Strömte das Volk in den Tempel, und horchte der Afterprofetin. Sohn der edleren Sprache Teutonia, die mit der jüngern Schwester Ionia einst auf thrazischen Bergen um Orfeus Spielte, von einerlei Kost der Nektartraube genähret; Dann im Bardenhain, mit dem keuschen Volke der Freiheit, Frei und keusch, die Gespielen verachtete, welche des Auslands Klirrende Fessel trugen, von jedem Sieger geschändet: Deine göttliche Mutter Teutonia, welche mein Klopstock, Von Siona geführt, mit Engelpalmen und Blumen Vom edenischen Strome bekränzt' und zur Seherin Gottes Weihete: sie nur verdient der Natur weißagende Kränze. Auf! und heilige dich, daß du, ihr würdiger Herold, Einen der Kränze, besprengt mit erfrischendem Nektar, herauf bringst. Fleuch der Ehre vergoldeten Saal, des schlauen Gewinstes Lärmenden Markt, und die Gärten der Ueppigkeit, wo sie in bunter Muschelgrotte ruht, und an der geschnittenen Laubwand. Suche den einsamen Nachtigallhain, den rosenumblühten Murmelnden Bach, und den See, mit Abendröthe bepurpert, Und im reifenden Korne den haselbeschatteten Rasen; Oder den glatten Kristall des Winterstroms, die Gebüsche, Blühend von duftigem Reif, und in hellfrierenden Nächten Funkelnde Schneegefilde, von Mond und Sternen erleuchtet.
Stroͤmte das Volk in den Tempel, und horchte der Afterprofetin. Sohn der edleren Sprache Teutonia, die mit der juͤngern Schweſter Ionia einſt auf thraziſchen Bergen um Orfeus Spielte, von einerlei Koſt der Nektartraube genaͤhret; Dann im Bardenhain, mit dem keuſchen Volke der Freiheit, Frei und keuſch, die Geſpielen verachtete, welche des Auslands Klirrende Feſſel trugen, von jedem Sieger geſchaͤndet: Deine goͤttliche Mutter Teutonia, welche mein Klopſtock, Von Siona gefuͤhrt, mit Engelpalmen und Blumen Vom edeniſchen Strome bekraͤnzt' und zur Seherin Gottes Weihete: ſie nur verdient der Natur weißagende Kraͤnze. Auf! und heilige dich, daß du, ihr wuͤrdiger Herold, Einen der Kraͤnze, beſprengt mit erfriſchendem Nektar, herauf bringſt. Fleuch der Ehre vergoldeten Saal, des ſchlauen Gewinſtes Laͤrmenden Markt, und die Gaͤrten der Ueppigkeit, wo ſie in bunter Muſchelgrotte ruht, und an der geſchnittenen Laubwand. Suche den einſamen Nachtigallhain, den roſenumbluͤhten Murmelnden Bach, und den See, mit Abendroͤthe bepurpert, Und im reifenden Korne den haſelbeſchatteten Raſen; Oder den glatten Kriſtall des Winterſtroms, die Gebuͤſche, Bluͤhend von duftigem Reif, und in hellfrierenden Naͤchten Funkelnde Schneegefilde, von Mond und Sternen erleuchtet.
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Stroͤmte das Volk in den Tempel, und horchte der Afterprofetin.
Sohn der edleren Sprache Teutonia, die mit der juͤngern
Schweſter Ionia einſt auf thraziſchen Bergen um Orfeus
Spielte, von einerlei Koſt der Nektartraube genaͤhret;
Dann im Bardenhain, mit dem keuſchen Volke der Freiheit,
Frei und keuſch, die Geſpielen verachtete, welche des Auslands
Klirrende Feſſel trugen, von jedem Sieger geſchaͤndet:
Deine goͤttliche Mutter Teutonia, welche mein Klopſtock,
Von Siona gefuͤhrt, mit Engelpalmen und Blumen
Vom edeniſchen Strome bekraͤnzt' und zur Seherin Gottes
Weihete: ſie nur verdient der Natur weißagende Kraͤnze.
Auf! und heilige dich, daß du, ihr wuͤrdiger Herold,
Einen der Kraͤnze, beſprengt mit erfriſchendem Nektar, herauf bringſt.
Fleuch der Ehre vergoldeten Saal, des ſchlauen Gewinſtes
Laͤrmenden Markt, und die Gaͤrten der Ueppigkeit, wo ſie in bunter
Muſchelgrotte ruht, und an der geſchnittenen Laubwand.
Suche den einſamen Nachtigallhain, den roſenumbluͤhten
Murmelnden Bach, und den See, mit Abendroͤthe bepurpert,
Und im reifenden Korne den haſelbeſchatteten Raſen;
Oder den glatten Kriſtall des Winterſtroms, die Gebuͤſche,
Bluͤhend von duftigem Reif, und in hellfrierenden Naͤchten
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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/12>, abgerufen am 24.11.2024.
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