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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

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über mir her, und segnete meine frommen
Entschließungen ein.

Ich konnte nach der geendigten Feyer¬
lichkeit den Tempel nicht verlassen; ich warf
mich in einer Ecke nieder und weinte, und
ging dann mit zerknirschtem Herzen vor al¬
len Heiligen, vor allen Gemählden vorüber,
und es war mir, als dürfte ich sie nun erst
recht betrachten und verehren.

Ich konnte der Gewalt in mir nicht wi¬
derstehen: -- ich bin nun, theurer Sebastian,
zu jenem Glauben hinübergetreten, und ich
fühle mein Herz froh und leicht. Die Kunst
hat mich allmächtig hinübergezogen, und
ich darf wohl sagen, daß ich nun erst die
Kunst so recht verstehe und innerlich fasse.
Kannst Du es nennen, was mich so ver¬
wandelt, was wie mit Engelsstimmen in
meine Seele hineingeredet hat, so gieb ihm
einen Namen, und belehre mich über mich

über mir her, und ſegnete meine frommen
Entſchließungen ein.

Ich konnte nach der geendigten Feyer¬
lichkeit den Tempel nicht verlaſſen; ich warf
mich in einer Ecke nieder und weinte, und
ging dann mit zerknirſchtem Herzen vor al¬
len Heiligen, vor allen Gemählden vorüber,
und es war mir, als dürfte ich ſie nun erſt
recht betrachten und verehren.

Ich konnte der Gewalt in mir nicht wi¬
derſtehen: — ich bin nun, theurer Sebaſtian,
zu jenem Glauben hinübergetreten, und ich
fühle mein Herz froh und leicht. Die Kunſt
hat mich allmächtig hinübergezogen, und
ich darf wohl ſagen, daß ich nun erſt die
Kunſt ſo recht verſtehe und innerlich faſſe.
Kannſt Du es nennen, was mich ſo ver¬
wandelt, was wie mit Engelsſtimmen in
meine Seele hineingeredet hat, ſo gieb ihm
einen Namen, und belehre mich über mich

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[191/0199] über mir her, und ſegnete meine frommen Entſchließungen ein. Ich konnte nach der geendigten Feyer¬ lichkeit den Tempel nicht verlaſſen; ich warf mich in einer Ecke nieder und weinte, und ging dann mit zerknirſchtem Herzen vor al¬ len Heiligen, vor allen Gemählden vorüber, und es war mir, als dürfte ich ſie nun erſt recht betrachten und verehren. Ich konnte der Gewalt in mir nicht wi¬ derſtehen: — ich bin nun, theurer Sebaſtian, zu jenem Glauben hinübergetreten, und ich fühle mein Herz froh und leicht. Die Kunſt hat mich allmächtig hinübergezogen, und ich darf wohl ſagen, daß ich nun erſt die Kunſt ſo recht verſtehe und innerlich faſſe. Kannſt Du es nennen, was mich ſo ver¬ wandelt, was wie mit Engelsſtimmen in meine Seele hineingeredet hat, ſo gieb ihm einen Namen, und belehre mich über mich

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Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/199>, abgerufen am 27.11.2024.