Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Arbeitlos dann sammelt das Kind, undsammelt der Greis ein. Aber es fehlt ein Geschirr für die saftige Reife der Beeren. Pflücken wir dort Huflattig, mein Karl, und die Blätter im Tuche 170 Tragen wir locker geknüpft? Noch dien- licher, wenn ich der Hasel Sauber die Rind' abstreift', und mit ästi- gem Pflocke zusammen Heftete. Oder ersinnt mein Karl noch ein anderes Mittel? Zürnend gab ihm darauf der feurige Knabe die Antwort: Ist das Ernst, Herr Walter: den Busch, der die Zweige herabhängt, 175 Von Nusstrauben beschwert, im fröhlich- sten Wuchse zu schinden? LUISE Arbeitlos dann ſammelt das Kind, undſammelt der Greis ein. Aber es fehlt ein Geſchirr für die ſaftige Reife der Beeren. Pflücken wir dort Huflattig, mein Karl, und die Blätter im Tuche 170 Tragen wir locker geknüpft? Noch dien- licher, wenn ich der Haſel Sauber die Rind’ abſtreift’, und mit äſti- gem Pflocke zuſammen Heftete. Oder erſinnt mein Karl noch ein anderes Mittel? Zürnend gab ihm darauf der feurige Knabe die Antwort: Iſt das Ernſt, Herr Walter: den Buſch, der die Zweige herabhängt, 175 Von Nuſstrauben beſchwert, im fröhlich- ſten Wuchſe zu ſchinden? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0036" n="26"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Arbeitlos dann ſammelt das Kind, und<lb/> ſammelt der Greis ein.<lb/> Aber es fehlt ein Geſchirr für die ſaftige<lb/> Reife der Beeren.<lb/> Pflücken wir dort Huflattig, mein Karl,<lb/> und die Blätter im Tuche <lb n="170"/> Tragen wir locker geknüpft? Noch dien-<lb/> licher, wenn ich der Haſel<lb/> Sauber die Rind’ abſtreift’, und mit äſti-<lb/> gem Pflocke zuſammen<lb/> Heftete. Oder erſinnt mein Karl noch<lb/> ein anderes Mittel?<lb/> Zürnend gab ihm darauf der feurige<lb/> Knabe die Antwort:<lb/> Iſt das Ernſt, Herr Walter: den Buſch,<lb/> der die Zweige herabhängt, <lb n="175"/> Von Nuſstrauben beſchwert, im fröhlich-<lb/> ſten Wuchſe zu ſchinden?<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0036]
LUISE
Arbeitlos dann ſammelt das Kind, und
ſammelt der Greis ein.
Aber es fehlt ein Geſchirr für die ſaftige
Reife der Beeren.
Pflücken wir dort Huflattig, mein Karl,
und die Blätter im Tuche 170
Tragen wir locker geknüpft? Noch dien-
licher, wenn ich der Haſel
Sauber die Rind’ abſtreift’, und mit äſti-
gem Pflocke zuſammen
Heftete. Oder erſinnt mein Karl noch
ein anderes Mittel?
Zürnend gab ihm darauf der feurige
Knabe die Antwort:
Iſt das Ernſt, Herr Walter: den Buſch,
der die Zweige herabhängt, 175
Von Nuſstrauben beſchwert, im fröhlich-
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Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/36>, abgerufen am 16.07.2024. |