der Welt Proben von dem Talente zu zei¬ gen strebten, welches durch den wohlthäti¬ gen Einfluß der Gestirne und durch die glück¬ liche Complexion ihrer Geisteskräfte in ihrem Innern erzeugt war, und sich alle beeifer¬ ten, durch die Vortrefflichkeit der Kunst die Herrlichkeit der Natur nachzuahmen, um so viel möglich den höchsten Gipfel der Wissen¬ schaft, welchen man wohl ausschließlich "Er¬ kenntniß" nennen mag, zu erreichen, obwohl all' ihr Ringen vergeblich war; -- unterdes¬ sen wandte der gütige Regierer aller Dinge sein Auge gnädiglich auf die Erde hin, und indem er nun wahrnahm all' die eitle An¬ strengung so unendlich vieler mühseliger Ver¬ suche, die unabläßig-heiße Lernbegier ohne die geringsten Früchte, und die eingebildeten Meynungen der Menschen, so entfernt von der Wahrheit, als Finsterniß vom Licht; -- da beschloß er, um uns aus solchen Irrthü¬
der Welt Proben von dem Talente zu zei¬ gen ſtrebten, welches durch den wohlthäti¬ gen Einfluß der Geſtirne und durch die glück¬ liche Complexion ihrer Geiſteskräfte in ihrem Innern erzeugt war, und ſich alle beeifer¬ ten, durch die Vortrefflichkeit der Kunſt die Herrlichkeit der Natur nachzuahmen, um ſo viel möglich den höchſten Gipfel der Wiſſen¬ ſchaft, welchen man wohl ausſchließlich »Er¬ kenntniß« nennen mag, zu erreichen, obwohl all' ihr Ringen vergeblich war; — unterdeſ¬ ſen wandte der gütige Regierer aller Dinge ſein Auge gnädiglich auf die Erde hin, und indem er nun wahrnahm all' die eitle An¬ ſtrengung ſo unendlich vieler mühſeliger Ver¬ ſuche, die unabläßig-heiße Lernbegier ohne die geringſten Früchte, und die eingebildeten Meynungen der Menſchen, ſo entfernt von der Wahrheit, als Finſterniß vom Licht; — da beſchloß er, um uns aus ſolchen Irrthü¬
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der Welt Proben von dem Talente zu zei¬
gen ſtrebten, welches durch den wohlthäti¬
gen Einfluß der Geſtirne und durch die glück¬
liche Complexion ihrer Geiſteskräfte in ihrem
Innern erzeugt war, und ſich alle beeifer¬
ten, durch die Vortrefflichkeit der Kunſt die
Herrlichkeit der Natur nachzuahmen, um ſo
viel möglich den höchſten Gipfel der Wiſſen¬
ſchaft, welchen man wohl ausſchließlich »Er¬
kenntniß« nennen mag, zu erreichen, obwohl
all' ihr Ringen vergeblich war; — unterdeſ¬
ſen wandte der gütige Regierer aller Dinge
ſein Auge gnädiglich auf die Erde hin, und
indem er nun wahrnahm all' die eitle An¬
ſtrengung ſo unendlich vieler mühſeliger Ver¬
ſuche, die unabläßig-heiße Lernbegier ohne
die geringſten Früchte, und die eingebildeten
Meynungen der Menſchen, ſo entfernt von
der Wahrheit, als Finſterniß vom Licht; —
da beſchloß er, um uns aus ſolchen Irrthü¬
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/176>, abgerufen am 23.11.2024.
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