Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.Vierzehnter Gesang. Mit dem blutigen Fleische, von allen Gliedern geschnitten;Dieses warf er ins Feuer, mit feinem Mehle bestreuet. Und sie schnitten das Uebrige klein, und stecktens an Spieße, 430 Brietens mit Vorsicht über der Glut, und zogens herunter, Legten dann alles zusammen auf Küchentische. Der Sauhirt Stellte sich hin, es zu theilen; denn Billigkeit lag ihm am Herzen. Und in sieben Theile zerlegt' er alles Gebratne: Einen legt' er den Nümfen, und Hermäs, dem Sohne der Maia, V. 435. 435 Betend den andern hin; die übrigen reicht' er den Männern. Aber Odüßeus verehrt' er den unzerschnittenen Rücken Vom weißzahnichten Schwein, und erfreute die Seele des Königs. Fröhlich sagte zu ihm der erfindungsreiche Odüßeus: Liebe dich Vater Zeus, wie ich dich liebe, Eumaios, 440 Drauf antwortetest du, Eumaios, Hüter der Schweine: Sprachs, und weihte den Göttern die Erstlinge, opferte selber V. 435. Den Nümfen als Feldgöttinnen, und Hermäs als dem Vorsteher
der Hirten. Maia war Atlas Tochter, und eine von Zeus Geliebten. Vierzehnter Geſang. Mit dem blutigen Fleiſche, von allen Gliedern geſchnitten;Dieſes warf er ins Feuer, mit feinem Mehle beſtreuet. Und ſie ſchnitten das Uebrige klein, und ſtecktens an Spieße, 430 Brietens mit Vorſicht uͤber der Glut, und zogens herunter, Legten dann alles zuſammen auf Kuͤchentiſche. Der Sauhirt Stellte ſich hin, es zu theilen; denn Billigkeit lag ihm am Herzen. Und in ſieben Theile zerlegt' er alles Gebratne: Einen legt' er den Nuͤmfen, und Hermaͤs, dem Sohne der Maia, V. 435. 435 Betend den andern hin; die uͤbrigen reicht' er den Maͤnnern. Aber Oduͤßeus verehrt' er den unzerſchnittenen Ruͤcken Vom weißzahnichten Schwein, und erfreute die Seele des Koͤnigs. Froͤhlich ſagte zu ihm der erfindungsreiche Oduͤßeus: Liebe dich Vater Zeus, wie ich dich liebe, Eumaios, 440 Drauf antworteteſt du, Eumaios, Huͤter der Schweine: Sprachs, und weihte den Goͤttern die Erſtlinge, opferte ſelber V. 435. Den Nuͤmfen als Feldgoͤttinnen, und Hermaͤs als dem Vorſteher
der Hirten. Maia war Atlas Tochter, und eine von Zeus Geliebten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0285" n="279"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vierzehnter Geſang.</hi></fw><lb/> Mit dem blutigen Fleiſche, von allen Gliedern geſchnitten;<lb/> Dieſes warf er ins Feuer, mit feinem Mehle beſtreuet.<lb/> Und ſie ſchnitten das Uebrige klein, und ſtecktens an Spieße, <note place="right">430</note><lb/> Brietens mit Vorſicht uͤber der Glut, und zogens herunter,<lb/> Legten dann alles zuſammen auf Kuͤchentiſche. Der Sauhirt<lb/> Stellte ſich hin, es zu theilen; denn Billigkeit lag ihm am Herzen.<lb/> Und in ſieben Theile zerlegt' er alles Gebratne:<lb/> Einen legt' er den Nuͤmfen, und Hermaͤs, dem Sohne der Maia, <note place="foot" n="V. 435.">Den Nuͤmfen als Feldgoͤttinnen, und Hermaͤs als dem Vorſteher<lb/> der Hirten. Maia war Atlas Tochter, und eine von Zeus Geliebten.</note> <note place="right">435</note><lb/> Betend den andern hin; die uͤbrigen reicht' er den Maͤnnern.<lb/> Aber Oduͤßeus verehrt' er den unzerſchnittenen Ruͤcken<lb/> Vom weißzahnichten Schwein, und erfreute die Seele des Koͤnigs.<lb/> Froͤhlich ſagte zu ihm der erfindungsreiche Oduͤßeus:</p><lb/> <p>Liebe dich Vater Zeus, wie ich dich liebe, Eumaios, <note place="right">440</note><lb/> Da du mir armen Manne ſo milde Gaben verehreſt!</p><lb/> <p>Drauf antworteteſt du, Eumaios, Huͤter der Schweine:<lb/> Iß, mein ungluͤckſeliger Freund, und freue dich deßen,<lb/> Wie du es haſt. Gott giebt uns dieſes, und jenes verſagt er,<lb/> Wie es ſeinem Herzen gefaͤllt; denn er herſchet mit Allmacht. <note place="right">445</note></p><lb/> <p>Sprachs, und weihte den Goͤttern die Erſtlinge, opferte ſelber<lb/> Funkelnden Wein, und gab ihn dem Staͤdteverwuͤſter Oduͤßeus<lb/> In die Hand; er ſaß bei ſeinem beſchiedenen Antheil.<lb/> Ihnen vertheilte das Brot Meſaulios, welchen der Sauhirt<lb/> Selber ſich angeſchafft, indeß ſein Koͤnig entfernt war: <note place="right">450</note><lb/> Ohne Paͤnelopeia, und ohne den alten Laertaͤs,<lb/> Hatt' er von Tafiern ihn mit eigenem Gute gekaufet.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [279/0285]
Vierzehnter Geſang.
Mit dem blutigen Fleiſche, von allen Gliedern geſchnitten;
Dieſes warf er ins Feuer, mit feinem Mehle beſtreuet.
Und ſie ſchnitten das Uebrige klein, und ſtecktens an Spieße,
Brietens mit Vorſicht uͤber der Glut, und zogens herunter,
Legten dann alles zuſammen auf Kuͤchentiſche. Der Sauhirt
Stellte ſich hin, es zu theilen; denn Billigkeit lag ihm am Herzen.
Und in ſieben Theile zerlegt' er alles Gebratne:
Einen legt' er den Nuͤmfen, und Hermaͤs, dem Sohne der Maia, V. 435.
Betend den andern hin; die uͤbrigen reicht' er den Maͤnnern.
Aber Oduͤßeus verehrt' er den unzerſchnittenen Ruͤcken
Vom weißzahnichten Schwein, und erfreute die Seele des Koͤnigs.
Froͤhlich ſagte zu ihm der erfindungsreiche Oduͤßeus:
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Liebe dich Vater Zeus, wie ich dich liebe, Eumaios,
Da du mir armen Manne ſo milde Gaben verehreſt!
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Drauf antworteteſt du, Eumaios, Huͤter der Schweine:
Iß, mein ungluͤckſeliger Freund, und freue dich deßen,
Wie du es haſt. Gott giebt uns dieſes, und jenes verſagt er,
Wie es ſeinem Herzen gefaͤllt; denn er herſchet mit Allmacht.
445
Sprachs, und weihte den Goͤttern die Erſtlinge, opferte ſelber
Funkelnden Wein, und gab ihn dem Staͤdteverwuͤſter Oduͤßeus
In die Hand; er ſaß bei ſeinem beſchiedenen Antheil.
Ihnen vertheilte das Brot Meſaulios, welchen der Sauhirt
Selber ſich angeſchafft, indeß ſein Koͤnig entfernt war:
Ohne Paͤnelopeia, und ohne den alten Laertaͤs,
Hatt' er von Tafiern ihn mit eigenem Gute gekaufet.
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V. 435. Den Nuͤmfen als Feldgoͤttinnen, und Hermaͤs als dem Vorſteher
der Hirten. Maia war Atlas Tochter, und eine von Zeus Geliebten.
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