Und die Seele Patroklos, des tapfern Antilochos Seele, Und des gewaltigen Aias, des Ersten an Wuchs und Bildung In dem achaiischen Heer, nach dem tadellosen Achilleus: Diese waren stets um den Päleionen versammelt. Eben kam auch die Seele von Atreus Sohn Agamemnon 20 Traurend daher, umringt von anderen Seelen, die mit ihm, In Aigisthos Palaste, das Ziel des Todes erreichten. Zu den Kommenden sprach die Seele des Päleionen:
Atreus Sohn, wir dachten, der donnerfrohe Kronion Hätte dich unter den Helden auf immer zum Liebling erkoren; 25 Weil du das große Heer der tapfersten Sieger beherschtest, In dem troischen Lande, wo Noth uns Achaier umdrängte. Aber es mußte auch dich so bald des Todes Verhängniß Treffen, welchem kein Mensch, vom Weibe geboren, entfliehet. Hättest du doch, umringt von den glänzenden Ehren der Herschaft, 30 Dort im Lande der Troer, das Ziel des Todes erreichet! Denn ein Denkmal hätte der Griechen Volk dir errichtet, Und so wäre zugleich dein Sohn bei den Enkeln verherlicht. Aber es war dein Loos, des traurigsten Todes zu sterben!
Ihm antwortete drauf die Seele des großen Atreiden: 35 Glücklicher Päläide, du göttergleicher Achilleus, Der du vor Ilion starbst, von Argos ferne! Denn ringsum Sanken die tapfersten Söhne der Troer und der Achaier, Kämpfend um deine Leiche: du lagst in der Wolke des Staubes, Groß, weithingestreckt, ausruhend vom Wagengetümmel! 40 Aber wir kämpften den ganzen Tag, und kämpften noch immer Brennend vor Wut, bis Zeus durch Sturm und Wetter uns trennte. Jezo trugen wir dich aus der Schlacht zu unseren Schiffen,
Oduͤßee.
Und die Seele Patroklos, des tapfern Antilochos Seele, Und des gewaltigen Aias, des Erſten an Wuchs und Bildung In dem achaiiſchen Heer, nach dem tadelloſen Achilleus: Dieſe waren ſtets um den Paͤleionen verſammelt. Eben kam auch die Seele von Atreus Sohn Agamemnon 20 Traurend daher, umringt von anderen Seelen, die mit ihm, In Aigiſthos Palaſte, das Ziel des Todes erreichten. Zu den Kommenden ſprach die Seele des Paͤleionen:
Atreus Sohn, wir dachten, der donnerfrohe Kronion Haͤtte dich unter den Helden auf immer zum Liebling erkoren; 25 Weil du das große Heer der tapferſten Sieger beherſchteſt, In dem troiſchen Lande, wo Noth uns Achaier umdraͤngte. Aber es mußte auch dich ſo bald des Todes Verhaͤngniß Treffen, welchem kein Menſch, vom Weibe geboren, entfliehet. Haͤtteſt du doch, umringt von den glaͤnzenden Ehren der Herſchaft, 30 Dort im Lande der Troer, das Ziel des Todes erreichet! Denn ein Denkmal haͤtte der Griechen Volk dir errichtet, Und ſo waͤre zugleich dein Sohn bei den Enkeln verherlicht. Aber es war dein Loos, des traurigſten Todes zu ſterben!
Ihm antwortete drauf die Seele des großen Atreiden: 35 Gluͤcklicher Paͤlaͤide, du goͤttergleicher Achilleus, Der du vor Ilion ſtarbſt, von Argos ferne! Denn ringsum Sanken die tapferſten Soͤhne der Troer und der Achaier, Kaͤmpfend um deine Leiche: du lagſt in der Wolke des Staubes, Groß, weithingeſtreckt, ausruhend vom Wagengetuͤmmel! 40 Aber wir kaͤmpften den ganzen Tag, und kaͤmpften noch immer Brennend vor Wut, bis Zeus durch Sturm und Wetter uns trennte. Jezo trugen wir dich aus der Schlacht zu unſeren Schiffen,
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Oduͤßee.
Und die Seele Patroklos, des tapfern Antilochos Seele,
Und des gewaltigen Aias, des Erſten an Wuchs und Bildung
In dem achaiiſchen Heer, nach dem tadelloſen Achilleus:
Dieſe waren ſtets um den Paͤleionen verſammelt.
Eben kam auch die Seele von Atreus Sohn Agamemnon
Traurend daher, umringt von anderen Seelen, die mit ihm,
In Aigiſthos Palaſte, das Ziel des Todes erreichten.
Zu den Kommenden ſprach die Seele des Paͤleionen:
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Atreus Sohn, wir dachten, der donnerfrohe Kronion
Haͤtte dich unter den Helden auf immer zum Liebling erkoren;
Weil du das große Heer der tapferſten Sieger beherſchteſt,
In dem troiſchen Lande, wo Noth uns Achaier umdraͤngte.
Aber es mußte auch dich ſo bald des Todes Verhaͤngniß
Treffen, welchem kein Menſch, vom Weibe geboren, entfliehet.
Haͤtteſt du doch, umringt von den glaͤnzenden Ehren der Herſchaft,
Dort im Lande der Troer, das Ziel des Todes erreichet!
Denn ein Denkmal haͤtte der Griechen Volk dir errichtet,
Und ſo waͤre zugleich dein Sohn bei den Enkeln verherlicht.
Aber es war dein Loos, des traurigſten Todes zu ſterben!
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Ihm antwortete drauf die Seele des großen Atreiden:
Gluͤcklicher Paͤlaͤide, du goͤttergleicher Achilleus,
Der du vor Ilion ſtarbſt, von Argos ferne! Denn ringsum
Sanken die tapferſten Soͤhne der Troer und der Achaier,
Kaͤmpfend um deine Leiche: du lagſt in der Wolke des Staubes,
Groß, weithingeſtreckt, ausruhend vom Wagengetuͤmmel!
Aber wir kaͤmpften den ganzen Tag, und kaͤmpften noch immer
Brennend vor Wut, bis Zeus durch Sturm und Wetter uns trennte.
Jezo trugen wir dich aus der Schlacht zu unſeren Schiffen,
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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/456>, abgerufen am 23.11.2024.
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