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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

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Geist, und eine überfüllte Einbildungskraft
in sich herum, wodurch er sich früh vor sei¬
nen Mitschülern auszeichnete. Seine Seele
erfreute sich nie, still auf einem Gedanken
oder einem Bilde zu ruhen; immer zog ein
Schwarm von fremden, seltsamen Ideen
durch sein Gehirn, und entrückte ihn aus
der Gegenwart. Manchmal, wenn er bey
der Arbeit saß, und dabey zugleich etwas
erzählte oder auseinandersetzte, hatte ihn
seine immer für sich allein umhertummelnde
Phantasie unvermerkt auf so entlegene Hö¬
hen entführet, daß er auf einmal stockte,
der Zusammenhang der gegenwärtigen Dinge
sich vor seinen Augen verwirrte, und er als¬
dann seine Rede wieder von vorn anheben
mußte. Menschliche Gesellschaft war ihm
zuwider; am besten gefiel er sich in einer
trüben Einsamkeit, wo er in sich gekehrt
seine umherschweifenden Einbildungen ver¬

folgte,

Geiſt, und eine überfüllte Einbildungskraft
in ſich herum, wodurch er ſich früh vor ſei¬
nen Mitſchülern auszeichnete. Seine Seele
erfreute ſich nie, ſtill auf einem Gedanken
oder einem Bilde zu ruhen; immer zog ein
Schwarm von fremden, ſeltſamen Ideen
durch ſein Gehirn, und entrückte ihn aus
der Gegenwart. Manchmal, wenn er bey
der Arbeit ſaß, und dabey zugleich etwas
erzählte oder auseinanderſetzte, hatte ihn
ſeine immer für ſich allein umhertummelnde
Phantaſie unvermerkt auf ſo entlegene Hö¬
hen entführet, daß er auf einmal ſtockte,
der Zuſammenhang der gegenwärtigen Dinge
ſich vor ſeinen Augen verwirrte, und er als¬
dann ſeine Rede wieder von vorn anheben
mußte. Menſchliche Geſellſchaft war ihm
zuwider; am beſten gefiel er ſich in einer
trüben Einſamkeit, wo er in ſich gekehrt
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[144/0152] Geiſt, und eine überfüllte Einbildungskraft in ſich herum, wodurch er ſich früh vor ſei¬ nen Mitſchülern auszeichnete. Seine Seele erfreute ſich nie, ſtill auf einem Gedanken oder einem Bilde zu ruhen; immer zog ein Schwarm von fremden, ſeltſamen Ideen durch ſein Gehirn, und entrückte ihn aus der Gegenwart. Manchmal, wenn er bey der Arbeit ſaß, und dabey zugleich etwas erzählte oder auseinanderſetzte, hatte ihn ſeine immer für ſich allein umhertummelnde Phantaſie unvermerkt auf ſo entlegene Hö¬ hen entführet, daß er auf einmal ſtockte, der Zuſammenhang der gegenwärtigen Dinge ſich vor ſeinen Augen verwirrte, und er als¬ dann ſeine Rede wieder von vorn anheben mußte. Menſchliche Geſellſchaft war ihm zuwider; am beſten gefiel er ſich in einer trüben Einſamkeit, wo er in ſich gekehrt ſeine umherſchweifenden Einbildungen ver¬ folgte,

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Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/152>, abgerufen am 22.11.2024.