Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.ZWEITE IDYLLE Lächelnd erwiederte drauf die alteverständige Hausfrau: Männchen, das war in der Küche; Su- sanna windet ihr Garn ab. Sprachs, und trat zur Kommode, der blankgebonten von Nussbaum, Welche die Priesterbeschen, die Ober- hemd' und die Ermel Ihres Gemahls einschloss, und die steif- gefalteten Kragen, 55 Ihm ein Gräul! auch den schönen und weitbewunderten Taufschmuck, Und die flitternden Kronen, gewünscht von den Bräuten des Dorfes. Jezo fand sie die Müz', und reichte sie. Dann zu dem Schranke Ging sie, den Schlafrock holend von blauem wollenem Dammast; ZWEITE IDYLLE Lächelnd erwiederte drauf die alteverſtändige Hausfrau: Männchen, das war in der Küche; Su- ſanna windet ihr Garn ab. Sprachs, und trat zur Kommode, der blankgebonten von Nuſsbaum, Welche die Prieſterbeſchen, die Ober- hemd’ und die Ermel Ihres Gemahls einſchloſs, und die ſteif- gefalteten Kragen, 55 Ihm ein Gräul! auch den ſchönen und weitbewunderten Taufſchmuck, Und die flitternden Kronen, gewünſcht von den Bräuten des Dorfes. Jezo fand ſie die Müz’, und reichte ſie. Dann zu dem Schranke Ging ſie, den Schlafrock holend von blauem wollenem Dammaſt; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0095" n="83"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">ZWEITE IDYLLE</hi></fw><lb/> Lächelnd erwiederte drauf die alte<lb/> verſtändige Hausfrau:<lb/> Männchen, das war in der Küche; Su-<lb/> ſanna windet ihr Garn ab.<lb/> Sprachs, und trat zur Kommode, der<lb/> blankgebonten von Nuſsbaum,<lb/> Welche die Prieſterbeſchen, die Ober-<lb/> hemd’ und die Ermel<lb/> Ihres Gemahls einſchloſs, und die ſteif-<lb/> gefalteten Kragen, <lb n="55"/> Ihm ein Gräul! auch den ſchönen und<lb/> weitbewunderten Taufſchmuck,<lb/> Und die flitternden Kronen, gewünſcht<lb/> von den Bräuten des Dorfes.<lb/> Jezo fand ſie die Müz’, und reichte ſie.<lb/> Dann zu dem Schranke<lb/> Ging ſie, den Schlafrock holend von<lb/> blauem wollenem Dammaſt;<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0095]
ZWEITE IDYLLE
Lächelnd erwiederte drauf die alte
verſtändige Hausfrau:
Männchen, das war in der Küche; Su-
ſanna windet ihr Garn ab.
Sprachs, und trat zur Kommode, der
blankgebonten von Nuſsbaum,
Welche die Prieſterbeſchen, die Ober-
hemd’ und die Ermel
Ihres Gemahls einſchloſs, und die ſteif-
gefalteten Kragen, 55
Ihm ein Gräul! auch den ſchönen und
weitbewunderten Taufſchmuck,
Und die flitternden Kronen, gewünſcht
von den Bräuten des Dorfes.
Jezo fand ſie die Müz’, und reichte ſie.
Dann zu dem Schranke
Ging ſie, den Schlafrock holend von
blauem wollenem Dammaſt;
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Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/95>, abgerufen am 15.08.2024. |