mit Wohlgefallen auf jeden und auf alle, und freut sich des bunten Gemisches.
Kunst ist die Blume menschlicher Em¬ pfindung zu nennen. In ewig wechselnder Gestalt erhebt sie sich unter den mannigfal¬ tigen Zonen der Erde zum Himmel empor, und dem allgemeinen Vater, der den Erd¬ ball mit allem was daran ist, in seiner Hand hält, duftet auch von dieser Saat nur ein vereinigter Wohlgeruch.
Er erblickt in jeglichem Werke der Kunst, unter allen Zonen der Erde, die Spur von dem himmlischen Funken, der, von Ihm aus¬ gegangen, durch die Brust des Menschen hindurch, in dessen kleine Schöpfungen über¬ ging, aus denen er dem großen Schöpfer wieder entgegenglimmt. Ihm ist der go¬ thische Tempel so wohlgefällig als der Tem¬ pel des Griechen; und die rohe Kriegsmusik der Wilden ist Ihm ein so lieblicher Klang, als kunstreiche Chöre und Kirchengesänge.
mit Wohlgefallen auf jeden und auf alle, und freut ſich des bunten Gemiſches.
Kunſt iſt die Blume menſchlicher Em¬ pfindung zu nennen. In ewig wechſelnder Geſtalt erhebt ſie ſich unter den mannigfal¬ tigen Zonen der Erde zum Himmel empor, und dem allgemeinen Vater, der den Erd¬ ball mit allem was daran iſt, in ſeiner Hand hält, duftet auch von dieſer Saat nur ein vereinigter Wohlgeruch.
Er erblickt in jeglichem Werke der Kunſt, unter allen Zonen der Erde, die Spur von dem himmliſchen Funken, der, von Ihm aus¬ gegangen, durch die Bruſt des Menſchen hindurch, in deſſen kleine Schöpfungen über¬ ging, aus denen er dem großen Schöpfer wieder entgegenglimmt. Ihm iſt der go¬ thiſche Tempel ſo wohlgefällig als der Tem¬ pel des Griechen; und die rohe Kriegsmuſik der Wilden iſt Ihm ein ſo lieblicher Klang, als kunſtreiche Chöre und Kirchengeſänge.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0108"n="100"/>
mit Wohlgefallen auf jeden und auf alle,<lb/>
und freut ſich des bunten Gemiſches.</p><lb/><p><hirendition="#g">Kunſt</hi> iſt die Blume menſchlicher Em¬<lb/>
pfindung zu nennen. In ewig wechſelnder<lb/>
Geſtalt erhebt ſie ſich unter den mannigfal¬<lb/>
tigen Zonen der Erde zum Himmel empor,<lb/>
und dem allgemeinen Vater, der den Erd¬<lb/>
ball mit allem was daran iſt, in ſeiner Hand<lb/>
hält, duftet auch von dieſer Saat nur <hirendition="#g">ein</hi><lb/>
vereinigter Wohlgeruch.</p><lb/><p>Er erblickt in jeglichem Werke der Kunſt,<lb/>
unter allen Zonen der Erde, die Spur von<lb/>
dem himmliſchen Funken, der, von Ihm aus¬<lb/>
gegangen, durch die Bruſt des Menſchen<lb/>
hindurch, in deſſen kleine Schöpfungen über¬<lb/>
ging, aus denen er dem großen Schöpfer<lb/>
wieder entgegenglimmt. Ihm iſt der go¬<lb/>
thiſche Tempel ſo wohlgefällig als der Tem¬<lb/>
pel des Griechen; und die rohe Kriegsmuſik<lb/>
der Wilden iſt Ihm ein ſo lieblicher Klang,<lb/>
als kunſtreiche Chöre und Kirchengeſänge.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[100/0108]
mit Wohlgefallen auf jeden und auf alle,
und freut ſich des bunten Gemiſches.
Kunſt iſt die Blume menſchlicher Em¬
pfindung zu nennen. In ewig wechſelnder
Geſtalt erhebt ſie ſich unter den mannigfal¬
tigen Zonen der Erde zum Himmel empor,
und dem allgemeinen Vater, der den Erd¬
ball mit allem was daran iſt, in ſeiner Hand
hält, duftet auch von dieſer Saat nur ein
vereinigter Wohlgeruch.
Er erblickt in jeglichem Werke der Kunſt,
unter allen Zonen der Erde, die Spur von
dem himmliſchen Funken, der, von Ihm aus¬
gegangen, durch die Bruſt des Menſchen
hindurch, in deſſen kleine Schöpfungen über¬
ging, aus denen er dem großen Schöpfer
wieder entgegenglimmt. Ihm iſt der go¬
thiſche Tempel ſo wohlgefällig als der Tem¬
pel des Griechen; und die rohe Kriegsmuſik
der Wilden iſt Ihm ein ſo lieblicher Klang,
als kunſtreiche Chöre und Kirchengeſänge.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/108>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.