Und die Sonne sank, und Dunkel umhüllte die Pfade. 295 Und er steurte gen Ferai, vom Winde Gottes erfreuet, Und zu der göttlichen Aelis, die von den Epeiern beherscht wird. V. 297. Aber von dannen lenkt' er das Schiff zu den spizigen Inseln, Sorgend, ob er dem Tod' entfliehn würd', oder erliegen.
Und in der Hütte genoß mit Odüßeus der trefliche Sauhirt 300 Jezo die Abendkost, auch aßen die übrigen Hirten. Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war; Da versuchte der Held Odüßeus, ob ihn der Sauhirt Noch in der Hütte dort herbergen und freundlich bewirten, Oder ihn treiben würd', in die Stadt zu eilen; so sprach er: 305
Höre mich jezt, Eumaios, und hört, ihr übrigen Hirten. Morgen hätt' ich wohl Lust, in die Stadt als Bettler zu gehen; Daß ich deine Freunde und dich nicht länger beschwere. Sage mir denn Bescheid, und gib mir einen Gefährten, Welcher den Weg mich führe. Die Stadt muß ich selber durchirren, 310 Ob man ein Becherchen Weins und ein wenig Brosam mir biete. Gerne möcht' ich auch wohl zum Hause des edlen Odüßeus Gehen, und Botschaft bringen der klugen Pänelopeia, Und alsdann in die Schaar der stolzen Freier mich mischen, Ob sie mich Einmal speisen von ihrem reichlichen Gastmahl. 315 Alles, was sie befehlen, bin ich bereit zu verrichten. Denn ich verkündige dir; merk auf, und höre die Worte:
V. 297. Aelis hieß damals nur die äußerste Spize vom Peloponnes gegen Ithaka. Die spizigen Inseln waren die südwestlichen der Echinaden. Tälema- chos nahm, aus Furcht vor den Freiern, die zwischen Ithaka und Samä auf ihn laurten, nicht den nächsten Weg; sondern fuhr auf Akarnanien zu, und landete an der Nordseite von Ithaka.
Oduͤßee.
Und die Sonne ſank, und Dunkel umhuͤllte die Pfade. 295 Und er ſteurte gen Ferai, vom Winde Gottes erfreuet, Und zu der goͤttlichen Aelis, die von den Epeiern beherſcht wird. V. 297. Aber von dannen lenkt' er das Schiff zu den ſpizigen Inſeln, Sorgend, ob er dem Tod' entfliehn wuͤrd', oder erliegen.
Und in der Huͤtte genoß mit Oduͤßeus der trefliche Sauhirt 300 Jezo die Abendkoſt, auch aßen die uͤbrigen Hirten. Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speiſe geſtillt war; Da verſuchte der Held Oduͤßeus, ob ihn der Sauhirt Noch in der Huͤtte dort herbergen und freundlich bewirten, Oder ihn treiben wuͤrd', in die Stadt zu eilen; ſo ſprach er: 305
Hoͤre mich jezt, Eumaios, und hoͤrt, ihr uͤbrigen Hirten. Morgen haͤtt' ich wohl Luſt, in die Stadt als Bettler zu gehen; Daß ich deine Freunde und dich nicht laͤnger beſchwere. Sage mir denn Beſcheid, und gib mir einen Gefaͤhrten, Welcher den Weg mich fuͤhre. Die Stadt muß ich ſelber durchirren, 310 Ob man ein Becherchen Weins und ein wenig Broſam mir biete. Gerne moͤcht' ich auch wohl zum Hauſe des edlen Oduͤßeus Gehen, und Botſchaft bringen der klugen Paͤnelopeia, Und alsdann in die Schaar der ſtolzen Freier mich miſchen, Ob ſie mich Einmal ſpeiſen von ihrem reichlichen Gaſtmahl. 315 Alles, was ſie befehlen, bin ich bereit zu verrichten. Denn ich verkuͤndige dir; merk auf, und hoͤre die Worte:
V. 297. Aelis hieß damals nur die aͤußerſte Spize vom Peloponnes gegen Ithaka. Die ſpizigen Inſeln waren die ſuͤdweſtlichen der Echinaden. Taͤlema- chos nahm, aus Furcht vor den Freiern, die zwiſchen Ithaka und Samaͤ auf ihn laurten, nicht den naͤchſten Weg; ſondern fuhr auf Akarnanien zu, und landete an der Nordſeite von Ithaka.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0300"n="294"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Oduͤßee.</hi></fw><lb/>
Und die Sonne ſank, und Dunkel umhuͤllte die Pfade. <noteplace="right">295</note><lb/>
Und er ſteurte gen Ferai, vom Winde Gottes erfreuet,<lb/>
Und zu der goͤttlichen Aelis, die von den Epeiern beherſcht wird. <noteplace="foot"n="V. 297. ">Aelis hieß damals nur die aͤußerſte Spize vom Peloponnes gegen<lb/>
Ithaka. Die ſpizigen Inſeln waren die ſuͤdweſtlichen der Echinaden. Taͤlema-<lb/>
chos nahm, aus Furcht vor den Freiern, die zwiſchen Ithaka und Samaͤ auf<lb/>
ihn laurten, nicht den naͤchſten Weg; ſondern fuhr auf Akarnanien zu, und<lb/>
landete an der Nordſeite von Ithaka.</note><lb/>
Aber von dannen lenkt' er das Schiff zu den ſpizigen Inſeln,<lb/>
Sorgend, ob er dem Tod' entfliehn wuͤrd', oder erliegen.</p><lb/><p>Und in der Huͤtte genoß mit Oduͤßeus der trefliche Sauhirt <noteplace="right">300</note><lb/>
Jezo die Abendkoſt, auch aßen die uͤbrigen Hirten.<lb/>
Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speiſe geſtillt war;<lb/>
Da verſuchte der Held Oduͤßeus, ob ihn der Sauhirt<lb/>
Noch in der Huͤtte dort herbergen und freundlich bewirten,<lb/>
Oder ihn treiben wuͤrd', in die Stadt zu eilen; ſo ſprach er: <noteplace="right">305</note></p><lb/><p>Hoͤre mich jezt, Eumaios, und hoͤrt, ihr uͤbrigen Hirten.<lb/>
Morgen haͤtt' ich wohl Luſt, in die Stadt als Bettler zu gehen;<lb/>
Daß ich deine Freunde und dich nicht laͤnger beſchwere.<lb/>
Sage mir denn Beſcheid, und gib mir einen Gefaͤhrten,<lb/>
Welcher den Weg mich fuͤhre. Die Stadt muß ich ſelber durchirren, <noteplace="right">310</note><lb/>
Ob man ein Becherchen Weins und ein wenig Broſam mir biete.<lb/>
Gerne moͤcht' ich auch wohl zum Hauſe des edlen Oduͤßeus<lb/>
Gehen, und Botſchaft bringen der klugen Paͤnelopeia,<lb/>
Und alsdann in die Schaar der ſtolzen Freier mich miſchen,<lb/>
Ob ſie mich Einmal ſpeiſen von ihrem reichlichen Gaſtmahl. <noteplace="right">315</note><lb/>
Alles, was ſie befehlen, bin ich bereit zu verrichten.<lb/>
Denn ich verkuͤndige dir; merk auf, und hoͤre die Worte:<lb/></p></div></body></text></TEI>
[294/0300]
Oduͤßee.
Und die Sonne ſank, und Dunkel umhuͤllte die Pfade.
Und er ſteurte gen Ferai, vom Winde Gottes erfreuet,
Und zu der goͤttlichen Aelis, die von den Epeiern beherſcht wird. V. 297.
Aber von dannen lenkt' er das Schiff zu den ſpizigen Inſeln,
Sorgend, ob er dem Tod' entfliehn wuͤrd', oder erliegen.
295
Und in der Huͤtte genoß mit Oduͤßeus der trefliche Sauhirt
Jezo die Abendkoſt, auch aßen die uͤbrigen Hirten.
Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speiſe geſtillt war;
Da verſuchte der Held Oduͤßeus, ob ihn der Sauhirt
Noch in der Huͤtte dort herbergen und freundlich bewirten,
Oder ihn treiben wuͤrd', in die Stadt zu eilen; ſo ſprach er:
300
305
Hoͤre mich jezt, Eumaios, und hoͤrt, ihr uͤbrigen Hirten.
Morgen haͤtt' ich wohl Luſt, in die Stadt als Bettler zu gehen;
Daß ich deine Freunde und dich nicht laͤnger beſchwere.
Sage mir denn Beſcheid, und gib mir einen Gefaͤhrten,
Welcher den Weg mich fuͤhre. Die Stadt muß ich ſelber durchirren,
Ob man ein Becherchen Weins und ein wenig Broſam mir biete.
Gerne moͤcht' ich auch wohl zum Hauſe des edlen Oduͤßeus
Gehen, und Botſchaft bringen der klugen Paͤnelopeia,
Und alsdann in die Schaar der ſtolzen Freier mich miſchen,
Ob ſie mich Einmal ſpeiſen von ihrem reichlichen Gaſtmahl.
Alles, was ſie befehlen, bin ich bereit zu verrichten.
Denn ich verkuͤndige dir; merk auf, und hoͤre die Worte:
310
315
V. 297. Aelis hieß damals nur die aͤußerſte Spize vom Peloponnes gegen
Ithaka. Die ſpizigen Inſeln waren die ſuͤdweſtlichen der Echinaden. Taͤlema-
chos nahm, aus Furcht vor den Freiern, die zwiſchen Ithaka und Samaͤ auf
ihn laurten, nicht den naͤchſten Weg; ſondern fuhr auf Akarnanien zu, und
landete an der Nordſeite von Ithaka.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/300>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.