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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Odüßee.
Und sie erhoben die Hände zum leckerbereiteten Mahle.
Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war,
Trug Mesaulios wieder das Brot von dannen; und alle, 455
Von dem Brot und dem Fleische gesättiget, eilten zur Ruhe.

Eine grauliche Nacht, unerleuchtet vom schwindenden Monde, V. 457.
Kam; es regnete Zeus, naßstürmend sauste der Westwind.
Beim Entkleiden versucht' Odüßeus, ob ihm der Sauhirt
Nicht den Mantel vielleicht darbieten, oder der Knechte 460
Einem es würde befehlen, da er für ihn so besorgt war:

Höre mich jezt, Eumaios, und hört, ihr übrigen Hirten!
Rühmend red' ich ein Wort, vom bethörenden Weine besieget,
Welcher den Weisesten oft anreizt zum lauten Gesange,
Ihn zum herzlichen Lachen und Gaukeltanze verleitet, 465
Und manch Wort ihm entlockt, das beßer wäre verschwiegen.
Aber weil das Geschwäz doch anfing, will ichs vollenden.
Wollte Gott, ich grünte noch jezt in der Fülle der Jugend,
Als da vor Troja wir uns im Hinterhalte verbargen!
Führer waren Odüßeus, und Atreus Sohn Menelaos, 470
Und der dritte war ich; denn sie verlangten es selber.
Als wir jezo die Stadt und die hohe Mauer erreichten,
Legten wir nahe der Burg, im dichtverwachsenen Sumpfe,
Zwischen Weiden und Schilfen uns nieder, unter der Rüstung.
Eine stürmische Nacht brach an; der erstarrende Nordwind 475
Stürzte daher; und stöbernder Schnee, gleich duftigem Reife,
Fiel anfrierend herab, und umzog die Schilde mit Glatteis.
Alle die andern lagen, gehüllt in Mantel und Leibrock,

V. 457. Es war im Herbst, und kurz vor dem Neumond.

Oduͤßee.
Und ſie erhoben die Haͤnde zum leckerbereiteten Mahle.
Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speiſe geſtillt war,
Trug Meſaulios wieder das Brot von dannen; und alle, 455
Von dem Brot und dem Fleiſche geſaͤttiget, eilten zur Ruhe.

Eine grauliche Nacht, unerleuchtet vom ſchwindenden Monde, V. 457.
Kam; es regnete Zeus, naßſtuͤrmend ſauſte der Weſtwind.
Beim Entkleiden verſucht' Oduͤßeus, ob ihm der Sauhirt
Nicht den Mantel vielleicht darbieten, oder der Knechte 460
Einem es wuͤrde befehlen, da er fuͤr ihn ſo beſorgt war:

Hoͤre mich jezt, Eumaios, und hoͤrt, ihr uͤbrigen Hirten!
Ruͤhmend red' ich ein Wort, vom bethoͤrenden Weine beſieget,
Welcher den Weiſeſten oft anreizt zum lauten Geſange,
Ihn zum herzlichen Lachen und Gaukeltanze verleitet, 465
Und manch Wort ihm entlockt, das beßer waͤre verſchwiegen.
Aber weil das Geſchwaͤz doch anfing, will ichs vollenden.
Wollte Gott, ich gruͤnte noch jezt in der Fuͤlle der Jugend,
Als da vor Troja wir uns im Hinterhalte verbargen!
Fuͤhrer waren Oduͤßeus, und Atreus Sohn Menelaos, 470
Und der dritte war ich; denn ſie verlangten es ſelber.
Als wir jezo die Stadt und die hohe Mauer erreichten,
Legten wir nahe der Burg, im dichtverwachſenen Sumpfe,
Zwiſchen Weiden und Schilfen uns nieder, unter der Ruͤſtung.
Eine ſtuͤrmiſche Nacht brach an; der erſtarrende Nordwind 475
Stuͤrzte daher; und ſtoͤbernder Schnee, gleich duftigem Reife,
Fiel anfrierend herab, und umzog die Schilde mit Glatteis.
Alle die andern lagen, gehuͤllt in Mantel und Leibrock,

V. 457. Es war im Herbſt, und kurz vor dem Neumond.
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[280/0286] Oduͤßee. Und ſie erhoben die Haͤnde zum leckerbereiteten Mahle. Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speiſe geſtillt war, Trug Meſaulios wieder das Brot von dannen; und alle, Von dem Brot und dem Fleiſche geſaͤttiget, eilten zur Ruhe. 455 Eine grauliche Nacht, unerleuchtet vom ſchwindenden Monde, V. 457. Kam; es regnete Zeus, naßſtuͤrmend ſauſte der Weſtwind. Beim Entkleiden verſucht' Oduͤßeus, ob ihm der Sauhirt Nicht den Mantel vielleicht darbieten, oder der Knechte Einem es wuͤrde befehlen, da er fuͤr ihn ſo beſorgt war: 460 Hoͤre mich jezt, Eumaios, und hoͤrt, ihr uͤbrigen Hirten! Ruͤhmend red' ich ein Wort, vom bethoͤrenden Weine beſieget, Welcher den Weiſeſten oft anreizt zum lauten Geſange, Ihn zum herzlichen Lachen und Gaukeltanze verleitet, Und manch Wort ihm entlockt, das beßer waͤre verſchwiegen. Aber weil das Geſchwaͤz doch anfing, will ichs vollenden. Wollte Gott, ich gruͤnte noch jezt in der Fuͤlle der Jugend, Als da vor Troja wir uns im Hinterhalte verbargen! Fuͤhrer waren Oduͤßeus, und Atreus Sohn Menelaos, Und der dritte war ich; denn ſie verlangten es ſelber. Als wir jezo die Stadt und die hohe Mauer erreichten, Legten wir nahe der Burg, im dichtverwachſenen Sumpfe, Zwiſchen Weiden und Schilfen uns nieder, unter der Ruͤſtung. Eine ſtuͤrmiſche Nacht brach an; der erſtarrende Nordwind Stuͤrzte daher; und ſtoͤbernder Schnee, gleich duftigem Reife, Fiel anfrierend herab, und umzog die Schilde mit Glatteis. Alle die andern lagen, gehuͤllt in Mantel und Leibrock, 465 470 475 V. 457. Es war im Herbſt, und kurz vor dem Neumond.

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/286>, abgerufen am 25.11.2024.