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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

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es gleichsam mit einer ganz neuen Hand¬
habe zu erfassen, -- ist göttlich.

Indessen ist es das Schicksal der Origi¬
nale, eine elende Schaar von Nachbetern
hervorzubringen, und Michel' Angelo weis¬
sagte dies von sich selber, wie es nachmals
zutraf. Ein Original schwingt sich mit ei¬
nem kühnen Sprunge auf einmal bis an die
Gränze des Kunstgebiets, steht kühn und
fest da, und zeigt das Außerordentliche und
Wundervolle. Es giebt aber für den blöden
Geist des Menschen fast nichts Außerordent¬
liches und Wundervolles, an dessen Gränze
nicht ganz nahe Thorheit und Abgeschmackt¬
heit läge. Die jämmerlichen Nachbeter, de¬
nen die eigene Kraft zum festen Stande
mangelt, irren blind umher, und was sie
nachbilden, ist, wenn es mehr als schwaches
Schattenbild seyn soll, verzerrte Übertrei¬
bung.

Die

es gleichſam mit einer ganz neuen Hand¬
habe zu erfaſſen, — iſt göttlich.

Indeſſen iſt es das Schickſal der Origi¬
nale, eine elende Schaar von Nachbetern
hervorzubringen, und Michel' Angelo weiſ¬
ſagte dies von ſich ſelber, wie es nachmals
zutraf. Ein Original ſchwingt ſich mit ei¬
nem kühnen Sprunge auf einmal bis an die
Gränze des Kunſtgebiets, ſteht kühn und
feſt da, und zeigt das Außerordentliche und
Wundervolle. Es giebt aber für den blöden
Geiſt des Menſchen faſt nichts Außerordent¬
liches und Wundervolles, an deſſen Gränze
nicht ganz nahe Thorheit und Abgeſchmackt¬
heit läge. Die jämmerlichen Nachbeter, de¬
nen die eigene Kraft zum feſten Stande
mangelt, irren blind umher, und was ſie
nachbilden, iſt, wenn es mehr als ſchwaches
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bung.

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[176/0184] es gleichſam mit einer ganz neuen Hand¬ habe zu erfaſſen, — iſt göttlich. Indeſſen iſt es das Schickſal der Origi¬ nale, eine elende Schaar von Nachbetern hervorzubringen, und Michel' Angelo weiſ¬ ſagte dies von ſich ſelber, wie es nachmals zutraf. Ein Original ſchwingt ſich mit ei¬ nem kühnen Sprunge auf einmal bis an die Gränze des Kunſtgebiets, ſteht kühn und feſt da, und zeigt das Außerordentliche und Wundervolle. Es giebt aber für den blöden Geiſt des Menſchen faſt nichts Außerordent¬ liches und Wundervolles, an deſſen Gränze nicht ganz nahe Thorheit und Abgeſchmackt¬ heit läge. Die jämmerlichen Nachbeter, de¬ nen die eigene Kraft zum feſten Stande mangelt, irren blind umher, und was ſie nachbilden, iſt, wenn es mehr als ſchwaches Schattenbild ſeyn ſoll, verzerrte Übertrei¬ bung. Die

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Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/184>, abgerufen am 24.11.2024.