von Schöpfung, wie sie sterblichen Wesen hervorzubringen vergönnt ward,) -- sie schließt uns die Schätze in der menschlichen Brust auf, richtet unsern Blick in unser Inneres, und zeigt uns das Unsichtbare, ich meyne alles was edel, groß und göttlich ist, in menschlicher Gestalt. --
Wenn ich aus dem Gottgeweiheten Tem¬ pel unsers Klosters von der Betrachtung Christi am Kreuz, ins Freye hinaustrete, und der Sonnenschein vom blauen Himmel mich warm und lebendig umfängt, und die schöne Landschaft mit Bergen, Gewässer und Bäu¬ men mein Auge rührt; so sehe ich eine ei¬ gene Welt Gottes vor mir hervorgehen, und fühle auf eigene Weise große Dinge in mei¬ nem Inneren sich erheben. -- Und wenn ich aus dem Freyen wieder in den Tempel trete, und das Gemählde von Christo am Kreuze mit Ernst und Innigkeit betrachte;
von Schöpfung, wie ſie ſterblichen Weſen hervorzubringen vergönnt ward,) — ſie ſchließt uns die Schätze in der menſchlichen Bruſt auf, richtet unſern Blick in unſer Inneres, und zeigt uns das Unſichtbare, ich meyne alles was edel, groß und göttlich iſt, in menſchlicher Geſtalt. —
Wenn ich aus dem Gottgeweiheten Tem¬ pel unſers Kloſters von der Betrachtung Chriſti am Kreuz, ins Freye hinaustrete, und der Sonnenſchein vom blauen Himmel mich warm und lebendig umfängt, und die ſchöne Landſchaft mit Bergen, Gewäſſer und Bäu¬ men mein Auge rührt; ſo ſehe ich eine ei¬ gene Welt Gottes vor mir hervorgehen, und fühle auf eigene Weiſe große Dinge in mei¬ nem Inneren ſich erheben. — Und wenn ich aus dem Freyen wieder in den Tempel trete, und das Gemählde von Chriſto am Kreuze mit Ernſt und Innigkeit betrachte;
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von Schöpfung, wie ſie ſterblichen Weſen
hervorzubringen vergönnt ward,) — ſie ſchließt
uns die Schätze in der menſchlichen Bruſt
auf, richtet unſern Blick in unſer Inneres,
und zeigt uns das Unſichtbare, ich meyne
alles was edel, groß und göttlich iſt, in
menſchlicher Geſtalt. —
Wenn ich aus dem Gottgeweiheten Tem¬
pel unſers Kloſters von der Betrachtung
Chriſti am Kreuz, ins Freye hinaustrete, und
der Sonnenſchein vom blauen Himmel mich
warm und lebendig umfängt, und die ſchöne
Landſchaft mit Bergen, Gewäſſer und Bäu¬
men mein Auge rührt; ſo ſehe ich eine ei¬
gene Welt Gottes vor mir hervorgehen, und
fühle auf eigene Weiſe große Dinge in mei¬
nem Inneren ſich erheben. — Und wenn
ich aus dem Freyen wieder in den Tempel
trete, und das Gemählde von Chriſto am
Kreuze mit Ernſt und Innigkeit betrachte;
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/147>, abgerufen am 24.11.2024.
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