Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Blickt auf, wie hehr das lichte BlauHoch über uns sich wölbet! Wie fern den grünen Glanz der Au Die Butterblume gelbet! 385 Um uns im Sonnenscheine wehn Der Buchen zarte Blätter; Aus tausend Kehlen schallt, wie schön! Vielstimmiges Geschmetter! Ringsum an Bäumen und Gebüsch 390 Entschwellen junge Triebe! Hier schattets kühl! Hier athmet frisch, Und trinkt den Geist der Liebe! Wir beben dir, der Liebe Geist, In dieser Auferstehung, 395 Wie wenn du einst vom Tod' erneust Zu seliger Erhöhung! LUISE Blickt auf, wie hehr das lichte BlauHoch über uns ſich wölbet! Wie fern den grünen Glanz der Au Die Butterblume gelbet! 385 Um uns im Sonnenſcheine wehn Der Buchen zarte Blätter; Aus tauſend Kehlen ſchallt, wie ſchön! Vielſtimmiges Geſchmetter! Ringsum an Bäumen und Gebüſch 390 Entſchwellen junge Triebe! Hier ſchattets kühl! Hier athmet friſch, Und trinkt den Geiſt der Liebe! Wir beben dir, der Liebe Geiſt, In dieſer Auferſtehung, 395 Wie wenn du einſt vom Tod’ erneuſt Zu ſeliger Erhöhung! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0060" n="50"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Blickt auf, wie hehr das lichte Blau<lb/> Hoch über uns ſich wölbet!<lb/> Wie fern den grünen Glanz der Au<lb/> Die Butterblume gelbet! <lb n="385"/> Um uns im Sonnenſcheine wehn<lb/> Der Buchen zarte Blätter;<lb/> Aus tauſend Kehlen ſchallt, wie ſchön!<lb/> Vielſtimmiges Geſchmetter!<lb/> Ringsum an Bäumen und Gebüſch <lb n="390"/> Entſchwellen junge Triebe!<lb/> Hier ſchattets kühl! Hier athmet friſch,<lb/> Und trinkt den Geiſt der Liebe!<lb/> Wir beben dir, der Liebe Geiſt,<lb/> In dieſer Auferſtehung, <lb n="395"/> Wie wenn du einſt vom Tod’ erneuſt<lb/> Zu ſeliger Erhöhung!<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0060]
LUISE
Blickt auf, wie hehr das lichte Blau
Hoch über uns ſich wölbet!
Wie fern den grünen Glanz der Au
Die Butterblume gelbet! 385
Um uns im Sonnenſcheine wehn
Der Buchen zarte Blätter;
Aus tauſend Kehlen ſchallt, wie ſchön!
Vielſtimmiges Geſchmetter!
Ringsum an Bäumen und Gebüſch 390
Entſchwellen junge Triebe!
Hier ſchattets kühl! Hier athmet friſch,
Und trinkt den Geiſt der Liebe!
Wir beben dir, der Liebe Geiſt,
In dieſer Auferſtehung, 395
Wie wenn du einſt vom Tod’ erneuſt
Zu ſeliger Erhöhung!
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