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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Vierzehnter Gesang.
Streiter zu Roß und zu Fuße daher, und vom blizenden Erze
Stralte das ganze Gefild. Der Donnerer Zeus Kronion
Sendete meinen Gefährten die schändliche Flucht, und es wagte
Keiner dem Feinde zu stehn; denn ringsum drohte Verderben. 270
Viele tödteten sie mit ehernen Lanzen, und viele
Schleppten sie lebend hinweg zu harter sklavischer Arbeit.
Aber Kronion Zeus gab selber diesen Gedanken
Mir ins Herz: (o hätte mich lieber das Todes Verhängniß
Dort in Aigüptos ereilt, denn meiner harrte nur Unglück!) 275
Eilend nahm ich den schöngebildeten Helm von dem Haupte,
Und von der Schulter den Schild, und warf den Speer aus der Rechten,
Ging dem Wagen des Königs entgegen, küßt' und umarmte
Seine Knie', und er schenkte mir voll Erbarmen das Leben,
Hieß in den Wagen mich steigen, und führte mich Weinenden heimwärts. 280
Zwar es stürzten noch oft mit eschenen Lanzen die Feinde
Mich zu ermorden heran, denn sie waren noch heftig erbittert;
Aber er wehrte sie ab, aus Furcht vor der Rache Kronions,
Welcher die Fremdlinge schüzt, und ihre Beleidiger strafet.
Sieben Jahre blieb ich bei ihm, und sammlete Reichthum 285
Von dem aigüptischen Volke genung; denn sie gaben mir alle.
Doch wie das achte Jahr im Laufe der Zeiten herankam;
Siehe da kam ein fönikischer Mann, ein arger Bekrieger
Und Erzschinder, der viele Menschen ins Elend gestürzt hat.
Dieser beredete mich, mit ihm nach Fönikä zu fahren, 290
Wo der Bube sein Haus und sein Erworbenes hatte.
Und ein volles Jahr verweilt' ich bei ihm in Fönikä.
Aber da jezt die Monden und Tage waren vollendet,

S

Vierzehnter Geſang.
Streiter zu Roß und zu Fuße daher, und vom blizenden Erze
Stralte das ganze Gefild. Der Donnerer Zeus Kronion
Sendete meinen Gefaͤhrten die ſchaͤndliche Flucht, und es wagte
Keiner dem Feinde zu ſtehn; denn ringsum drohte Verderben. 270
Viele toͤdteten ſie mit ehernen Lanzen, und viele
Schleppten ſie lebend hinweg zu harter ſklaviſcher Arbeit.
Aber Kronion Zeus gab ſelber dieſen Gedanken
Mir ins Herz: (o haͤtte mich lieber das Todes Verhaͤngniß
Dort in Aiguͤptos ereilt, denn meiner harrte nur Ungluͤck!) 275
Eilend nahm ich den ſchoͤngebildeten Helm von dem Haupte,
Und von der Schulter den Schild, und warf den Speer aus der Rechten,
Ging dem Wagen des Koͤnigs entgegen, kuͤßt' und umarmte
Seine Knie', und er ſchenkte mir voll Erbarmen das Leben,
Hieß in den Wagen mich ſteigen, und fuͤhrte mich Weinenden heimwaͤrts. 280
Zwar es ſtuͤrzten noch oft mit eſchenen Lanzen die Feinde
Mich zu ermorden heran, denn ſie waren noch heftig erbittert;
Aber er wehrte ſie ab, aus Furcht vor der Rache Kronions,
Welcher die Fremdlinge ſchuͤzt, und ihre Beleidiger ſtrafet.
Sieben Jahre blieb ich bei ihm, und ſammlete Reichthum 285
Von dem aiguͤptiſchen Volke genung; denn ſie gaben mir alle.
Doch wie das achte Jahr im Laufe der Zeiten herankam;
Siehe da kam ein foͤnikiſcher Mann, ein arger Bekrieger
Und Erzſchinder, der viele Menſchen ins Elend geſtuͤrzt hat.
Dieſer beredete mich, mit ihm nach Foͤnikaͤ zu fahren, 290
Wo der Bube ſein Haus und ſein Erworbenes hatte.
Und ein volles Jahr verweilt' ich bei ihm in Foͤnikaͤ.
Aber da jezt die Monden und Tage waren vollendet,

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[273/0279] Vierzehnter Geſang. Streiter zu Roß und zu Fuße daher, und vom blizenden Erze Stralte das ganze Gefild. Der Donnerer Zeus Kronion Sendete meinen Gefaͤhrten die ſchaͤndliche Flucht, und es wagte Keiner dem Feinde zu ſtehn; denn ringsum drohte Verderben. Viele toͤdteten ſie mit ehernen Lanzen, und viele Schleppten ſie lebend hinweg zu harter ſklaviſcher Arbeit. Aber Kronion Zeus gab ſelber dieſen Gedanken Mir ins Herz: (o haͤtte mich lieber das Todes Verhaͤngniß Dort in Aiguͤptos ereilt, denn meiner harrte nur Ungluͤck!) Eilend nahm ich den ſchoͤngebildeten Helm von dem Haupte, Und von der Schulter den Schild, und warf den Speer aus der Rechten, Ging dem Wagen des Koͤnigs entgegen, kuͤßt' und umarmte Seine Knie', und er ſchenkte mir voll Erbarmen das Leben, Hieß in den Wagen mich ſteigen, und fuͤhrte mich Weinenden heimwaͤrts. Zwar es ſtuͤrzten noch oft mit eſchenen Lanzen die Feinde Mich zu ermorden heran, denn ſie waren noch heftig erbittert; Aber er wehrte ſie ab, aus Furcht vor der Rache Kronions, Welcher die Fremdlinge ſchuͤzt, und ihre Beleidiger ſtrafet. Sieben Jahre blieb ich bei ihm, und ſammlete Reichthum Von dem aiguͤptiſchen Volke genung; denn ſie gaben mir alle. Doch wie das achte Jahr im Laufe der Zeiten herankam; Siehe da kam ein foͤnikiſcher Mann, ein arger Bekrieger Und Erzſchinder, der viele Menſchen ins Elend geſtuͤrzt hat. Dieſer beredete mich, mit ihm nach Foͤnikaͤ zu fahren, Wo der Bube ſein Haus und ſein Erworbenes hatte. Und ein volles Jahr verweilt' ich bei ihm in Foͤnikaͤ. Aber da jezt die Monden und Tage waren vollendet, 270 275 280 285 290 S

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/279>, abgerufen am 25.11.2024.