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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Dritter Gesang.
Denn du sagtest zu viel! Erstaunen muß ich! O nimmer
Würde die Hoffnung erfüllt, wenn auch die Götter es wollten!

Drauf antwortete Zeus blauäugichte Tochter Athänä:
Welche Rede, o Jüngling, ist deinen Lippen entflohen? 230
Leicht bringt Gott, wenn er will, auch Fernverirrte zur Ruhe!
Und ich möchte doch lieber nach vielem Jammer und Elend
Spät zur Heimat kehren und schaun den Tag der Zurückkunft,
Als heimkehrend sterben am eigenen Heerde, wie jener
Durch Aigisthos Verrath und seines Weibes dahinsank. 235
Nur das gemeine Loos des Todes können die Götter
Selbst nicht wenden, auch nicht von ihrem Geliebten, wenn jezo
Ihn die finstere Stunde mit Todesschlummer umschattet.

Und der verständige Jüngling Tälemachos sagte dagegen:
Mentor, rede nicht weiter davon, wie sehr wir auch trauren! 240
Jener wird nimmermehr heimkehren; sondern es weihten
Ihn die Unsterblichen längst dem schwarzen Todesverhängniß.
Jezo will ich Nestorn um etwas anderes fragen,
Ihn, der vor allen Menschen Gerechtigkeit kennet und Weisheit.
Denn man saget, er hat drei Menschenalter beherschet; 245
Darum scheinet er mir ein Bild der unsterblichen Götter.
Nestor, Näteus Sohn, verkünde mir lautere Wahrheit!
Wie starb Atreus Sohn, der große Held Agamemnon?
Wo war denn Menelaos? Und welchen listigen Anschlag
Fand der Meuchler Aigisthos, den stärkeren Mann zu ermorden? 250
War er etwa noch nicht im achaiischen Argos, und irrte
Unter den Menschen umher, daß der sich des Mordes erkühnte?

Ihm antwortete drauf der Roßebändiger Nestor:
Gerne will ich, mein Sohn, dir lautere Wahrheit verkünden.

Dritter Geſang.
Denn du ſagteſt zu viel! Erſtaunen muß ich! O nimmer
Wuͤrde die Hoffnung erfuͤllt, wenn auch die Goͤtter es wollten!

Drauf antwortete Zeus blauaͤugichte Tochter Athaͤnaͤ:
Welche Rede, o Juͤngling, iſt deinen Lippen entflohen? 230
Leicht bringt Gott, wenn er will, auch Fernverirrte zur Ruhe!
Und ich moͤchte doch lieber nach vielem Jammer und Elend
Spaͤt zur Heimat kehren und ſchaun den Tag der Zuruͤckkunft,
Als heimkehrend ſterben am eigenen Heerde, wie jener
Durch Aigiſthos Verrath und ſeines Weibes dahinſank. 235
Nur das gemeine Loos des Todes koͤnnen die Goͤtter
Selbſt nicht wenden, auch nicht von ihrem Geliebten, wenn jezo
Ihn die finſtere Stunde mit Todesſchlummer umſchattet.

Und der verſtaͤndige Juͤngling Taͤlemachos ſagte dagegen:
Mentor, rede nicht weiter davon, wie ſehr wir auch trauren! 240
Jener wird nimmermehr heimkehren; ſondern es weihten
Ihn die Unſterblichen laͤngſt dem ſchwarzen Todesverhaͤngniß.
Jezo will ich Neſtorn um etwas anderes fragen,
Ihn, der vor allen Menſchen Gerechtigkeit kennet und Weisheit.
Denn man ſaget, er hat drei Menſchenalter beherſchet; 245
Darum ſcheinet er mir ein Bild der unſterblichen Goͤtter.
Neſtor, Naͤteus Sohn, verkuͤnde mir lautere Wahrheit!
Wie ſtarb Atreus Sohn, der große Held Agamemnon?
Wo war denn Menelaos? Und welchen liſtigen Anſchlag
Fand der Meuchler Aigiſthos, den ſtaͤrkeren Mann zu ermorden? 250
War er etwa noch nicht im achaiiſchen Argos, und irrte
Unter den Menſchen umher, daß der ſich des Mordes erkuͤhnte?

Ihm antwortete drauf der Roßebaͤndiger Neſtor:
Gerne will ich, mein Sohn, dir lautere Wahrheit verkuͤnden.

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[53/0059] Dritter Geſang. Denn du ſagteſt zu viel! Erſtaunen muß ich! O nimmer Wuͤrde die Hoffnung erfuͤllt, wenn auch die Goͤtter es wollten! Drauf antwortete Zeus blauaͤugichte Tochter Athaͤnaͤ: Welche Rede, o Juͤngling, iſt deinen Lippen entflohen? Leicht bringt Gott, wenn er will, auch Fernverirrte zur Ruhe! Und ich moͤchte doch lieber nach vielem Jammer und Elend Spaͤt zur Heimat kehren und ſchaun den Tag der Zuruͤckkunft, Als heimkehrend ſterben am eigenen Heerde, wie jener Durch Aigiſthos Verrath und ſeines Weibes dahinſank. Nur das gemeine Loos des Todes koͤnnen die Goͤtter Selbſt nicht wenden, auch nicht von ihrem Geliebten, wenn jezo Ihn die finſtere Stunde mit Todesſchlummer umſchattet. 230 235 Und der verſtaͤndige Juͤngling Taͤlemachos ſagte dagegen: Mentor, rede nicht weiter davon, wie ſehr wir auch trauren! Jener wird nimmermehr heimkehren; ſondern es weihten Ihn die Unſterblichen laͤngſt dem ſchwarzen Todesverhaͤngniß. Jezo will ich Neſtorn um etwas anderes fragen, Ihn, der vor allen Menſchen Gerechtigkeit kennet und Weisheit. Denn man ſaget, er hat drei Menſchenalter beherſchet; Darum ſcheinet er mir ein Bild der unſterblichen Goͤtter. Neſtor, Naͤteus Sohn, verkuͤnde mir lautere Wahrheit! Wie ſtarb Atreus Sohn, der große Held Agamemnon? Wo war denn Menelaos? Und welchen liſtigen Anſchlag Fand der Meuchler Aigiſthos, den ſtaͤrkeren Mann zu ermorden? War er etwa noch nicht im achaiiſchen Argos, und irrte Unter den Menſchen umher, daß der ſich des Mordes erkuͤhnte? 240 245 250 Ihm antwortete drauf der Roßebaͤndiger Neſtor: Gerne will ich, mein Sohn, dir lautere Wahrheit verkuͤnden.

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/59>, abgerufen am 25.11.2024.