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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Dritter Gesang.
Perseus hielt ein Gefäß, das Blut zu empfangen. Der Vater
Wusch zuerst sich die Händ', und streute die heilige Gerste,445
Flehte dann viel zu Athänen, und warf in die Flamme das Stirnhaar.

Als sie jezo gefleht und die heilige Gerste gestreuet,
Trat der mutige Held Thrasümädäs näher, und haute
Zu; es zerschnitt die Axt die Sehnen des Nackens, und kraftlos
Stürzte die Kuh in den Sand. Und jammernd beteten jezo450
Alle Töchter und Schnür' und die ehrenvolle Gemahlin
Nestors, Eurüdikä, die erste von Klümenos Töchtern.
Aber die Männer beugten das Haupt der Kuh von der Erde
Auf; da schlachtete sie Peisistratos, Führer der Menschen.
Schwarz entströmte das Blut, und der Geist verließ die Gebeine.455
Jene zerhauten das Opfer, und schnitten, nach dem Gebrauche,
Eilig die Lenden aus, umwickelten diese mit Fette,
Und bedeckten sie drauf mit blutigen Stücken der Glieder.
Und sie verbrannte der Greis auf dem Scheitholz, sprengte darüber
Dunkeln Wein; und die Jüngling' umstanden ihn mit dem Fünfzack.460
Als sie die Lenden verbrannt, und die Eingeweide gekostet,
Schnitten sie auch das Uebrige klein, und stecktens an Spieße,
Drehten die spizigen Spieß' in der Hand, und brietens mit Vorsicht.

Aber den blühenden Jüngling Tälemachos badet' indeßen
Polükastä die schöne, die jüngste Tochter des Nestor.465
Als sie ihn jezo gebadet, und drauf mit Oele gesalbet,
Da umhüllte sie ihm den prächtigen Mantel und Leibrock.
Und er stieg aus dem Bad', an Gestalt den Unsterblichen ähnlich,
Ging und sezte sich hin bei Nestor, dem Hirten der Völker.

Als sie das Fleisch nun gebraten, und von den Spießen gezogen,470
Sezten sie sich zum Mahle. Die edlen Jünglinge schöpften

Dritter Geſang.
Perſeus hielt ein Gefaͤß, das Blut zu empfangen. Der Vater
Wuſch zuerſt ſich die Haͤnd', und ſtreute die heilige Gerſte,445
Flehte dann viel zu Athaͤnen, und warf in die Flamme das Stirnhaar.

Als ſie jezo gefleht und die heilige Gerſte geſtreuet,
Trat der mutige Held Thraſuͤmaͤdaͤs naͤher, und haute
Zu; es zerſchnitt die Axt die Sehnen des Nackens, und kraftlos
Stuͤrzte die Kuh in den Sand. Und jammernd beteten jezo450
Alle Toͤchter und Schnuͤr' und die ehrenvolle Gemahlin
Neſtors, Euruͤdikaͤ, die erſte von Kluͤmenos Toͤchtern.
Aber die Maͤnner beugten das Haupt der Kuh von der Erde
Auf; da ſchlachtete ſie Peiſiſtratos, Fuͤhrer der Menſchen.
Schwarz entſtroͤmte das Blut, und der Geiſt verließ die Gebeine.455
Jene zerhauten das Opfer, und ſchnitten, nach dem Gebrauche,
Eilig die Lenden aus, umwickelten dieſe mit Fette,
Und bedeckten ſie drauf mit blutigen Stuͤcken der Glieder.
Und ſie verbrannte der Greis auf dem Scheitholz, ſprengte daruͤber
Dunkeln Wein; und die Juͤngling' umſtanden ihn mit dem Fuͤnfzack.460
Als ſie die Lenden verbrannt, und die Eingeweide gekoſtet,
Schnitten ſie auch das Uebrige klein, und ſtecktens an Spieße,
Drehten die ſpizigen Spieß' in der Hand, und brietens mit Vorſicht.

Aber den bluͤhenden Juͤngling Taͤlemachos badet' indeßen
Poluͤkaſtaͤ die ſchoͤne, die juͤngſte Tochter des Neſtor.465
Als ſie ihn jezo gebadet, und drauf mit Oele geſalbet,
Da umhuͤllte ſie ihm den praͤchtigen Mantel und Leibrock.
Und er ſtieg aus dem Bad', an Geſtalt den Unſterblichen aͤhnlich,
Ging und ſezte ſich hin bei Neſtor, dem Hirten der Voͤlker.

Als ſie das Fleiſch nun gebraten, und von den Spießen gezogen,470
Sezten ſie ſich zum Mahle. Die edlen Juͤnglinge ſchoͤpften

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[61/0067] Dritter Geſang. Perſeus hielt ein Gefaͤß, das Blut zu empfangen. Der Vater Wuſch zuerſt ſich die Haͤnd', und ſtreute die heilige Gerſte, Flehte dann viel zu Athaͤnen, und warf in die Flamme das Stirnhaar. 445 Als ſie jezo gefleht und die heilige Gerſte geſtreuet, Trat der mutige Held Thraſuͤmaͤdaͤs naͤher, und haute Zu; es zerſchnitt die Axt die Sehnen des Nackens, und kraftlos Stuͤrzte die Kuh in den Sand. Und jammernd beteten jezo Alle Toͤchter und Schnuͤr' und die ehrenvolle Gemahlin Neſtors, Euruͤdikaͤ, die erſte von Kluͤmenos Toͤchtern. Aber die Maͤnner beugten das Haupt der Kuh von der Erde Auf; da ſchlachtete ſie Peiſiſtratos, Fuͤhrer der Menſchen. Schwarz entſtroͤmte das Blut, und der Geiſt verließ die Gebeine. Jene zerhauten das Opfer, und ſchnitten, nach dem Gebrauche, Eilig die Lenden aus, umwickelten dieſe mit Fette, Und bedeckten ſie drauf mit blutigen Stuͤcken der Glieder. Und ſie verbrannte der Greis auf dem Scheitholz, ſprengte daruͤber Dunkeln Wein; und die Juͤngling' umſtanden ihn mit dem Fuͤnfzack. Als ſie die Lenden verbrannt, und die Eingeweide gekoſtet, Schnitten ſie auch das Uebrige klein, und ſtecktens an Spieße, Drehten die ſpizigen Spieß' in der Hand, und brietens mit Vorſicht. 450 455 460 Aber den bluͤhenden Juͤngling Taͤlemachos badet' indeßen Poluͤkaſtaͤ die ſchoͤne, die juͤngſte Tochter des Neſtor. Als ſie ihn jezo gebadet, und drauf mit Oele geſalbet, Da umhuͤllte ſie ihm den praͤchtigen Mantel und Leibrock. Und er ſtieg aus dem Bad', an Geſtalt den Unſterblichen aͤhnlich, Ging und ſezte ſich hin bei Neſtor, dem Hirten der Voͤlker. 465 Als ſie das Fleiſch nun gebraten, und von den Spießen gezogen, Sezten ſie ſich zum Mahle. Die edlen Juͤnglinge ſchoͤpften 470

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/67>, abgerufen am 25.11.2024.