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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Odüßee.

Sprachs; und Pontonoos mischte des süßen Weines im Kelche.
Und vertheilte von neuem, sich rechtshin wendend, die Becher.
Als sie des Trankes geopfert, und nach Verlangen getrunken,
Hub Alkinoos an, und sprach zur edlen Versammlung: 185

Merket auf, der Faiaken erhabene Fürsten und Pfleger,
Daß ich rede, wie mir das Herz im Busen gebietet.
Jezo, nachdem ihr gespeist, geht heim, und legt euch zur Ruhe.
Morgen wollen wir hier noch mehr der Aeltesten laden,
Und den Fremdling im Hause bewirten, mit heiligen Opfern 190
Uns die Götter versöhnen, und dann die gefoderte Heimfahrt
Ueberdenken: damit er, vor Noth und Kummer gesichert,
Unter unserm Geleit, in seiner Väter Gefilde
Freudig komme, und bald, er wohn' auch ferne von hinnen;
Und ihm nicht auf dem Weg' ein neues Uebel begegne, 195
Eh er sein Vaterland erreicht hat. Dort begegn' ihm,
Was ihm das Schicksal bestimmt, und die unerbittlichen Schwestern
Ihm bei seiner Geburt in den werdenden Faden gesponnen.
Aber kam vielleicht der Unsterblichen einer vom Himmel,
Wahrlich dann haben mit uns die Götter ein Andres im Sinne! 200
Sonst erscheinen uns stets die Götter in sichtbarer Bildung,
Wann wir mit festlicher Pracht der Hekatomben sie grüßen;
Sizen mit uns in Reihen, und eßen von unserem Mahle.
Oft auch, wann ihnen irgend ein einsamer Wandrer begegnet,
Hüllen sie sich in Gestalt: denn wir sind ihnen so nahe, 205
Wie die wilden Küklopen und ungezähmten Giganten.

Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odüßeus:
O Alkinoos, hege nicht solche Gedanken! Ich sehe
Keinem Unsterblichen gleich, die den weiten Himmel bewohnen,

Oduͤßee.

Sprachs; und Pontonoos miſchte des ſuͤßen Weines im Kelche.
Und vertheilte von neuem, ſich rechtshin wendend, die Becher.
Als ſie des Trankes geopfert, und nach Verlangen getrunken,
Hub Alkinoos an, und ſprach zur edlen Verſammlung: 185

Merket auf, der Faiaken erhabene Fuͤrſten und Pfleger,
Daß ich rede, wie mir das Herz im Buſen gebietet.
Jezo, nachdem ihr geſpeiſt, geht heim, und legt euch zur Ruhe.
Morgen wollen wir hier noch mehr der Aelteſten laden,
Und den Fremdling im Hauſe bewirten, mit heiligen Opfern 190
Uns die Goͤtter verſoͤhnen, und dann die gefoderte Heimfahrt
Ueberdenken: damit er, vor Noth und Kummer geſichert,
Unter unſerm Geleit, in ſeiner Vaͤter Gefilde
Freudig komme, und bald, er wohn' auch ferne von hinnen;
Und ihm nicht auf dem Weg' ein neues Uebel begegne, 195
Eh er ſein Vaterland erreicht hat. Dort begegn' ihm,
Was ihm das Schickſal beſtimmt, und die unerbittlichen Schweſtern
Ihm bei ſeiner Geburt in den werdenden Faden geſponnen.
Aber kam vielleicht der Unſterblichen einer vom Himmel,
Wahrlich dann haben mit uns die Goͤtter ein Andres im Sinne! 200
Sonſt erſcheinen uns ſtets die Goͤtter in ſichtbarer Bildung,
Wann wir mit feſtlicher Pracht der Hekatomben ſie gruͤßen;
Sizen mit uns in Reihen, und eßen von unſerem Mahle.
Oft auch, wann ihnen irgend ein einſamer Wandrer begegnet,
Huͤllen ſie ſich in Geſtalt: denn wir ſind ihnen ſo nahe, 205
Wie die wilden Kuͤklopen und ungezaͤhmten Giganten.

Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Oduͤßeus:
O Alkinoos, hege nicht ſolche Gedanken! Ich ſehe
Keinem Unſterblichen gleich, die den weiten Himmel bewohnen,

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[134/0140] Oduͤßee. Sprachs; und Pontonoos miſchte des ſuͤßen Weines im Kelche. Und vertheilte von neuem, ſich rechtshin wendend, die Becher. Als ſie des Trankes geopfert, und nach Verlangen getrunken, Hub Alkinoos an, und ſprach zur edlen Verſammlung: 185 Merket auf, der Faiaken erhabene Fuͤrſten und Pfleger, Daß ich rede, wie mir das Herz im Buſen gebietet. Jezo, nachdem ihr geſpeiſt, geht heim, und legt euch zur Ruhe. Morgen wollen wir hier noch mehr der Aelteſten laden, Und den Fremdling im Hauſe bewirten, mit heiligen Opfern Uns die Goͤtter verſoͤhnen, und dann die gefoderte Heimfahrt Ueberdenken: damit er, vor Noth und Kummer geſichert, Unter unſerm Geleit, in ſeiner Vaͤter Gefilde Freudig komme, und bald, er wohn' auch ferne von hinnen; Und ihm nicht auf dem Weg' ein neues Uebel begegne, Eh er ſein Vaterland erreicht hat. Dort begegn' ihm, Was ihm das Schickſal beſtimmt, und die unerbittlichen Schweſtern Ihm bei ſeiner Geburt in den werdenden Faden geſponnen. Aber kam vielleicht der Unſterblichen einer vom Himmel, Wahrlich dann haben mit uns die Goͤtter ein Andres im Sinne! Sonſt erſcheinen uns ſtets die Goͤtter in ſichtbarer Bildung, Wann wir mit feſtlicher Pracht der Hekatomben ſie gruͤßen; Sizen mit uns in Reihen, und eßen von unſerem Mahle. Oft auch, wann ihnen irgend ein einſamer Wandrer begegnet, Huͤllen ſie ſich in Geſtalt: denn wir ſind ihnen ſo nahe, Wie die wilden Kuͤklopen und ungezaͤhmten Giganten. 190 195 200 205 Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Oduͤßeus: O Alkinoos, hege nicht ſolche Gedanken! Ich ſehe Keinem Unſterblichen gleich, die den weiten Himmel bewohnen,

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/140>, abgerufen am 18.12.2024.