wage den kühnen Gedanken auszusprechen, -- ruhet der stille göttliche Geist Christi, -- auf diesem, der Geist der inspirirten Propheten, des Moses und der übrigen Dichter des Morgenlandes. Hier ist nichts zu loben und zu tadeln, sondern ein jeglicher ist was er ist.
So wie die inspirirten Orientalischen Dich¬ ter, von der inwohnenden, mit Gewalt sich regenden himmlischen Kraft, zu außerordent¬ lichen Phantasieen getrieben wurden, und aus innerlichem Drange die Worte und Aus¬ drücke der irdischen Sprache durch lauter feurige Bilder gleichsam in die Höhe zwan¬ gen; so ergriff auch die Seele des Michel' Angelo immer mit Macht das Außerordent¬ liche und Ungeheure, und drückte in seinen Figuren eine angespannte, übermenschliche Kraft aus. Er versuchte sich gern an erha¬ benen, furchtbaren Gegenständen; er wagte
wage den kühnen Gedanken auszuſprechen, — ruhet der ſtille göttliche Geiſt Chriſti, — auf dieſem, der Geiſt der inſpirirten Propheten, des Moſes und der übrigen Dichter des Morgenlandes. Hier iſt nichts zu loben und zu tadeln, ſondern ein jeglicher iſt was er iſt.
So wie die inſpirirten Orientaliſchen Dich¬ ter, von der inwohnenden, mit Gewalt ſich regenden himmliſchen Kraft, zu außerordent¬ lichen Phantaſieen getrieben wurden, und aus innerlichem Drange die Worte und Aus¬ drücke der irdiſchen Sprache durch lauter feurige Bilder gleichſam in die Höhe zwan¬ gen; ſo ergriff auch die Seele des Michel' Angelo immer mit Macht das Außerordent¬ liche und Ungeheure, und drückte in ſeinen Figuren eine angeſpannte, übermenſchliche Kraft aus. Er verſuchte ſich gern an erha¬ benen, furchtbaren Gegenſtänden; er wagte
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wage den kühnen Gedanken auszuſprechen, —
ruhet der ſtille göttliche Geiſt Chriſti, — auf
dieſem, der Geiſt der inſpirirten Propheten,
des Moſes und der übrigen Dichter des
Morgenlandes. Hier iſt nichts zu loben
und zu tadeln, ſondern ein jeglicher iſt
was er iſt.
So wie die inſpirirten Orientaliſchen Dich¬
ter, von der inwohnenden, mit Gewalt ſich
regenden himmliſchen Kraft, zu außerordent¬
lichen Phantaſieen getrieben wurden, und
aus innerlichem Drange die Worte und Aus¬
drücke der irdiſchen Sprache durch lauter
feurige Bilder gleichſam in die Höhe zwan¬
gen; ſo ergriff auch die Seele des Michel'
Angelo immer mit Macht das Außerordent¬
liche und Ungeheure, und drückte in ſeinen
Figuren eine angeſpannte, übermenſchliche
Kraft aus. Er verſuchte ſich gern an erha¬
benen, furchtbaren Gegenſtänden; er wagte
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/181>, abgerufen am 23.11.2024.
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