Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.Dreiundzwanzigster Gesang. Welchen auch Kenntniß fehlt von rothgeschnäbelten Schiffen,Und von geglätteten Rudern, den Fittigen eilender Schiffe. Deutlich hat er sie mir bezeichnet, daß ich nicht irre. Wenn ein Wanderer einst, der mir in der Fremde begegnet, Sagt, ich trag' eine Schaufel auf meiner rüstigen Schulter; 275 Dann soll ich dort in die Erde das schöngeglättete Ruder Stecken, und Opfer bringen dem Meerbeherscher Poseidon, Einen Widder und Stier und einen mutigen Eber; Drauf zur Heimat kehren, und opfern heilige Gaben Allen unsterblichen Göttern, des weiten Himmels Bewohnern, 280 Nach der Reihe herum. Zulezt wird außer dem Meere Kommen der Tod, und mich, von hohem behaglichem Alter Aufgelöseten, sanft hinnehmen, wann ringsum die Völker Froh und glücklich sind. Dies hat mir der Seher verkündet. Ihm antwortete drauf die kluge Pänelopeia: 285 Also besprachen diese sich jezo unter einander. Aber Tälemachos, der Rinderhirt und der Sauhirt Dreiundzwanzigſter Geſang. Welchen auch Kenntniß fehlt von rothgeſchnaͤbelten Schiffen,Und von geglaͤtteten Rudern, den Fittigen eilender Schiffe. Deutlich hat er ſie mir bezeichnet, daß ich nicht irre. Wenn ein Wanderer einſt, der mir in der Fremde begegnet, Sagt, ich trag' eine Schaufel auf meiner ruͤſtigen Schulter; 275 Dann ſoll ich dort in die Erde das ſchoͤngeglaͤttete Ruder Stecken, und Opfer bringen dem Meerbeherſcher Poſeidon, Einen Widder und Stier und einen mutigen Eber; Drauf zur Heimat kehren, und opfern heilige Gaben Allen unſterblichen Goͤttern, des weiten Himmels Bewohnern, 280 Nach der Reihe herum. Zulezt wird außer dem Meere Kommen der Tod, und mich, von hohem behaglichem Alter Aufgeloͤſeten, ſanft hinnehmen, wann ringsum die Voͤlker Froh und gluͤcklich ſind. Dies hat mir der Seher verkuͤndet. Ihm antwortete drauf die kluge Paͤnelopeia: 285 Alſo beſprachen dieſe ſich jezo unter einander. Aber Taͤlemachos, der Rinderhirt und der Sauhirt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0451" n="445"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dreiundzwanzigſter Geſang.</hi></fw><lb/> Welchen auch Kenntniß fehlt von rothgeſchnaͤbelten Schiffen,<lb/> Und von geglaͤtteten Rudern, den Fittigen eilender Schiffe.<lb/> Deutlich hat er ſie mir bezeichnet, daß ich nicht irre.<lb/> Wenn ein Wanderer einſt, der mir in der Fremde begegnet,<lb/> Sagt, ich trag' eine Schaufel auf meiner ruͤſtigen Schulter; <note place="right">275</note><lb/> Dann ſoll ich dort in die Erde das ſchoͤngeglaͤttete Ruder<lb/> Stecken, und Opfer bringen dem Meerbeherſcher Poſeidon,<lb/> Einen Widder und Stier und einen mutigen Eber;<lb/> Drauf zur Heimat kehren, und opfern heilige Gaben<lb/> Allen unſterblichen Goͤttern, des weiten Himmels Bewohnern, <note place="right">280</note><lb/> Nach der Reihe herum. Zulezt wird außer dem Meere<lb/> Kommen der Tod, und mich, von hohem behaglichem Alter<lb/> Aufgeloͤſeten, ſanft hinnehmen, wann ringsum die Voͤlker<lb/> Froh und gluͤcklich ſind. Dies hat mir der Seher verkuͤndet.</p><lb/> <p>Ihm antwortete drauf die kluge Paͤnelopeia: <note place="right">285</note><lb/> Nun wenn dir von den Goͤttern ein frohes Alter beſtimmt iſt;<lb/> Koͤnnen wir hoffen, du wirſt dein Leiden gluͤcklich vollenden.</p><lb/> <p>Alſo beſprachen dieſe ſich jezo unter einander.<lb/> Euruͤkleia indeß und Euruͤnomaͤ breiteten aͤmſig<lb/> Weiche Gewande zum Lager, beim Scheine leuchtender Fackeln. <note place="right">290</note><lb/> Und nachdem ſie in Eile das warme Lager gebettet,<lb/> Ging die Alte zuruͤck in ihre Kammer, zu ruhen.<lb/> Aber Euruͤnomaͤ fuͤhrte den Koͤnig und ſeine Gemahlin<lb/> Zu dem bereiteten Lager, und trug die leuchtende Fackel;<lb/> Als ſie die Kammer erreicht, enteilte ſie. Jene beſtiegen <note place="right">295</note><lb/> Freudig ihr altes Lager, der keuſchen Liebe geheiligt.</p><lb/> <p>Aber Taͤlemachos, der Rinderhirt und der Sauhirt<lb/> Ruhten jezo vom froͤhlichen Tanz, es ruhten die Weiber;<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [445/0451]
Dreiundzwanzigſter Geſang.
Welchen auch Kenntniß fehlt von rothgeſchnaͤbelten Schiffen,
Und von geglaͤtteten Rudern, den Fittigen eilender Schiffe.
Deutlich hat er ſie mir bezeichnet, daß ich nicht irre.
Wenn ein Wanderer einſt, der mir in der Fremde begegnet,
Sagt, ich trag' eine Schaufel auf meiner ruͤſtigen Schulter;
Dann ſoll ich dort in die Erde das ſchoͤngeglaͤttete Ruder
Stecken, und Opfer bringen dem Meerbeherſcher Poſeidon,
Einen Widder und Stier und einen mutigen Eber;
Drauf zur Heimat kehren, und opfern heilige Gaben
Allen unſterblichen Goͤttern, des weiten Himmels Bewohnern,
Nach der Reihe herum. Zulezt wird außer dem Meere
Kommen der Tod, und mich, von hohem behaglichem Alter
Aufgeloͤſeten, ſanft hinnehmen, wann ringsum die Voͤlker
Froh und gluͤcklich ſind. Dies hat mir der Seher verkuͤndet.
275
280
Ihm antwortete drauf die kluge Paͤnelopeia:
Nun wenn dir von den Goͤttern ein frohes Alter beſtimmt iſt;
Koͤnnen wir hoffen, du wirſt dein Leiden gluͤcklich vollenden.
285
Alſo beſprachen dieſe ſich jezo unter einander.
Euruͤkleia indeß und Euruͤnomaͤ breiteten aͤmſig
Weiche Gewande zum Lager, beim Scheine leuchtender Fackeln.
Und nachdem ſie in Eile das warme Lager gebettet,
Ging die Alte zuruͤck in ihre Kammer, zu ruhen.
Aber Euruͤnomaͤ fuͤhrte den Koͤnig und ſeine Gemahlin
Zu dem bereiteten Lager, und trug die leuchtende Fackel;
Als ſie die Kammer erreicht, enteilte ſie. Jene beſtiegen
Freudig ihr altes Lager, der keuſchen Liebe geheiligt.
290
295
Aber Taͤlemachos, der Rinderhirt und der Sauhirt
Ruhten jezo vom froͤhlichen Tanz, es ruhten die Weiber;
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