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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Zwölfter Gesang.
Rauschend schleppten sie alle dem Strome nach, und das Schiff stand
Still, weil keiner mehr das lange Ruder bewegte. 205
Aber ich eilte durchs Schiff, und ermahnete meine Gefährten,
Trat zu jeglichem Mann, und sprach mit freundlicher Stimme:

Freunde, wir sind ja bisher nicht ungeübt in Gefahren;
Und nicht größere drohet uns jezt, als da der Küklope
Mit unmenschlicher Kraft im dunkeln Felsen uns einschloß; 210
Dennoch entflohn wir auch jener durch meine Tugend und Weisheit;
Und ich hoffe, wir werden uns einst auch dieser erinnern.
Auf denn, Geliebteste, thut, was ich euch jezo befehle!
Ihr, schlagt alle des Meers hochstürmende Woge mit Rudern,
Sizend auf euren Bänken! Vielleicht verstatet Kronion 215
Zeus, daß wir, durch die Flucht, doch diesem Verderben entrinnen.
Aber dir, o Pilot, befehl' ich dieses; verschleuß es
Tief im Herzen, denn du besorgst das Steuer des Schiffes!
Lenke das Schiff mit aller Gewalt aus dem Dampf und der Brandung,
Und arbeite gerad' auf den Fels zu; daß es nicht dorthin 220
Unversehens sich wend', und du ins Verderben uns stürzest!

Also sprach ich, und schnell gehorchten sie meinem Befehle.
Aber von Skülla schwieg ich, dem unvermeidlichen Unglück!
Daß nicht meine Gefährten, aus Furcht des Todes, die Ruder
Sinken ließen, und all' im Schiffe zusammen sich drängten. 225
Jezo dacht' ich nicht mehr des schreckenvollen Gebotes,
Welches mir Kirkä geboten, mich nicht zum Kampfe zu rüsten;
Sondern ich gürtete mich mit statlichen Waffen, und faßte
Zween weitschattende Speer' in der Hand, und stieg auf des Schiffes
Vorderverdeck; denn ich hoffte, die Felsenbewohnerin Skülla 230
Dorther kommen zu sehn, um mir die Freunde zu rauben.

Zwoͤlfter Geſang.
Rauſchend ſchleppten ſie alle dem Strome nach, und das Schiff ſtand
Still, weil keiner mehr das lange Ruder bewegte. 205
Aber ich eilte durchs Schiff, und ermahnete meine Gefaͤhrten,
Trat zu jeglichem Mann, und ſprach mit freundlicher Stimme:

Freunde, wir ſind ja bisher nicht ungeuͤbt in Gefahren;
Und nicht groͤßere drohet uns jezt, als da der Kuͤklope
Mit unmenſchlicher Kraft im dunkeln Felſen uns einſchloß; 210
Dennoch entflohn wir auch jener durch meine Tugend und Weisheit;
Und ich hoffe, wir werden uns einſt auch dieſer erinnern.
Auf denn, Geliebteſte, thut, was ich euch jezo befehle!
Ihr, ſchlagt alle des Meers hochſtuͤrmende Woge mit Rudern,
Sizend auf euren Baͤnken! Vielleicht verſtatet Kronion 215
Zeus, daß wir, durch die Flucht, doch dieſem Verderben entrinnen.
Aber dir, o Pilot, befehl' ich dieſes; verſchleuß es
Tief im Herzen, denn du beſorgſt das Steuer des Schiffes!
Lenke das Schiff mit aller Gewalt aus dem Dampf und der Brandung,
Und arbeite gerad' auf den Fels zu; daß es nicht dorthin 220
Unverſehens ſich wend', und du ins Verderben uns ſtuͤrzeſt!

Alſo ſprach ich, und ſchnell gehorchten ſie meinem Befehle.
Aber von Skuͤlla ſchwieg ich, dem unvermeidlichen Ungluͤck!
Daß nicht meine Gefaͤhrten, aus Furcht des Todes, die Ruder
Sinken ließen, und all' im Schiffe zuſammen ſich draͤngten. 225
Jezo dacht' ich nicht mehr des ſchreckenvollen Gebotes,
Welches mir Kirkaͤ geboten, mich nicht zum Kampfe zu ruͤſten;
Sondern ich guͤrtete mich mit ſtatlichen Waffen, und faßte
Zween weitſchattende Speer' in der Hand, und ſtieg auf des Schiffes
Vorderverdeck; denn ich hoffte, die Felſenbewohnerin Skuͤlla 230
Dorther kommen zu ſehn, um mir die Freunde zu rauben.

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[237/0243] Zwoͤlfter Geſang. Rauſchend ſchleppten ſie alle dem Strome nach, und das Schiff ſtand Still, weil keiner mehr das lange Ruder bewegte. Aber ich eilte durchs Schiff, und ermahnete meine Gefaͤhrten, Trat zu jeglichem Mann, und ſprach mit freundlicher Stimme: 205 Freunde, wir ſind ja bisher nicht ungeuͤbt in Gefahren; Und nicht groͤßere drohet uns jezt, als da der Kuͤklope Mit unmenſchlicher Kraft im dunkeln Felſen uns einſchloß; Dennoch entflohn wir auch jener durch meine Tugend und Weisheit; Und ich hoffe, wir werden uns einſt auch dieſer erinnern. Auf denn, Geliebteſte, thut, was ich euch jezo befehle! Ihr, ſchlagt alle des Meers hochſtuͤrmende Woge mit Rudern, Sizend auf euren Baͤnken! Vielleicht verſtatet Kronion Zeus, daß wir, durch die Flucht, doch dieſem Verderben entrinnen. Aber dir, o Pilot, befehl' ich dieſes; verſchleuß es Tief im Herzen, denn du beſorgſt das Steuer des Schiffes! Lenke das Schiff mit aller Gewalt aus dem Dampf und der Brandung, Und arbeite gerad' auf den Fels zu; daß es nicht dorthin Unverſehens ſich wend', und du ins Verderben uns ſtuͤrzeſt! 210 215 220 Alſo ſprach ich, und ſchnell gehorchten ſie meinem Befehle. Aber von Skuͤlla ſchwieg ich, dem unvermeidlichen Ungluͤck! Daß nicht meine Gefaͤhrten, aus Furcht des Todes, die Ruder Sinken ließen, und all' im Schiffe zuſammen ſich draͤngten. Jezo dacht' ich nicht mehr des ſchreckenvollen Gebotes, Welches mir Kirkaͤ geboten, mich nicht zum Kampfe zu ruͤſten; Sondern ich guͤrtete mich mit ſtatlichen Waffen, und faßte Zween weitſchattende Speer' in der Hand, und ſtieg auf des Schiffes Vorderverdeck; denn ich hoffte, die Felſenbewohnerin Skuͤlla Dorther kommen zu ſehn, um mir die Freunde zu rauben. 225 230

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/243>, abgerufen am 27.11.2024.