Sang, wie sie hier und dort die stolze Veste bestürmten; Und wie Odüßeus schnell zu des edlen Däifobos Wohnung Eilte, dem Kriegsgott gleich, samt Atreus Sohn Menelaos, Und wie er dort voll Mutes dem schrecklichsten Kampfe sich darbot, Aber zulezt obsiegte, durch Hülfe der hohen Athänä. 520
Dieses sang der berühmte Dämodokos. Aber Odüßeus Schmolz in Wehmut, Thränen benezten ihm Wimper und Wangen. Also weinet ein Weib, und stürzt auf den lieben Gemahl hin, Der vor seiner Stadt und vor seinem Volke dahinsank, Streitend, den grausamen Tag von der Stadt und den Kindern zu fernen; 525 Jene sieht ihn jezt mit dem Tode ringend und zuckend, Schlingt sich um ihn, und heult laut auf; die Feinde von hinten Schlagen wild mit der Lanze den Rücken ihr und die Schultern, Binden und schleppen als Sklavin sie fort zu Jammer und Arbeit; Und im erbärmlichsten Elend verblühn ihr die reizenden Wangen: 530 So zum Erbarmen entstürzt' Odüßeus Augen die Thräne. Allen übrigen Gästen verbarg er die stürzende Thräne; Nur Alkinoos sah aufmerksam die Trauer des Fremdlings, Welcher neben ihm saß, und hörte die tiefen Senfzer. Und der König begann zu den ruderliebenden Männern: 535
Merket auf, der Faiaken erhabene Fürsten und Pfleger, Und Dämodokos halte nun ein mit der klingenden Harfe; Denn nicht alle horchen mit Wohlgefallen dem Liede. Seit wir sizen am Mahl, und der göttliche Sänger uns vorsingt, Hat er nimmer geruht von seinem traurenden Grame, 540 Unser Gast; ihm drückt wohl ein schwerer Kummer die Seele. Jener halte denn ein! Wir wollen alle vergnügt sein, Gast und Wirte zugleich; denn solches fodert der Wohlstand.
Achter Geſang.
Sang, wie ſie hier und dort die ſtolze Veſte beſtuͤrmten; Und wie Oduͤßeus ſchnell zu des edlen Daͤifobos Wohnung Eilte, dem Kriegsgott gleich, ſamt Atreus Sohn Menelaos, Und wie er dort voll Mutes dem ſchrecklichſten Kampfe ſich darbot, Aber zulezt obſiegte, durch Huͤlfe der hohen Athaͤnaͤ. 520
Dieſes ſang der beruͤhmte Daͤmodokos. Aber Oduͤßeus Schmolz in Wehmut, Thraͤnen benezten ihm Wimper und Wangen. Alſo weinet ein Weib, und ſtuͤrzt auf den lieben Gemahl hin, Der vor ſeiner Stadt und vor ſeinem Volke dahinſank, Streitend, den grauſamen Tag von der Stadt und den Kindern zu fernen; 525 Jene ſieht ihn jezt mit dem Tode ringend und zuckend, Schlingt ſich um ihn, und heult laut auf; die Feinde von hinten Schlagen wild mit der Lanze den Ruͤcken ihr und die Schultern, Binden und ſchleppen als Sklavin ſie fort zu Jammer und Arbeit; Und im erbaͤrmlichſten Elend verbluͤhn ihr die reizenden Wangen: 530 So zum Erbarmen entſtuͤrzt' Oduͤßeus Augen die Thraͤne. Allen uͤbrigen Gaͤſten verbarg er die ſtuͤrzende Thraͤne; Nur Alkinoos ſah aufmerkſam die Trauer des Fremdlings, Welcher neben ihm ſaß, und hoͤrte die tiefen Senfzer. Und der Koͤnig begann zu den ruderliebenden Maͤnnern: 535
Merket auf, der Faiaken erhabene Fuͤrſten und Pfleger, Und Daͤmodokos halte nun ein mit der klingenden Harfe; Denn nicht alle horchen mit Wohlgefallen dem Liede. Seit wir ſizen am Mahl, und der goͤttliche Saͤnger uns vorſingt, Hat er nimmer geruht von ſeinem traurenden Grame, 540 Unſer Gaſt; ihm druͤckt wohl ein ſchwerer Kummer die Seele. Jener halte denn ein! Wir wollen alle vergnuͤgt ſein, Gaſt und Wirte zugleich; denn ſolches fodert der Wohlſtand.
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Achter Geſang.
Sang, wie ſie hier und dort die ſtolze Veſte beſtuͤrmten;
Und wie Oduͤßeus ſchnell zu des edlen Daͤifobos Wohnung
Eilte, dem Kriegsgott gleich, ſamt Atreus Sohn Menelaos,
Und wie er dort voll Mutes dem ſchrecklichſten Kampfe ſich darbot,
Aber zulezt obſiegte, durch Huͤlfe der hohen Athaͤnaͤ.
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Dieſes ſang der beruͤhmte Daͤmodokos. Aber Oduͤßeus
Schmolz in Wehmut, Thraͤnen benezten ihm Wimper und Wangen.
Alſo weinet ein Weib, und ſtuͤrzt auf den lieben Gemahl hin,
Der vor ſeiner Stadt und vor ſeinem Volke dahinſank,
Streitend, den grauſamen Tag von der Stadt und den Kindern zu fernen;
Jene ſieht ihn jezt mit dem Tode ringend und zuckend,
Schlingt ſich um ihn, und heult laut auf; die Feinde von hinten
Schlagen wild mit der Lanze den Ruͤcken ihr und die Schultern,
Binden und ſchleppen als Sklavin ſie fort zu Jammer und Arbeit;
Und im erbaͤrmlichſten Elend verbluͤhn ihr die reizenden Wangen:
So zum Erbarmen entſtuͤrzt' Oduͤßeus Augen die Thraͤne.
Allen uͤbrigen Gaͤſten verbarg er die ſtuͤrzende Thraͤne;
Nur Alkinoos ſah aufmerkſam die Trauer des Fremdlings,
Welcher neben ihm ſaß, und hoͤrte die tiefen Senfzer.
Und der Koͤnig begann zu den ruderliebenden Maͤnnern:
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Merket auf, der Faiaken erhabene Fuͤrſten und Pfleger,
Und Daͤmodokos halte nun ein mit der klingenden Harfe;
Denn nicht alle horchen mit Wohlgefallen dem Liede.
Seit wir ſizen am Mahl, und der goͤttliche Saͤnger uns vorſingt,
Hat er nimmer geruht von ſeinem traurenden Grame,
Unſer Gaſt; ihm druͤckt wohl ein ſchwerer Kummer die Seele.
Jener halte denn ein! Wir wollen alle vergnuͤgt ſein,
Gaſt und Wirte zugleich; denn ſolches fodert der Wohlſtand.
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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/165>, abgerufen am 22.11.2024.
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