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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Achzehnter Gesang.
Hurtig den großen Kampf des blutigen Krieges entscheiden.
Darum weiß ich nicht, ob Gott von Troja mich heimführt,
Oder mich dort abfodert. Du sorg' hier fleißig für alles! 265
Pfleg' auch meinen Vater und meine Mutter im Hause,
So wie bisher, ja noch sorgfältiger, wann ich entfernt bin.
Siehst du aber den Sohn im ersten Barte der Jugend;
Magst du das Haus verlaßen, und, wem du willst, dich vermählen.
Also sprach er zulezt; das wird nun alles erfüllet! 270
Kommen wird einst die Nacht, die schreckliche Nacht der Vermählung!
Mir unglücklichen Frau, die Zeus des Heiles beraubt hat!
Aber vor allen kränket mich das in der Tiefe des Herzens:
Unter den Freiern galt ja sonst nicht diese Begegnung!
Denn die ein edles Weib und eines Begüterten Tochter 275
Sich zur Gemahlin wünschen, und Nebenbuhler befürchten,
Diese bringen ja Rinder und fette Schafe zum Schmause
Für die Freunde der Braut, und schenken ihr köstliche Gaben;
Aber verschwelgen nicht so umsonst ein fremdes Vermögen!

Sprachs; da freuete sich der herliche Dulder Odüßeus, 280
Daß sie von ihnen Geschenke zog, und mit freundlichen Worten
Ihre Herzen bestrickte, doch anders im Herzen gedachte.

Aber Eupeithäs Sohn Antinoos gab ihr zur Antwort:
O Ikarios Tochter, du kluge Pänelopeia,
Was dir jeder Achaier an köstlichen Gaben hieher bringt, 285
Dieses empfang; es wäre nicht fein, das Geschenk dir zu weigern.
Aber wir weichen nicht eh zu den Unsrigen oder zu andern,
Eh du den beßten Achaier zu deinem Bräutigam wählest!

Also sprach er, und allen gefiel Antinoos Rede.
Und die Geschenke zu bringen, entsandte jeder den Herold[.] 290

Achzehnter Geſang.
Hurtig den großen Kampf des blutigen Krieges entſcheiden.
Darum weiß ich nicht, ob Gott von Troja mich heimfuͤhrt,
Oder mich dort abfodert. Du ſorg' hier fleißig fuͤr alles! 265
Pfleg' auch meinen Vater und meine Mutter im Hauſe,
So wie bisher, ja noch ſorgfaͤltiger, wann ich entfernt bin.
Siehſt du aber den Sohn im erſten Barte der Jugend;
Magſt du das Haus verlaßen, und, wem du willſt, dich vermaͤhlen.
Alſo ſprach er zulezt; das wird nun alles erfuͤllet! 270
Kommen wird einſt die Nacht, die ſchreckliche Nacht der Vermaͤhlung!
Mir ungluͤcklichen Frau, die Zeus des Heiles beraubt hat!
Aber vor allen kraͤnket mich das in der Tiefe des Herzens:
Unter den Freiern galt ja ſonſt nicht dieſe Begegnung!
Denn die ein edles Weib und eines Beguͤterten Tochter 275
Sich zur Gemahlin wuͤnſchen, und Nebenbuhler befuͤrchten,
Dieſe bringen ja Rinder und fette Schafe zum Schmauſe
Fuͤr die Freunde der Braut, und ſchenken ihr koͤſtliche Gaben;
Aber verſchwelgen nicht ſo umſonſt ein fremdes Vermoͤgen!

Sprachs; da freuete ſich der herliche Dulder Oduͤßeus, 280
Daß ſie von ihnen Geſchenke zog, und mit freundlichen Worten
Ihre Herzen beſtrickte, doch anders im Herzen gedachte.

Aber Eupeithaͤs Sohn Antinoos gab ihr zur Antwort:
O Ikarios Tochter, du kluge Paͤnelopeia,
Was dir jeder Achaier an koͤſtlichen Gaben hieher bringt, 285
Dieſes empfang; es waͤre nicht fein, das Geſchenk dir zu weigern.
Aber wir weichen nicht eh zu den Unſrigen oder zu andern,
Eh du den beßten Achaier zu deinem Braͤutigam waͤhleſt!

Alſo ſprach er, und allen gefiel Antinoos Rede.
Und die Geſchenke zu bringen, entſandte jeder den Herold[.] 290

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[355/0361] Achzehnter Geſang. Hurtig den großen Kampf des blutigen Krieges entſcheiden. Darum weiß ich nicht, ob Gott von Troja mich heimfuͤhrt, Oder mich dort abfodert. Du ſorg' hier fleißig fuͤr alles! Pfleg' auch meinen Vater und meine Mutter im Hauſe, So wie bisher, ja noch ſorgfaͤltiger, wann ich entfernt bin. Siehſt du aber den Sohn im erſten Barte der Jugend; Magſt du das Haus verlaßen, und, wem du willſt, dich vermaͤhlen. Alſo ſprach er zulezt; das wird nun alles erfuͤllet! Kommen wird einſt die Nacht, die ſchreckliche Nacht der Vermaͤhlung! Mir ungluͤcklichen Frau, die Zeus des Heiles beraubt hat! Aber vor allen kraͤnket mich das in der Tiefe des Herzens: Unter den Freiern galt ja ſonſt nicht dieſe Begegnung! Denn die ein edles Weib und eines Beguͤterten Tochter Sich zur Gemahlin wuͤnſchen, und Nebenbuhler befuͤrchten, Dieſe bringen ja Rinder und fette Schafe zum Schmauſe Fuͤr die Freunde der Braut, und ſchenken ihr koͤſtliche Gaben; Aber verſchwelgen nicht ſo umſonſt ein fremdes Vermoͤgen! 265 270 275 Sprachs; da freuete ſich der herliche Dulder Oduͤßeus, Daß ſie von ihnen Geſchenke zog, und mit freundlichen Worten Ihre Herzen beſtrickte, doch anders im Herzen gedachte. 280 Aber Eupeithaͤs Sohn Antinoos gab ihr zur Antwort: O Ikarios Tochter, du kluge Paͤnelopeia, Was dir jeder Achaier an koͤſtlichen Gaben hieher bringt, Dieſes empfang; es waͤre nicht fein, das Geſchenk dir zu weigern. Aber wir weichen nicht eh zu den Unſrigen oder zu andern, Eh du den beßten Achaier zu deinem Braͤutigam waͤhleſt! 285 Alſo ſprach er, und allen gefiel Antinoos Rede. Und die Geſchenke zu bringen, entſandte jeder den Herold. 290

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/361>, abgerufen am 25.11.2024.