, von denen mehrere selbst Geistliche und Klo¬ sterbrüder waren, widmeten die von Gott empfangene Geschicklichkeit ihrer Hand auch bloß göttlichen und heiligen Geschichten, und brachten so einen ernsthaften und heiligen Geist, und so eine demüthige Einfalt in ihre Werke, wie es sich zu geweiheten Gegen¬ ständen schickt. Sie machten die Mahlerkunst zur treuen Dienerinn der Religion, und wußten nichts von dem eitlen Farbenprunk
immer mit rechter Gottesfurcht gemahlt ha¬ ben? Mehrere Leute, die ich darum be¬ fragte, lachten mich aus, und ſagten, das ſey eitel Einbildung und ein artig-erfunde¬ nes Mährchen.«
»Nein, mein Sohn,« verſetzte der liebe Mann zu meinem Troſt, »das iſt keine poe¬ tiſche Erfindung, ſondern, wie ich Dir aus den alten Büchern bezeugen kann, die lau¬ tere Wahrheit. Dieſe ehrwürdigen Männer, von denen mehrere ſelbſt Geiſtliche und Klo¬ ſterbrüder waren, widmeten die von Gott empfangene Geſchicklichkeit ihrer Hand auch bloß göttlichen und heiligen Geſchichten, und brachten ſo einen ernſthaften und heiligen Geiſt, und ſo eine demüthige Einfalt in ihre Werke, wie es ſich zu geweiheten Gegen¬ ſtänden ſchickt. Sie machten die Mahlerkunſt zur treuen Dienerinn der Religion, und wußten nichts von dem eitlen Farbenprunk
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immer mit rechter Gottesfurcht gemahlt ha¬
ben? Mehrere Leute, die ich darum be¬
fragte, lachten mich aus, und ſagten, das
ſey eitel Einbildung und ein artig-erfunde¬
nes Mährchen.«
»Nein, mein Sohn,« verſetzte der liebe
Mann zu meinem Troſt, »das iſt keine poe¬
tiſche Erfindung, ſondern, wie ich Dir aus
den alten Büchern bezeugen kann, die lau¬
tere Wahrheit. Dieſe ehrwürdigen Männer,
von denen mehrere ſelbſt Geiſtliche und Klo¬
ſterbrüder waren, widmeten die von Gott
empfangene Geſchicklichkeit ihrer Hand auch
bloß göttlichen und heiligen Geſchichten, und
brachten ſo einen ernſthaften und heiligen
Geiſt, und ſo eine demüthige Einfalt in ihre
Werke, wie es ſich zu geweiheten Gegen¬
ſtänden ſchickt. Sie machten die Mahlerkunſt
zur treuen Dienerinn der Religion, und
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/231>, abgerufen am 24.11.2024.
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