Jezo kam ein Bettler von Ithaka, welcher die Gaßen Haus bei Haus durchlief, ein weitberüchtigter Vielfraß: Immer füllt' er den Bauch mit Eßen und Trinken, und hatte Weder Stärke noch Kraft, so groß auch seine Gestalt war. Dieser hieß Arnaios; denn also nannt' ihn die Mutter 5 Bei der Geburt: allein die Jünglinge nannten ihn Iros, Weil er gerne mit Botschaft ging, wenn es einer verlangte. Dieser kam, Odüßeus von seinem eigenen Hause Wegzutreiben; er schalt ihn, und sprach die geflügelten Worte:
Geh von der Thüre, du Greis, daß man nicht beim Fuße dich schleppe! 10 Merkst du nicht, wie man rings mit den Augenwimpern mir zuwinkt, Dich von hinnen zu schleppen? Allein ich scheue mich dennoch. Auf denn! oder es kommt noch zwischen uns beiden zum Faustkampf!
Zürnend schaute auf ihn und sprach der weise Odüßeus: Elender, hab' ich doch nimmer mit Wort oder That dich beleidigt! 15 Auch misgönn' ichs dir nicht, wie viel dir einer auch schenke. Und die Schwelle hat Raum für uns beide. Du mußt nicht so neidisch Sehn bei Anderer Milde; du scheinst mir ein irrender Fremdling, Eben wie ich; der Reichthum kömmt von den seligen Göttern. Aber fodre mich nicht so übermütig zum Faustkampf: 20
Oduͤßee. Achzehnter Geſang.
Jezo kam ein Bettler von Ithaka, welcher die Gaßen Haus bei Haus durchlief, ein weitberuͤchtigter Vielfraß: Immer fuͤllt' er den Bauch mit Eßen und Trinken, und hatte Weder Staͤrke noch Kraft, ſo groß auch ſeine Geſtalt war. Dieſer hieß Arnaios; denn alſo nannt' ihn die Mutter 5 Bei der Geburt: allein die Juͤnglinge nannten ihn Iros, Weil er gerne mit Botſchaft ging, wenn es einer verlangte. Dieſer kam, Oduͤßeus von ſeinem eigenen Hauſe Wegzutreiben; er ſchalt ihn, und ſprach die gefluͤgelten Worte:
Geh von der Thuͤre, du Greis, daß man nicht beim Fuße dich ſchleppe! 10 Merkſt du nicht, wie man rings mit den Augenwimpern mir zuwinkt, Dich von hinnen zu ſchleppen? Allein ich ſcheue mich dennoch. Auf denn! oder es kommt noch zwiſchen uns beiden zum Fauſtkampf!
Zuͤrnend ſchaute auf ihn und ſprach der weiſe Oduͤßeus: Elender, hab' ich doch nimmer mit Wort oder That dich beleidigt! 15 Auch misgoͤnn' ichs dir nicht, wie viel dir einer auch ſchenke. Und die Schwelle hat Raum fuͤr uns beide. Du mußt nicht ſo neidiſch Sehn bei Anderer Milde; du ſcheinſt mir ein irrender Fremdling, Eben wie ich; der Reichthum koͤmmt von den ſeligen Goͤttern. Aber fodre mich nicht ſo uͤbermuͤtig zum Fauſtkampf: 20
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Oduͤßee.
Achzehnter Geſang.
Jezo kam ein Bettler von Ithaka, welcher die Gaßen
Haus bei Haus durchlief, ein weitberuͤchtigter Vielfraß:
Immer fuͤllt' er den Bauch mit Eßen und Trinken, und hatte
Weder Staͤrke noch Kraft, ſo groß auch ſeine Geſtalt war.
Dieſer hieß Arnaios; denn alſo nannt' ihn die Mutter
Bei der Geburt: allein die Juͤnglinge nannten ihn Iros,
Weil er gerne mit Botſchaft ging, wenn es einer verlangte.
Dieſer kam, Oduͤßeus von ſeinem eigenen Hauſe
Wegzutreiben; er ſchalt ihn, und ſprach die gefluͤgelten Worte:
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Geh von der Thuͤre, du Greis, daß man nicht beim Fuße dich ſchleppe!
Merkſt du nicht, wie man rings mit den Augenwimpern mir zuwinkt,
Dich von hinnen zu ſchleppen? Allein ich ſcheue mich dennoch.
Auf denn! oder es kommt noch zwiſchen uns beiden zum Fauſtkampf!
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Zuͤrnend ſchaute auf ihn und ſprach der weiſe Oduͤßeus:
Elender, hab' ich doch nimmer mit Wort oder That dich beleidigt!
Auch misgoͤnn' ichs dir nicht, wie viel dir einer auch ſchenke.
Und die Schwelle hat Raum fuͤr uns beide. Du mußt nicht ſo neidiſch
Sehn bei Anderer Milde; du ſcheinſt mir ein irrender Fremdling,
Eben wie ich; der Reichthum koͤmmt von den ſeligen Goͤttern.
Aber fodre mich nicht ſo uͤbermuͤtig zum Fauſtkampf:
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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/351>, abgerufen am 22.11.2024.
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